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Regenunterbrechung sorgt für blank liegende Nerven

Jungstar Mateo Wagner hat am Dienstag nach einem nicht ganz einfachen Abend seine aktuell höchst bee...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 22.05.2024, 19:18 Uhr

Jungstar Mateo Wagner hat am Dienstag nach einem nicht ganz einfachen Abend seine aktuell höchst beeindruckende Siegesserie auf der Hobby Tennis Tour prolongiert, und bei der Premieren-Ausgabe des Babolat Cups im Union Tennis Center La Ville seinen dritten HTT 250er-Titel in Folge gewonnen. Der 15jährige besiegte in einem vom Regen einmal unterbrochenen Endspiel, den 2fachen HTT French Open Champion Victor Stabrawa nach 1:54 Stunden Spielzeit mit 7:6, 6:4, und blieb damit bereits in seinem neunten Match in Folge ungeschlagen. Mit seinem vierten HTT Karriere-Titel katapultierte sich der Shooting-Star vom Better Tennis Club Traiskirchen zum ersten Mal in seiner noch jungen Laufbahn unter die Top 20 der HTT Computer-Rangliste. Im Live-Ranking “Race to La Ville” hat der Seriensieger aus Wien sogar bereits die Top Ten geknackt. Ein Bericht von C.L

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Frostige Siegerehrung beim Babolat Cup 2024

Ein Regenschauer samt 24 minütiger Unterbrechung konnte zwar den Erfolgsrun des Mateo Wagner am Dienstag Abend nicht stoppen, dem 15jährigen aber sehr wohl die großen Emotionen und einmaligen Erlebnisse einer stimmungsvollen “Winners Ceremonie” rauben. Die hätte sich der Überflieger des Monats Mai mehr als verdient, doch Geduld ist in der hektischen Zeit in der wir leben, nicht des Menschen größte Stärke. Drei Tropfen des kühlen Nasses von Oben, hatten knapp vor 21 Uhr die letzten Fans von der La Ville Terrasse vertrieben. Nicht einmal die Großeltern des neuen Babolat-Champions wollten die paar Minuten am Lance Lumsden Weg ausharren, um den Triumph ihres Enkelsohns gebührend zu feiern. Und so stand der junge Mann nach seinem dritten HTT 250er-Titel binnen 14 Tagen bei der Siegerehrung quasi alleine im Regen. Den Gegner, eigentlich ein Mann der große und pompöse Siegerehrungen gewohnt war, interessierte es auch nicht, und so stand der 3fache HTT Major-Champion Victor Stabrawa mit angesäuerter Miene am Centercourt, um das Prozedere der Siegerehrung über sich ergehen zu lassen. Wagner war damit alleine mit sich, seinen Gedanken und dem Pokal! Kein schönes Bild, keine prickelende Atmosphäre und einfach nicht der gebührende Rahmen für die Ausnahmeleistung, die der Teenie-Star in den vergangenen vierzehn Tagen ablieferte.

Erst ein “Warning” dann den Tie-Break gewonnen

So war die erste geköpfte Sektflasche seines Lebens der Höhepunkt einer bombastisch geplanten, letztlich aber trostlos ausgefallenen Siegerehrung. “Ich kann es gar nicht fassen. Drei Turniere in Folge zu gewinnen, ist unglaublich. Ich hoffe diese Serie geht noch ein bißchen weiter”, strahlte der Babolat-Cup-Champion nach einem Abend, der nicht ganz einfach war. “Bei solchen Verhältnissen wie heute und einem Gegner wie im Finale, geht einmal gar nichts einfach”, betonte Wagner, der trotz eines Traumstarts mit einer 4:0 Führung nach nur 13 Minuten kräfig ins Schwitzen kam, und keinesfalls einen geruhsamen und entspannten Dienstag-Abend verlebte. Im Gegenteil: Der Youngster wirkte ungewohnt nervös, angespannt und humorbefreit. So fasste Mateo nach Stabrawas Aufholjagd durch den ersten Satz bei 4:5 ein “Warning” für einen in die benachbarte Botanik gedroschenen Ball aus. Seine lautstark und offenkundig zur Schau getragene Abneigung des Spielstiles seines Gegners, hob auch nicht seine Sympathiewerte, die er sich in der Vergangenheit auf der HTT erarbeitet hatte. Zugegeben: Wagner ist erst 15, und Stabrawa hatte längst in diesem 60. HTT Saisonfinale in den für ihn bekannten Zermürbungs-Modus gewechselt. So musste Wagner nach 4:0 Führung in den Tie-Break, den er zur Freude seiner Familie mit 7:5 für sich entschied.

