Mit Taktik punkten: Warum mitdenken beim Tennis durchaus hilft

Verliert ihr oft Matches - und wisst nicht warum? Hierbei kann euch das neue Tennis-Buch Mit Taktik punkten: Die Kunst, über Tennis nachzudenken helfen. Wir stellen euch die kommenden Tage ein paar Auszüge vor. 

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 19.09.2022, 21:13 Uhr

© Copress

Ich bin ein friedfertiger Mensch. Aber es gibt einen Satz in meinem Leben, der mich auf 180 bringt. Ich höre ihn ständig, wenn ich meinen Tennisschülerinnen diese eine entscheidende Frage stelle, die wichtigste Frage im Tennis überhaupt. Die, welchen Sinn ihr letzter Schlag gehabt habe, was sie sich dabei eigentlich gedacht haben. Der Satz, der mir dann entgegnet wird und der mich jedes Mal wieder zur Weißglut bringt, lautet: »Nix, ich hab den Ball halt einfach rübergespielt.«

Spielt auch ihr den Ball öfter »halt einfach rüber«? Womöglich sogar mit der richtigen Technik, die ihr euch in kostspieligen Trainingsstunden angeeignet habt? Dann seid ihr selbst daran schuld, dass eure Matchbilanz nüchtern aussieht. Die gute Nachricht: Bei euch ist noch Luft nach oben! Denn ich versichere euch: Ihr hättet den Großteil eurer verlorenen Matches gewinnen können, wenn ihr den Ball nicht einfach nur rübergespielt hättet. Sondern mit einem Plan.

Jeder Mensch hat Schwächen – und wer behauptet, keine zu haben, lügt. Die Anzahl der Schwächen, die Tennisspieler haben, ist groß. Wer spielt schon perfekt? Roger Federer vielleicht, Rafael Nadal, Novak Djokovic. Und Iga Swiatek. Und selbst bei denen decken windige Experten noch Schwachstellen auf. Sowohl auf technischer Seite als auch im taktischen Bereich. Wir wollen uns in diesem Buch nicht mit Federer oder Nadal messen. Unser Problem ist der Mensch auf der anderen Seite des Platzes. Unser Ziel ist es, gegen ihn zu gewinnen. Und genau hierbei soll dieses Buch helfen.

C. spielt mit der falschen Hand - und gewinnt auch noch!

Als mein Kumpel C. einen Sommer lang am Schlagarm verletzt war, fing er an, mit der falschen Hand zu spielen. Weil er Tennis liebt und die Vorstellung nicht ertrug, einen kompletten Sommer außer Gefecht und nur zum Zuschauen verdammt zu sein. C. trainierte erst etwas im T-Feld, später locker und leicht von der Grundlinie aus.

Wenige Wochen darauf legte er es darauf an, ein paar Matches gegen Spieler unserer Herren- und Damenmannschaft auszufechten. Zu unserer großen Überraschung war dies kein hoffnungsloses Unterfangen. Zwar fehlte ihm der natürliche Schwung, den noch gewann er die meisten Spiele, und das nicht zu knapp. Einfach, weil er durch jahrelanges Tennisspielen ein Auge für die Situation hatte. Dafür, im richtigen Moment schon zu erkennen, in welche Richtung die Gegnerin oder der Gegner spielen würde, ob ein kurzer oder langer Ball zu erwarten wäre und von welcher Position aus er ihn annehmen könnte. Er hatte seinen nächsten Spielzug im Geiste schon abgeschlossen, bevor seinem Gegenüber klar wurde, wohin sein eigener Ball denn überhaupt fliegen würde. (Natürlich wurde auch hier mal »halt einfach rübergespielt«.)

Mitdenken auf dem Tennisplatz ist oft die halbe Miete, in den meisten Fällen sogar mehr als das. Oft sind die Nebenkosten schon mit drin. Darum treibt es mich in den Wahnsinn, welch Anfängerfehler im Vereinsspielerbereich gemacht werden. Ich meine hierbei nicht die Fehler im eigentlichen Sinne, auch nicht die technischen Fehler – die stehen auf einem anderen Blatt. Nein: Punkte, die aufgrund geistiger Trägheit verloren werden. Fehler, die mit gesundem Menschenverstand und etwas Übersicht nie passieren würden. Taktische Fehler. Als würden sich sportliche und geistige Tätigkeit per se ausschließen.

Der gute alte hohe Ball auf die Rückhand

Hasst ihr es, wenn euch der Gegner durchgehend mit hohen Bällen nervt? Diese womöglich noch auf Ihre schwache Rückhand spielt? Und fühlt ihr euch auf verlorenem Posten, wenn ihr mal ans Netz laufen müsst – weil ihr aus Erfahrung wisst, dass ihr gleich überlobt werdet? Hervorragend: Eurem Gegner geht es in den meisten Fällen genauso. Ihr müsst ihm also nur zuvorkommen.

Genau darum geht es in diesem Buch. Es geht es darum, die Sinne zu schärfen und mit etwas logischem Denken und Verständnis dem Gegner stets einen Schritt voraus zu sein. Glaubt mir: Das ist nicht mal so schwierig. Und es wird sich irgendwann in eurem Kopf festsetzen, dass ihr gar nicht mehr so viel denken müsst, sondern vieles automatisch richtig macht. Ich will mit den Tipps darin versuchen, die typischen Schwachstellen, die euch um mögliche Siege bringen, zu verringern – und die eures Gegners aufzudecken und gnadenlos auszunutzen. Natürlich schadet es nicht, einzelne Ideen vorab im Training zu üben.

Dieses Buch soll vor allem zum Mitdenken anregen. Es einfach nur zu lesen, ist wie »einfach nur den Ball rüberspielen«. Und genau das wollen wir ja in Zukunft vermeiden.

Mit Taktik punkten: Die Kunst, über Tennis nachzudenken ist vor Kurzem erschienen. Bestellen könnt ihr es unter anderem bei Amazon, Thalia, Hugendubel oder beim Copress-Verlag. Und natürlich bei der Buchhandlung eures Vertrauens!

Hier könnt ihr etwas reinblättern.

von Florian Goosmann

Montag
19.09.2022, 15:40 Uhr
zuletzt bearbeitet: 19.09.2022, 21:13 Uhr