Laver Cup: Zwischen Blockbuster-Event und Bedeutungslosigkeit

Der Laver Cup 2019 ist Geschichte. Team Europe um die Superstars Roger Federer und Rafael Nadal gewinnen den nach der australischen Tennislegende Rod Laver benannten Mannschaftswettbewerb zum dritten Mal in Folge. Nach der Premierenausgabe in Prag und dem ersten Event in Übersee in Chicago waren die Cracks vom alten Kontinent erneut – wenn auch nur knapp - zu stark für den „Rest der Welt“.

von Florian Heer
zuletzt bearbeitet: 23.09.2019, 14:46 Uhr

John McEnroe und Björn Borg hatten ihren Spaß
© Getty Images
John McEnroe und Björn Borg hatten ihren Spaß

Von Florian Heer aus Genf

Die Attraktivität eines solchen Events steht und fällt mit dem Antreten der Superstars der Szene. Mit Roger Federer und Rafael Nadal waren zwei der globalen „Ticketseller“ im Herrentennis am Start. Volle Hütte war also garantiert. Diese sorgte auch in der weitläufigen Palexpo-Arena in Genf, gespickt mit einer überdimensionalen Fan-Zone, diversen Verpflegungs- und Merchandisingständen, für eine fantastische Stimmung. Die über 17.000 Fans aus 82 Ländern waren größtenteils mit Herzblut dabei. Sie trugen dabei nicht selten ihr favorisiertes Team oder den zu unterstützenden Spieler als T-Shirt und verursachten einen teilweise ohrenbetäubenden Lärm.

Zweifel an der Ernsthaftigkeit

Heiß thematisiert wurde im Netz das Engagement der Akteure auf dem Platz. Sind auch die Spieler mit Leib und Seele dabei? Bei allen Diskussionen kann man festhalten, dass keiner der Cracks sich vor so einer Kulisse - auch ohne die Vergabe von ATP-Punkten - eine Blöße geben möchte. Die Matches waren dementsprechend auf gutem Niveau. Mit Alexander Zverev oder Nick Kyrgios - für letztgenannten wurde ein solches Event wohl erfunden - waren außerdem zwei Entertainer dabei, die bei solchen Rahmenbedingungen richtig aufblühen können.

Und außerhalb des Platzes? Ist die teilweise durchaus infantil-wirkende Unterstützung der Mannschaftskollegen von der Bank echt oder nur gespielt? Das wissen am Ende nur die Spieler selbst. Zumindest einem Rafael Nadal nimmt man aber jede Sekunde seines Verhaltens als nicht gekünstelt ab. Egal, ob er nun Yachten auf seinem Smartphone betrachtet oder mit Leib und Seele als Aushilfs-Coach für seine Mitstreiter fungiert. Beides hat auch hier einen gewissen Unterhaltungswert.

Schauplatz: Teambänke

Überhaupt war es mindestens genauso spannend zu verfolgen was abseits des Geschehens auf dem Court auf den Bänken des Team World bzw. Team Europe geschieht. Dies ist eine besondere Zutat für einen Einzelsport, bei dem in der Regel sogar das Coaching von der Tribüne verboten ist. Sport ist heutzutage Entertainment. Das hat man sogar auf der unterklassigen ATP-Challenger-Tour erkannt. Auch hier werden Turniere, die zahlreiche Side-Events im Programm haben, als „Tennistainment“ angepriesen. Diese Mischung kommt an.

Team-Events im Tenniskalender

Mit der Vergabe von ATP-Punkten könnte man sicherlich die Wertigkeit verbessern. Dafür müsste aber ein Modus geschaffen werden, der zur Qualifikation am Laver Cup berechtigt. Und zweifelsohne ist die Konkurrenz an Mannschaftswettbewerben zurzeit sehr groß. Mit dem Davis-Cup und dem neu-geschaffenen ATP-Cup scheinen sich bereits zwei Team-Events bereits gegenseitig im Weg zu stehen. Auf lange Sicht ist eine Verschmelzung dieser beiden Veranstaltungen zumindest nicht unwahrscheinlich.

Tradition und Damen fehlen

Stichwort Davis-Cup. Was dem Laver Cup im Gegensatz zum ältesten Mannschaftswettbewerb der Welt fehlt ist die Tradition. Diese kann man sich aber bekanntlich nicht kaufen. Immerhin sind durch Rod Laver, Bjorn Borg, John McEnroe, Roger Federer und Alexander Zverev verschiedene Generationen in das Geschehen involviert. Hier spielt der Faktor Zeit eine bedeutende Rolle. Vielleicht wird in ein paar Jahren dieses Mangelgefühl aber schon verflogen sein.

Blieben noch die Damen. Warum nicht die Stars der WTA-Szene mit ins Boot nehmen? Dies wäre nicht nur für die gesamte Veranstaltung eine Bereicherung, sondern würde mit Naomi Osaka, Serena Williams oder Bianca Andreescu auch das Team World noch wettbewerbsfähiger machen. Zudem wäre es auch ein Trostpflaster für den Teil der Fans, die den Hopman-Cup vermissen. Ein Show-Event, dessen Wertigkeit in den letzten Jahren der sogenannten Mixed-Weltmeisterschaft seltener in Frage gestellt wurde.

von Florian Heer

Montag
23.09.2019, 21:14 Uhr
zuletzt bearbeitet: 23.09.2019, 14:46 Uhr