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Vom Supertramp-Hit “its raining again” und einem Experten-Treff in der Regenpause

Der zweite Satz zehrte dann an den Nerven beider Spieler! Zunächst wähnte sich der spätere Sieger mit einer 2:0 und 4:1 Zwischenführung wohl schon zu sicher, und dann kam sie, die längst fällige und von allen Wetter-Apps prognostizierte Regenunterbrechung, die wieder einmal deutlich zu Tage förderte, was Turnierdirektoren in solchen Momenten gar nicht hören wollen. Bei 4:3 und Einstand, Stabrawa war zuvor auf der roten rutschigen Asche des UTC La Ville ausgerutscht, gab es den notwendigen Unterbruch der Partie, der wieder den Egoismus und die Selbstüberschätzung vieler Menschen deutlichst offenbarte. Glücklicher Weise kann der HTT Veranstalter auf 34 Jahre Erfahrung zurückgreifen, und hat wohl in seiner Karriere als Spieler und Turnier-Organisator schon weitaus schlimmere Regen-Szenarien “gehandelt”, als diesen niedlichen 10 Minuten-Schauer, der nicht mehr zur Folge hatte, als die Erweiterung der Playlist des HTT-DJs um den Supertramp-Hit “its raining again”. Kaum zu glauben, mit wieviel Eigeninteresse man in solchen Situationen versucht, den Veranstalter zu beeinflussen. Von Unterbrechung, über Abbruch bis Verlegung in die Halle war alles dabei. So eine Regenpause bringt auch immer wieder die Transformation von normalen gehandelten Spielern und gewöhnlichen Zuschauern hin zu wahren Platz-, und Wetterexperten. Da muss man sich anhören, dass auf diesen Plätzen heute nicht mehr gespielt werden kann, und worauf man denn warte, weil es doch heute nicht mehr aufhören wird zu regnen, und vielem verbalen Unfug mehr.

Stabrawa in seinem ersten HTT Finale seit neun Jahren

Dabei ist es so einfach! Man braucht nur die nötige Ruhe, den ein oder anderen Regenhit im Musik-Repertoire und einen Plan, den man mit einem gewissen Erfahrungsschatz umzusetzen vermag. So war es dann auch! Die selbsternannten Wetterfrösche hatte sich in trockene Gefilde zurückgezogen, und wie geplant und angekündigt konnte das Endspiel dann mit zwei völlig unrund auf den Platz kommenden Finalisten zu Ende gebracht werden. Ruhm haben sie keinen verdient, immerhin hatte Wagner mit 6:4 das Turnier in trockene Tücher finalisiert, und seinen bereits angesprochenen vierten HTT Karriere-Titel fixiert. Um exakt 21:21 Uhr war damit auch das Comeback des Victor Stabrawa auf den Final-Bühnen der Hobby Tennis Tour zu Ende. 9 Jahre nach seinem letzten HTT Endspiel bei den HTT French Open, als er mit 3:0 Sätzen im Finale die Dominanz und Regentschaft des damaligen Sandplatzkönigs Peter Klager beendet hatte, durfte der mittlerweile 32jährige wieder einmal das Gefühl eines Finales auskosten. Was er nur bedingt tat, hielt sich der Spaßfaktor im 60. Finale der HTT Saison 2024 für den 9fachen Champion doch im Rahmen. “Da waren einige Situationen im Spiel, die seitens meines Gegners grenzwertig waren. Aber er ist noch jung”, sprach Stabrawa und zog ohne erhaltenem Ehrenpreis von dannen.

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von Claus Lippert

Mittwoch
22.05.2024, 18:04 Uhr
zuletzt bearbeitet: 22.05.2024, 19:18 Uhr