Paul Annacone: "Federer hat nie etwas als Ausrede benutzt"

Paul Annacone, langjähriger Begleiter von Roger Federer, hat mit der New York Times über die neuerliche Knieoperation des Schweizers gesprochen. Und sich dabei vorsichtig optimistisch gezeigt. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 17.08.2021, 17:48 Uhr

Paul Annacone teilt seine Einschätzungen zu Federers Verletzung
Paul Annacone teilt seine Einschätzungen zu Federers Verletzung

Trotz aller Härte der Nachricht, die Roger Federer am Sonntagabend über die Sozialen Netzwerke verkünden musste, war vor allem eines bemerkenswert: Der Schweizer war nicht negativ, er steckte nicht den Kopf in den Sand, oder zeichnete ein düsteres Bild für die Fortsetzung seiner Karriere. Nein, der mittlerweile 40-Jährige zeigte sich kämpferisch, betonte, dass dies der einzige Weg sei, um in einer wettkampffähigen Verfassung auf die ATP-Tour zurückkehren zu können. 

Diese Worte zeigen: Das Feuer lodert nach wie vor im 20-fachen Grand-Slam-Sieger. Wenngleich mit dieser neuerlichen Operation ein letzter großer Coup auf Major-Niveau - mit dem wohl so mancher Federer-Fan in Wimbledon in diesem Jahr geliebäugelt hatte - in nahezu utopische Ferne rückt. Dass man den Schweizer aber noch einmal auf der großen Tennis-Bühne bestaunen wird können, daran säte Federer kaum Zweifel. 

Federer verschleiert körperliche Beschwerden

Diese Art, mit Rückschlägen umzugehen, sei etwas, das den Weltranglistenneunten seit Jahren auszeichne, betonte nun Paul Annacone in einem Gespräch mit der New York Times: "Alles, was ich sagen kann, nachdem ich vier Jahre lang mit ihm gereist bin, ist, dass Roger immer einer der Besten war, wenn es darum ging, sich nicht zu beschweren und die Leute nicht wissen zu lassen, wenn er unter irgendeiner Art von körperlichem Unwohlsein litt", erklärte der US-Amerikaner. 

Es sei ein Charakteristikum des Schweizers, seine körperlichen Beschwerden nicht in die Öffentlichkeit tragen zu wollen, betonte der 58-Jährige: "Federer hat immer den Anschein erweckt, dass die Beschwerden viel sanfter waren, als sie tatsächlich waren." Nichtsdestoweniger weiß aber auch der ehemalige Übungsleiter, dass es sich bei der aktuellen Verletzung um keine Lappalie handle.

"Hoffentlich können sie auf ihre Weise zurücktreten"

Dennoch wünsche sich der Amerikaner, dass dies nicht die endgültige Art und Weise sei, in der Federer Abschnied vom Profi-Tennis nehmen müsse: "Natürlich: Wir wussten, dass die Zeit ihm irgendwann auf die eine oder andere Weise sein Reich entreißen würde, genau wie bei Rafa (Anm. Nadal) oder Serena (Anm. Williams). Hoffentlich können sie alle auf ihre Weise zurücktreten und müssen nicht aufhören, weil sie es müssen."

Auch Experten sehen die Verletzung von Federer durchaus kritisch, wie etwa der amerikanische orthopädische Chirurg Nicholas DiNubile, der gegenüber der New York Times erklärte: "Als Kniespezialist ist das eine besorgniserregende Verletzung. Sich öfter unters Messer zu legen, ist nicht unbedingt besser. Zu diesem Zeitpunkt ist es höchstwahrscheinlich keine Kleinigkeit", so DiNubile. Eine Rückkehr Federers sei dabei mit einigen Fragen verbunden, wie der Chirurg betonte: "Sein Knie mag sich besser anfühlen, aber wird er in der Lage sein, auf dem Niveau zu konkurrieren, das er sich wünscht, insbesondere in einer Zeit, in der er körperlich so erschöpft ist und es mit Gegnern zu tun hat, die jünger sind und mehr Energie haben als er?"

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von Michael Rothschädl

Dienstag
17.08.2021, 17:47 Uhr
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