„In einem Bereich angelangt, der kaum zu steigern ist“
Matthias Stach spricht im Interview mit dem Deutschen Tennis Bund über den Job als Kommentator und Regeländerungen.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
20.11.2014, 20:21 Uhr

Matthias Stach ist die wohl bekannteste Stimme des deutschen Tennissports. Seit 1988 ist der Niedersachse für Radio und Fernsehen aktiv und kommentiert Tennisübertragungen auf der ganzen Welt. Vom 2. bis 4. Januar 2015 wird Stach den Internationalen DTB Tenniskongress in Berlin moderieren und selbst einen Vortrag zum Thema „Tennis, Sport und Medien im Wandel der Zeit“ halten. Im Interview mit dem Deutschen Tennis Bund (DTB) verrät er, wie er diese Entwicklung persönlich erlebt hat und warum er sich auf die Veranstaltung im Berliner Hotel Estrel freut.
Im Januar 2015 werden Sie als Moderator durch den Internationalen DTB Tenniskongress in Berlin führen und selbst auch über das Thema „Tennis, Sport und Medien im Wandel der Zeit“ referieren. Kennen Sie die Veranstaltung und waren Sie eventuell sogar schon mal als Teilnehmer vor Ort?
Matthias Stach: Natürlich kenne ich die Veranstaltung vom „Hörensagen“. Als Teilnehmer war ich allerdings noch nicht vor Ort. Umso mehr freue ich mich, den Internationalen DTB Tenniskongress endlich einmal aktiv miterleben zu können!
Was erwarten Sie von der Veranstaltung?
Matthias Stach: Ich erhoffe mir vor allem interessante, neue Einblicke in den Bereich „Tennis als Breiten- und Spitzensport“ von unterschiedlichen Seiten. Außerdem wünsche ich mir den regen Austausch mit vielen Beteiligten!
Als Kommentator kennt man nur ihre Stimme, wie ist es für Sie, vor Publikum aufzutreten?
Matthias Stach: Da ich seit über 25 Jahren auch moderiere, sowohl im Fernsehen als auch bei Veranstaltungen, ist dieses Szenario nicht wirklich neu für mich. Ich freue mich sehr auf die Veranstaltung und werde, insbesondere gegenüber Referenten und Gästen, stetig neugierig sein.
In Ihrem Job dreht sich alles um den Tennis-Profisport. Inwiefern haben Sie dort überhaupt Berührungspunkte mit Tennis an der Basis?
Matthias Stach: Ich war viele Jahre unter anderem als Trainer bzw. Spieler tätig und habe etliche Projekte für Jugendliche konzipiert und mit begleitet. Somit ist die „Basis“ nie verloren gegangen. Zumal dreht es sich in meinem Job hauptsächlich darum, den Profitennissport ins „Wohnzimmer“ der Tennisfans – und solcher, die es werden wollen – zu transportieren. Gerade im Bereich meiner Moderationen ist es mein Hauptanliegen, die Brücke zwischen dem Kosmos „Profitennis“ und dem Breitensport-Tennis zu bauen.
Sie sind seit 26 Jahren als TV-Kommentator tätig. Welches ist Ihrer Meinung nach die größte Veränderung, die sich seitdem vollzogen hat?
Matthias Stach: Um nur einen Teil zu nennen: Das Material und die Physis der Aktiven sind mittlerweile in einem Bereich angelangt, der kaum zu steigern ist. Insofern werden Bereiche wie die körperliche und mentale Regeneration eine immer größer werdende Bedeutung einnehmen. Natürlich ist auch die Medienlandschaft eine ganz andere geworden. Profitennis in der heutigen Zeit umfasst unzählige Komponenten und ist von unglaublich vielen Faktoren abhängig.
Während in den 1980er Jahren Tennis ausschließlich in ARD und ZDF übertragen wurde, finden die meisten Übertragungen mittlerweile in Spartensendern oder im Internet statt. Welchen Einfluss hat diese Entwicklung auf Ihre Arbeit als TV- Kommentator?
Matthias Stach: Es macht für mich als Kommentator kaum einen Unterschied, für welchen Sender ich kommentiere. Ich bin vor allem eines: Ein Tennisfan, der diese faszinierende Sportart „nach Hause“ transportiert. Ich habe immer versucht, und werde dies auch weiterhin tun, die Personen und Persönlichkeiten dem Zuschauer näher zu bringen. Die Entwicklung in der TV- bzw. Internetlandschaft ist vor allem eine, die der Zuschauer steuert. Ich will in jedem Fall einen guten Job machen – egal, ob für 1000 oder für 1 Million Zuseher.
Denken Sie, dass Regeländerungen dem Tennissport eine erhöhte Präsenz im TV einbringen würden? Wenn ja, woran denken Sie da zum Beispiel?
Matthias Stach: Obwohl ich mich eher als Traditionalist bezeichnen würde, plädiere ich ganz klar für die eine oder andere Regelkosmetik! Die bereits in Teilbereichen eingeführte „No Ad- Regel“ finde ich gerade für Zuschauer sehr interessant. Auch über einen verkürzten Satz sollte man meiner Meinung nach nachdenken, denn der Fan will vor allem „Entscheidendes“ sehen. Dafür könnte man die Anzahl der Kurzsätze erhöhen. Unabhängig von einigen sinnvollen Vorschlägen spreche ich mich schon seit Jahren klar dafür aus, dass die einzelnen Bodenbeläge sich wieder deutlicher unterscheiden müssen, damit das Tennisspiel insgesamt interessanter und unberechenbarer wird.
Eine Frage noch zum Schluss: Wie stellen Sie sich die Tennisübertragungen in zehn Jahren vor?
Matthias Stach: Die Tennisübertragungen in zehn Jahren stelle ich mir spannend, attraktiv und kurzweilig vor. Auch zum Beispiel durchgängig erlaubtes Coaching sowie deutlich modifizierte Regeln könnte ich mir gut vorstellen. Nichts ist unmöglich, selbst mit einem Mikrofon „verkabelte“ Spieler und Spielerinnen nicht.