Roland Garros: Wie weit reicht die Fantasie bei den Frauen?
Iga Swiatek, Aryna Sabalenka oder Elena Rybakina - aus diesem Trio wird die Siegerin in Roland Garros 2023 wohl kommen. Oder doch nicht?
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
27.05.2023, 16:37 Uhr
Drei große Wegweiser hält die Sandplatzsaison bei den Frauen vor Roland Garros stets bereit: Da wäre zunächst der Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart - mit Einschränkungen, schließlich wird dort in der Halle gespielt. Dann das Event in Madrid, das durch die Höhenlage ebenfalls ein Alleinstellungsmerkmal hat. Und dann noch das 1000er in Rom, das in diesem Jahr extrem unter dem Wetter gelitten hat. Die Siegerinnen aber waren fast wie bestellt: Iga Swiatek hat in Stuttgart ihren Titel verteidigt, dann das Endspiel in Madrid gegen Aryna Sabalenka verloren. Elena Rybakina schließlich hat sich im Foro Italico erstmals auf Asche erfolgreich gezeigt.
Wer außer diesen drei Spitzenkräften sollte also in Roland Garros den Titel holen? Da braucht es schon enorm viel Fantasie, aber gut …
- Gemäß Ranking wäre Jessica Pegula die erste Herausforderin. Die 29-jährige US-Amerikanerin hat in Stuttgart gefehlt, in Madrid das Viertelfinale erreicht (wo sie gegen Veronika Kudermetova verloren hat - zu ihr kommen wir gleich) und in Rom gegen Taylor Townsend verloren. Das sind keine Empfehlungen für einen tiefen Run im Einzel. Zumal Pegula erst zwei Titel in ihrer Karriere gewonnen hat: 2019 in Washington und im vergangenen Herbst in Guadalajara.
- Für Cori Gauff, im Vorjahr immerhin Finalistin in Paris, kann die Prognose nicht wesentlich besser ausfallen. Bei keinem der drei großen Sandplatz-Turniere hat Gauff mehr als ein Match gewonnen. Im Einzel wohlgemerkt. Im Doppel zählt sie mit Pegula trotz der beiden verlorenen Endspiele in Madrid und Rom zum engsten Kreis der Sieganwärterinnen.
- Eine Lokalmatadorin vielleicht? Nun, wenn dann würde das auf Caroline Garcia hinauslaufen. Die im Frühjahr noch kaum eine Wuchtel getroffen hat. Wie Gauff steht auch bei Garcia in Stuttgart, Madrid und Rom lediglich jeweils ein einziger Sieg im Zwischenzeugnis.
- Bei Ons Jabeur weiß man nie, was der Körper macht. Bei Maria Sakkari fehlt es an der mentalen Stärke. Mindestens. Anhelina Kalinina wird ihren Finaleinzug in Rom mit Recht gefeiert haben. Dass es ein Da Capo in Pais gibt: unwahrscheinlich. Als Ex-Siegerin könnte man eigentlich auch mit Barbora Krejcikova rechnen. Aber auch bei der Tschechin scheint Sand im Getriebe zu sein.
- Mit ganz viel Fantasie also: Veronika Kudermetova, die gerade mal wieder an den Top Ten kratzt. Halbfinale in Madrid (raus gegen Swiatek), Halbfinale in Rom (Niederlage gegen Kalinina) - das macht sich nicht schlecht. Auch wenn Kudermetova erst einmal als Einzel-Champion einen Turnierort verlassen hat: 2021 in Charleston auf (grünem) Sand.
- Eine haben wir noch. Und das wäre gewissermaßen ja auch herrlich unterhaltsam: Jelena Ostapenko, die French-Open-Siegerin von 2017. Ostapenko bringt eine erfrischende Angstfreiheit mit, dazu ein Arsenal an Gewinnschlägen, das nur dadurch nicht immer den Erfolg bringt, weil sich „Penko“ auch in Sachen „Fehler ohne Not“ vor niemandem zu verstecken braucht.