Leistenbruch! Knowle bangt um Australian-Open-Start
So hat sich Julian Knowle den Start ins neue Jahr nicht vorgestellt: 2011 beginnt mit einer Operation, das erste Turnier ist schon abgesagt.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
31.12.2010, 18:01 Uhr

Österreich statt Australien! Vergangenen Dienstag wollte Julian Knowle ursprünglich nach Brisbane aufbrechen, stattdessen verbringt das heimische Doppel-Ass Silvester daheim in Vorarlberg. Der Grund: Der 36-Jährige hat einen Leistenbruch erlitten und bangt nun auch um seinen Start bei den Australian Open in Melbourne. tennisnet.com erfuhr als erstes Medium davon und sprach mit dem US-Open-Doppelsieger von 2007 über die Hiobsbotschaft.
Julian, das erste Saisonturnier in Brisbane findet ohne dich statt. Was ist passiert?
Ich hab mir leider einen Leistenbruch zugezogen. Das ist schon vor einiger Zeit im Dezember beim Training passiert.
Weißt du noch wobei? Merkt man das sofort?
Ich hab in der Kraftkammer gearbeitet. Die Schmerzen sind nicht ganz plötzlich gekommen, ich hab erst am nächsten Tag etwas in der Leiste gespürt und dann den ganzen Monat über Probleme gehabt. Ich war zwar nie so stark eingeschränkt, dass ich nicht spielen hab können, aber es ist auch nicht besser geworden…
… sondern irgendwann dann wohl schlechter, oder? Wie bist du denn draufgekommen, was genau der Grund für die Beschwerden ist?
Na ja, irgendwann ist es eben so gewesen, dass ich gesagt hab, ich brauch ein paar Tage Pause, damit sich alles erholt. Ich war dann in Wien bei einem Physiotherapeuten und beim Osteopathen Dr. Andreas Kainz, der geglaubt hat, dass das Becken ein wenig verschoben ist oder es einfach ein paar Blockaden gibt. Die hat’s zwar auch gegeben, waren aber nicht so gravierend. Ich hab dann ein MRI und eine Ultraschall-Untersuchung machen lassen, und da hat man dann gesehen, dass die Leiste aufgeht.
Aufgeht? Wie kann man sich das denn vorstellen?
Man sagt ja Leistenbruch dazu, in Wirklichkeit ist es aber eher eine weiche Leiste, wo das Gewebe durchhängt in die Bauchdecke. Das drückt auf einen Nerv und schmerzt dann.
Du hast also permanente Schmerzen, auch wenn du nicht trainierst?
Ich hab keine Schmerzen, die nicht auszuhalten sind, vielmehr ist es ein ständiges Ziehen in der Leistengegend. Und wenn man eine falsche Bewegung macht, zum Beispiel die Beine übereinander legt, wird es im Leistenkanal eng und es zwickt sofort.
Was hat die Diagnose jetzt für Folgen?
Dass ich am 5. Jänner operiert werde, und zwar in München von Dr. Ulrike Muschaweck, die auf Leisteneingriffe spezialisiert ist. Ich war am Dienstag schon bei ihr. Sie hat da ein ganz spezielles Verfahren. Und sie hat damit etwa auch schon Michael Owen vor der Fußball-WM operiert. Ich hab eh Glück, dass ich schon am nächsten Mittwoch drankomme.
Wieso?
Weil sie eigentlich erst ab 10. Jänner wieder in Holzkirchen operieren würde, da wäre sie aber schon voll gewesen. Sie hat mir da allerdings einen Riesen-Gefallen gemacht und nimmt den Eingriff jetzt eben schon am 5. Jänner in einer anderen Klinik in München vor und konnte dafür die nötigen zwei Assistenzärzte auftreiben. Da kann ich ihr nur sehr dankbar sein.
Wie lange wirst du nach der OP ausfallen?
Nach zwei Tagen sollte Joggen wieder möglich sein, nach acht Tagen sollte ich die Leiste dann wieder voll belasten können.
Das geht aber schnell! Was heißt das für die Australian Open?
Dass ich plane, nach Australien zu fliegen, auch wenn ich praktisch ohne Vorbereitung wäre – zumindest werde ich kein Turnier vorher spielen können. Ich hab schon einen Flug für den 10. Jänner reserviert, am 19. fängt der Doppelbewerb an. Wenn alles plangemäß verläuft, dann sollte ich spielen können.
Was sagt da dein Partner Simon Aspelin dazu? Wie sehr kann und will er sich auf „sollte“ und „könnte“ verlassen?
Ich hab ihm gesagt, dass ich bis Zagreb Ende Jänner zu 100 Prozent fit bin und die Australian Open auf alle Fälle spielen will. Ich hab’s ihm freigestellt, ob er in Australien mit jemand Anderem an den Start geht, aber nach derzeitigem Stand würde er gerne mit mir spielen.
Auf jeden Fall eine ziemliche Hiobsbotschaft vor dem Jahreswechsel…
Ja, das ist echt sehr, sehr bitter. Weil ich so viel trainiert hab und einen so guten Aufbau wie nie in den letzten Jahren hatte. Da ist nämlich immer irgendetwas gewesen: einmal der Hörsturz, einmal ein Muskelfaserriss in der Wade, einmal eine Grippe. Heuer hab ich endlich mal das Gefühl gehabt „super, super, alles passt“ – und dann das. Das einzig Gute ist, dass es wohl nicht so lange dauern wird, bis ich wieder fit bin.(Foto: GEPA pictures/ Christopher Kelemen)
Das Gespräch führte Manuel Wachta