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Roland-Garros: Sturm der Liebe - Paris-Queen Gauff macht nicht nur die Obamas stolz

Coco Gauff gewinnt ein wildes French-Open-Finale gegen Aryna Sabalenka - und schickt danach eine Botschaft in ihr zerrissenes Heimatland USA.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 08.06.2025, 14:35 Uhr

Coco Gauff mit ihrer zweiten Major-Trophäe
© Getty Images
Coco Gauff mit ihrer zweiten Major-Trophäe

Nach dem stürmischen Märchen von Paris riss sich die versammelte Prominenz um die wunderbare Coco Gauff: Regie-Ikone Spike Lee umarmte die French-Open-Siegerin auf dem Platz fast in die Bewusstlosigkeit, Dustin Hoffman jubelte in Reihe eins 87-jährig wie ein Teenager, die Obamas schickten Internet-Liebe. Gauff selbst zog es aus dem Rampenlicht: Sie schleppte den Silberpokal zu den Ballkindern, tollte mit ihnen herum. Und wandte sich dann an die Menschen, die ihn ihrer zerrissenen Heimat im Schatten stehen.

"Mir bedeutet es so viel, dass ich hier Menschen in Amerika repräsentieren kann, die so aussehen wie ich und die sich in dieser Zeit nicht so unterstützt fühlen", sagte Gauff nach dem Sieg über Aryna Sabalenka im windumtosten Finale: "Meine Mom hat mal gesagt, dass ich gewinnen soll, um den Leuten etwas zum Lächeln zu geben. Daran musste ich heute denken - dass ich ein Spiegelbild der Hoffnung und des Lichts für diese Menschen sein kann."

Gauff: “Das war heute kein schönes Match”

Gauff, dritte schwarze US-Siegerin in Paris nach Althea Gibson (1956) und Serena Williams (2002, 2013, 2015), verpackte ihren persönlichen Triumph in eine umfassende Botschaft: Seht her, es gibt nicht nur das düstere Trump-Amerika, sondern auch uns andere! Und wenn es nur ein Tennisspiel ist. Gauffs Großmutter und Vorbild Yvonne Lee Odom erstritt sich einst als erste schwarze Schülerin den Platz an ihrer Highschool, sie prägte das Handeln der Enkelin.

"Du machst uns alle stolz", rief Ex-Präsident Barack Obama Gauff über X zu. Nun-Präsident Donald Trump, unter dessen Kampf gegen Diversität auch die schwarze US-Bevölkerung leidet, schrieb: nichts.

Natürlich hatte das Paris-Finale auch eine sportliche Geschichte: Bei grenzwertig windigen Bedingungen siegte Gauff nach 2:38 Stunden 6:7 (5:7), 6:2, 6:4 in einem Spiel mit irrwitzigen Wendungen und 15 Breaks. Gegen die Weltranglistenerste Sabalenka, die im dritten Satz kurz vor der mentalen Kernschmelze stand und letztlich wie im US-Open-Finale 2023 - Gauffs zuvor einzigem Major-Titel - bitter geschlagen wurde.

"Das war heute kein schönes Match", sagte Gauff, Nummer zwei der Welt: "Aber ich habe den Job erledigt, das zählt letztlich." Drei Jahre nach der bitteren 1:6, 3:6-Finalpleite gegen Iga Swiatek ist sie die Königin von Roland Garros. "COCORIGAUFF!" krähte Frankreichs Sport-Zentralorgan L'Equipe auf dem Sonntags-Titel.

Sabelenka mit sich und den Bedingungen unzufrieden

Coco schwebte schnell champagnerlaunig in die Pariser Nacht, die kreuzunglückliche Sabalenka verlangte nach stärkerem Stoff. "Ich will diese verrückte Welt vergessen", sagte die 27-Jährige schluchzend: "Das war das schlechteste Finale, das ich je gespielt habe, fürchterlich. Die Bedingungen haben sich angefühlt, als würde ganz da oben einer über mich lachen."

70 unerzwungene Fehler fabrizierte Sabalenka, unglaubliche 58 Prozent von Gauffs Punkten entstanden so. "Coco hat das Match nicht gewonnen, weil sie herausragend gespielt hat. Sondern weil ich so viele Fehler gemacht habe", sagte Sabalenka, die ununterbrochen auf die Bälle eindrosch. Ihre Fackeln im Sturm zündeten nicht.

Nach dem Australian-Open-Endspiel gegen Madison Keys setzte Sabalenka das zweite Major-Finale in Folge in den Sand. Wie sie das wegstecken wolle? Einen Mykonos-Flug habe sie gebucht, der Frust-Triathlon wartet: "Tequila, Gummibärchen, etwas schwimmen." Und Schwimmen soll ja sehr gesund sein.

Hier das Einzel-Tableau der Frauen

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Sonntag
08.06.2025, 15:55 Uhr
zuletzt bearbeitet: 08.06.2025, 14:35 Uhr