Roger Federer: "Und es sollte wehtun!"

Roger Federer hat sich im Interview mit dem GQ Magazin über seine bittere Viertelfinalniederlage in Wimbledon in diesem Jahr geäußert. Und dabei erklärt, welcher innere Antrieb im Tennis so wichtig sei. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 28.09.2021, 10:26 Uhr

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Roger Federer ließ seine Wimbledon-Niederlage Revue passieren
Roger Federer ließ seine Wimbledon-Niederlage Revue passieren

"Die Standing-Ovations, die ich in diesem Jahr erhalten habe, waren sicherlich etwas Besonderes. Als ich den Platz verließ, konnte ich die Liebe und Unterstützung des Publikums spüren", erinnerte sich Roger Federer an eines der bitteren Spielen in seiner so ruhmreichen Laufbahn. Mit 0:6 verlor der Schweizer Satz drei - und damit das Match - gegen den jungen Polen Hubert Hurkacz. Und das ausgerechnet in Wimbledon. Jenem Turnier, das Federer in der Vergangenheit so dominierte wie niemand vor und nach ihm.

"Natürlich ist es immer schwer, den Platz zu verlassen, wenn man in Wimbledon früher als im Finale verliert. Wenn man ein Finale erreicht, gibt es eine Trophäenzeremonie, das ist mehr, aber wenn man früher verliert, dann packt man seine Sachen und geht", meinte Federer gegenüber dem GQ-Magazin. "Zu diesem Zeitpunkt ist die Bühne die des siegreichen Gegners, meiner Meinung nach, nicht die eigene."

Federer: das wichtige an der Niederlage

Deshalb sei es ihm auch besonders wichtig gewesen, den Platz zügig zu verlassen und seinem Bezwinger, Hubert Hurkacz, die große - und wohlverdiente - Bühne zu überlassen. Mit etwas Abstand sei es nun die Dankbarkeit, die überwiege, schließlich sei die Zeit vor dem Major in London mit die schwerste seiner Karriere gewesen. "Die doppelte Knieoperation, die ich letztes Jahr hatte, war hart, und die Reha verlief sehr langsam. Und in gewisser Weise wünschte ich, ich wäre dieses Jahr in Wimbledon in besserer Form gewesen. Aber am Ende des Tages habe ich es ins Viertelfinale geschafft."

Dennoch haben beim Schweizer im Moment der Niederlage die negativen Emotionen, die Schmerzen, die Wut, die Enttäuschung überwogen. Und das sei auch gut so. "Verlieren ist nie lustig. Und es sollte wehtun. Weißt du, ich habe das Gefühl, dass deine Tage schon gezählt sind, wenn du dich mit einer Niederlage abfindest. Aber ich denke, es war eine Mischung aus Enttäuschung, Wut darüber, was ich hätte erreichen sollen oder können."

Olympia-Aus rein aufgrund des Knies

Raum dafür gäbe es im modernen Tennissport jedoch kaum, schließlich gelte es gleich nach der Niederlage, die obligatorischen Presse-Agenden zu absolvieren: "Aber das ist nur von kurzer Dauer, denn dann bist du im Tunnel und gehst zurück in die Umkleidekabine, und dann denkst du: "Was in aller Welt soll ich der Presse sagen?" Alles geht sehr schnell. Aber ich muss sagen, dass es eine meiner großen Stärken ist, mich neu zu formieren und die Situation schnell neu zu bewerten und die positiven Aspekte jeder Entscheidung zu sehen", so der Schweizer. 

Der in diesem Jahr wenige Stunden nach dem Aus in Wimbledon die nächste Hiobsbotschaft bekanntgeben musste. Die Olympischen Spiele werde der Schweizer verpassen, teilte Federer damals über die Sozialen Medien mit. Grund dafür sei alleine seine Verletzung gewesen, betonte der 20-fache Major-Sieger heute: "Die Olympia-Entscheidung basierte ausschließlich auf dem Knie, und ich wusste, dass ich nicht spielen sollte. Natürlich würde ich für die Olympischen Spiele und große, große Anlässe alles aufs Spiel setzen, aber nein, ich war nicht bei 100 Prozent. Und vielleicht ist das auch teilweise eine Erklärung für das Gesicht, das ich in Wimbledon gezogen habe."

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von Michael Rothschädl

Dienstag
28.09.2021, 11:40 Uhr
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