Lucas Miedler ist bereit für die Profi-Karriere

Der 14-Jährige aus Muckendorf in Niederösterreich lässt mit großen Erfolgen auf der internationalen Juniorentennis-Bühne aufhorchen.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 21.12.2010, 17:34 Uhr

Viertelfinale bei der U14-EM in Pilsen, Achtelfinale bei der Orange Bowl, dem prestigeträchtigsten Jugend-Tennisturnier der Welt - Lucas Miedler hat sich in diesem Jahr zu einem der hoffnungsvollsten Talente im österreichischen Tennis entwickelt. Wer ist dieser junge Niederösterreicher, der in den USA den weltweiten Toptalenten das Fürchten lehrt? Und was kann man von ihm in der Zukunft erwarten? tennisnet.com mit einem Porträt.

Von Muckendorf an der Donau auf die große Tennisbühne

Als Lucas Miedler zum ersten Mal zum Tennisschläger griff, war er keine drei Jahre alt. In der heimatlichen 1.300-Seelen-Gemeinde Muckendorf betreibt der Cousin von Vater Walter Miedler die Tennisanlage "Big Point", wo auch die 1995 eröffnete Tennisschule von Norbert Richter beheimatet ist. Ein Jahr vor Lucas' Geburt waren also bereits beste Voraussetzungen für die Tennis-Karriere geschaffen.

"Mir wäre ja lieber gewesen, er wäre Fußballer geworden, weil ich mich da auch auskennen würde. Im Tennis bin ich komplett blind", erzählt der stolze Vater mit Augenzwinkern. "Der Luggi war als Kind auch ein super Skifahrer und Fußballer. Ein Talent in allen Richtungen, das hat er natürlich alles von mir."

Richter und Thiem mit maßgeblichem Anteil

Lucas' Talent wurde schnell entdeckt, der Aufnahme in die ÖTV-Kader der jeweiligen Altersklassen folgte mit neun Jahren der erste Meilenstein, als Lucas im Team - unter anderem mit Barbara Haas - erstmals österreichischer Meister seiner Altersklasse wurde. Im U14-Jahrgang war dann Wolfgang Thiem, Vater von Österreichs hoffnungsvollem Nachwuchs-Ass Dominic, sein Auswahltrainer - und Dominic ein großes Vorbild.

"Er hat sich einiges abgeschaut von ihm. Vor zwei Jahren hat er die einhändige Rückhand beim Dominic gesehen und dann auch umgestellt von der beidhändigen, weil sie ihm so gut gefallen hat", so Walter Miedler, der auch auf das tolle Umfeld bei Norbert Richter, ein langjähriger Meisterschaftsspieler und in Österreich und den USA ausgebildeter Tennislehrer, verweist. Er sollte zur wichtigsten Person in Lucas' bisheriger Entwicklung werden. "Wir hatten wirklich Glück mit ihm, weil er einer ist, der nicht nur aufs Geld schaut und auch dafür sorgt, dass das ganze Spaß macht. Er hat Lucas das Tennis extrem toll gelernt."

Von Ernährung über Mentaltraining: das Umfeld passt

Um Lucas auf die Profi-Karriere vorzubereiten, wurde und wird auch sein Umfeld immer professioneller. In Richters Tennisschule kümmert sich mit Physiotherapeut Zdenek Kos ein 2,08 Meter großer Ex-Profi-Basketballspieler um die Physis von Lucas, der früher oft mit den Knien Probleme hatte. Dazu stellte der Schüler des Gymnasiums Tulln seine Ernährung komplett um. "Früher hat er ja nur Pommes gegessen, kein Fleisch, kein Obst, kein Gemüse. Jetzt schaut er auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Fisch, Obst, Joghurt", erzählt Vater Walter.

Im neuen Jahr soll dann auch ein Mentaltrainer zum Team stoßen. "Manchmal traut er sich noch zu wenig zu. Er ist viel besser, als er selber glaubt", so Walter über seinen Sohn, dessen größte Stärken der Aufschlag ("eine echte Waffe") und seine Vorhand ist.

Investorengruppe sorgt für Finanzierung

Natürlich wirft das professionelle Umfeld auch die Frage nach der Finanzierung auf, schließlich profitiert Miedler nicht vom Südstadt-System. Doch auch dafür ist bei Lucas schon gesorgt: Eine Investorengruppe übernimmt - ähnlich dem Modell von Niki Hofmanova und Barbara Haas - seit Anfang 2010 die Ausbildungskosten für neun Jahre. Dringt die "Aktie" Lucas Miedler in einigen Jahren in die Weltspitze vor, gibt es für die vier Unternehmen starke Gruppe eine Dividende. Mit Babolat ist ein Ausrüster ebenfalls bereits an Bord und auch der ÖTV bringt sich mit der neu geschaffenen externen Förderung in die Finanzierung ein, auch wenn die Südstadt für die Miedlers nie ein Thema war.

"Der Schilli (ÖTV-Sportdirektor Gilbert Schaller, Anm.) wollte ihn zwar haben, aber die Südstadt ist eine halbe Stunde weg und Norbert Richter macht das so gut, das wäre Nonsense. Natürlich werden wir versuchen, die Südstadt für Sparringpartner auch zu nützen, aber ins Internat mag ich ihn nicht geben." So besucht Lucas, der ein sehr guter Schüler ist, dieses Jahr noch das Gymnasium in Tulln, ehe er sich ab 1. Juli 2011 nur mehr auf das Tennis konzentrieren wird. Karriereziel laut Vater Walter: "Er möchte die Nummer eins werden. Aber nicht nur von Österreich, sondern auf der Welt." (Text: sp, Foto: GEPA pictures / Hans Osterauer)

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