Roland Garros: Coco Gauff muss Angriff der nächsten Generation abwehren
Coco Gauff trifft heute in Roland Garros auf Mirra Andreeva. Die 16-Jährige hat in den letzten Woche für ähnlich viel Furore gesorgt wie Gauff im Jahr 2019.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 02.06.2023, 21:24 Uhr

Von Jens Huiber aus Roland Garros
Wer mit sich mit der U-Bahn Richtung French Open aufmacht und an der Station Michel-Ange Auteuil den Zug verlässt, der wird von Coco Gauff begrüßt. Überlebensgroß und in mehrfacher Ausführung. Der Ausstatter der immer noch erste 19-jährigen US-Amerikanerin hat ein paar Werbeflächen gebucht, Gauff schaut ein bisschen streng und, den baulichen Umständen in der Metro geschuldet, von oben herab.

Ein Eindruck, der sich nicht bestätigt, wenn man Gauff bei ihren Pressekonferenzen oder auch auf dem Court nach ihren Matches erlebt. Selbstbewusst, ja. Aber stets verbindlich und immer klar in ihren Aussagen. Chris Evert hat Coco Gauff vor ein paar Wochen in einer Interviewrunde als Superstar geadelt. Und Evert muss es wissen: Sie war selbst ein Superstar, vielleicht sogar der erste im Frauentennis.
Gauff schlägt 2019 in Wimbledon Venus Williams
Nun ist es ja so: Alle paar Jahre kommen ein paar sehr junge Spielerinnen auf die WTA-Tour, denen unheimlich großes Potenzial bescheinigt wird, im Zweifel sogar die Weltherrschaft. 2019 war das bei Coco Gauff der Fall, als sie in Wimbledon gegen Venus Williams mit einem furiosen Auftritt die Herzen der - nicht nur britischen - Fans eroberte. Nun steht Gauff stabil unter den besten zehn Spielerinnen der Welt. Und zerschellt doch in erstaunlicher Bescheidenheit an den aktuell regierenden Branchenbesten Iga Swiatek und Aryna Sabalenka.
Aber jetzt kommt ja schon wieder die nächste potenzielle Weltherrscherin um die Ecke: Mirra Andreeva. Die 16-jährige Russin gibt in Roland Garros ihre Grand-Slam-Premiere bei den Erwachsenen, es läuft nach überstandener Qualifikation weiterhin prächtig: In den Runden eins und zwei kam Andreeva gegen Alison Riske-Amritraj und Diane Parry problemlos weiter.
Und nun geht es eben gegen Coco Gauff. Ein Duell, das an ein anderes aus dem Jahr 2019 erinnert, mit umgekehrten Vorzeichen: Damals war Gauff noch relativ neu auf der tour, Gegnerin Naomi Osaka die Titelverteidigerin. Und nicht zu Scherzen aufgelegt. Osaka erteilte Gauff eine Lehrstunde, zerrte diese dann auch noch vor das Mikrofon der Stadionsprecherin, bevor Gauff endlich in die Katakomben durfte.
Andreeva auch abseits des Courts stark
Wir heute in der zweiten Partie auf dem Court Suzanne-Lenglen Ähnliches passieren? Wetten sollte man darauf nicht. Denn Mirra Andreeva hat zwar nicht die Gewinnschläge wie Coco Gauff mit Aufschlag und Rückhand, aber die Russin spielt um einiges konstanter als ihre heutige Gegnerin. Denn Gauff konnte trotz des glatten Sieges gegen Julia Grabher über weite Strecken nicht überzeugen - gerade der Aufschlag bereitete ihr große Probleme.
Und dass Andreeva die Nerven wegschmeißt, ist auch nicht zu erwarten. Denn auch die 16-Jährige aus Sibirien, die längst in Frankreich lebt und trainiert, erinnert auch bei den Pressekonferenzen schon jetzt an Coco Gauff. In Sachen Humor, Selbstvertrauen und Eloquenz.
Hier das Einzel-Tableau bei den Frauen