Liam Gavrielides: Von Weilimdorf in die Tennis-Welt

Bereits als kleiner Junge hat Liam Gavrielides davon geträumt einmal beim ATP-Challenger in Heilbronn aufschlagen zu können. Am vergangenen Wochenende war es dank einer Wildcard zum Qualifikationsturnier beim prestigeträchtigen NECKARCUP so weit.

von Florian Heer aus Heilbronn
zuletzt bearbeitet: 12.05.2022, 15:58 Uhr

Liam Gavrielides
© Florian Heer
Liam Gavrielides

Der 18-jährige aus Ludwigsburg trat gegen den Spanier Nikolas Sanchez Izquierdo vor Familie und Freunden zum Duell an. Auch wenn am Ende die Anzeigentafel auf dem gut besuchten Court 2 ein 6:7, 3:6 aus Sicht des Deutschen anzeigte, konnten die Zuschauer eine couragierte Performance beobachten, sowie ein Match, das durchaus auch in die andere Richtung hätte gehen können.

„Mit einem Sieg wäre es natürlich cooler gewesen. Trotzdem war es eine tolle Erfahrung, hier anzutreten. Alles ist größer und professioneller als auf der Junior-Tour,“ war Gavrielides im Anschluss an die Partie sichtlich angetan.

Nervös sei er vor dem Match nicht wirklich gewesen. „Mit Ausnahme eines kleinen Albtraums habe ich eigentlich gut geschlafen“, beschreibt Gavrielides die Nächte vor dem Match gegen die Nummer 287 der ATP-Weltrangliste, den bisher höchstplatzierten Spieler, dem der Youngster bei einem Match gegenübergestanden ist.

Trainingsbase in Oberhaching

Angefangen zu spielen hat Gavrielides im Alter von 10 Jahren in Weilimdorf, gefolgt von ersten Erfahrungen in der Verbandsliga bei den Erwachsenen in Bietigheim. Danach zog es ihn weiter gen Süden nach Spanien, wo der Sohn eines Zyprioten und einer Deutschen zusammen mit seiner Mutter lebte und zwischen dem 14. und 16. Lebensjahr in Benidorm trainierte. „Dies war ein wichtiger Schritt in meiner Entwicklung, auch als Mensch“

Inzwischen ist Gavrielides an der TennisBase im bayerischen Oberhaching angekommen. Dort hat ihn niemand geringer als der deutsche Head of Men‘s Tennis und Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann unter seine Fittiche genommen.

„Das ist natürlich etwas Besonderes“, verrät die Nummer 1391 des ATP-Rankings. „Dazu hat man hochklassige Trainingspartner wie einen Yannick Hanfmann, Cedrik-Marcel Stebe oder Philipp Kohlschreiber. Die Plätze sind hervorragend. Das macht richtig Spaß.“

Kohlmann wird das baden-württembergische Nachwuchstalent auch als Travelling-Coach so oft es ihm möglich ist auf der Tour begleiten. Wie schätzt Gavrielides sein eigenes Spiel aktuell ein? „Stärke und Baustelle zugleich ist mein Aufschlag. Die Quote ist zu gering. Auch bei der Platzierung ist noch Luft nach oben. Meine Rückhand ist solider als meine Vorhand.“

Hochklassige Vorbilder

Einen zarten Vergleich mit dem Spielstil von Alexander Zverev zieht er auch, sieht zudem andere Parallelen, indem er seine Position auf dem Platz des Öfteren als „zu weit hinten“ einordnet. Die Nummer drei der Weltrangliste sei aber klar ein Vorbild auf dem Platz.

Einflüsse von seiner Zeit auf der iberischen Halbinsel sind weiterhin vorhanden. So bewundert Gavrielides besonders die mentale Stärke eines Carlos Alcaraz und eines Rafael Nadal. „Das ist das Nonplusultra,“ lautet sein Fazit.

Deutschlands Vertreter bei den Junioren Grand Slams

Auf der Junioren-Tour ist er regelmäßig unterwegs und konnte bereits fünf Turniersiege verbuchen, die ihn unter die Top 40 der Weltrangliste beförderten. Ein Highlight war die Teilnahme bei den diesjährigen Australian Open, wo er der einzige männliche Vertreter Deutschlands im Einzel war.

„Das erste, was ich nach meiner Ankunft in Melbourne sehen konnte, war das Match zwischen Hanfmann und Nadal. Dies aus Yannicks Box verfolgen zu können, war natürlich unglaublich. Überhaupt mit den Profis in Berührung zu kommen, war eine coole Sache“, ist Gavrielides begeistert.

Vor der Verwirklichung des Traums selbst als Profi die Welt zu bereisen, gilt es vorher natürlich noch die Schule abzuschließen. „Letzte Woche war die letzte schriftliche Abi-Prüfung. Das war nicht ganz einfach, da in dem Zeitraum auch das Junioren Turnier in Offenbach stattfand. Jetzt bin ich aber mehr oder weniger durch. Das ist eine Erleichterung“, so der noch Mannheimer Gymnasiast.

Weiter geht es in den nächsten Wochen auf der Juniors-Tour. Ein Turnier in Mailand sowie die French Open sieht der Fahrplan neben allen weiteren schulischen Verpflichtungen vor.

von Florian Heer aus Heilbronn

Donnerstag
12.05.2022, 16:30 Uhr
zuletzt bearbeitet: 12.05.2022, 15:58 Uhr