Scarlett Werner - Wunderkind kehrt zurück

Die in München geborene Scarlett Werner kehrt nach sechs Jahren Abstinenz wieder auf die Tour zurück.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 19.05.2010, 18:00 Uhr

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Sie ist erst 25 Jahre jung und doch beginnt sie schon ihre zweite Tenniskarriere. Scarlett Wener galt als große Tennishoffnung nach Steffi Graf, doch sie musste sich ihrem Kopf und ihrem Körper im Alter von 19 Jahren geschlagen geben. Nach ihrem Burnout plant die Medizinstudentin nun ihr Comeback.

Scarlett Werner, 1984 geboren und seither dem Tennis verschrieben. Sie spielte ihr erstes Turnier im Alter von vier Jahren. Dort kannte die junge Scarlett nicht einmal die Regeln und spielte sich trotzdem bis ins Halbfinale vor. Nach einem Auslandsjahr in Kanada kehrte sie 1991 wieder zurück in ihren Geburtsort München. Ihr erster Verein war der Traditionsclub Luitpoldpark.

1994 ist sie im Alter von zehn Jahren schon die Nummer eins ihrer Altersklasse in Bayern und spielt nur noch gegen Ältere. Vier Mal die Woche Training machen sich bezahlt, als sie 1995 in ihrem ersten Turnier auf Bundesebene prompt das Finale erreicht. 1996 ist sie deutsche Meisterin ihrer Altersklasse.

Europa wird erobert

1997 steht Scarlett Werner in Bayern an Nummer eins, in Deutschland an Nummer zwei und in Europa an Nummer fünf. Ein Jahr später war sie die Nummer eins in Deutschland und die Nummer zwei in Europa. Sie spielte die ersten ITF-Turniere und nahm als 14-Jährige an der Weltmeisterschaft der unter 18-Jährigen teil. Bei ihrem ersten Grand Slam Turnier in Paris bei den French Open kam sie direkt ins Achtelfinale, obwohl sie durch die komplette Qualifikation musste.

Werners gute Ergebnisse lockten natürlich auch Sponsoren. Adidas und IMG nahmen sie unter Vertrag. Es folgte das nächste Grand Slam Turnier - Wimbledon. Nach dem Jahr 1999 war sie die Nummer 10 der Weltrangliste der Juniorinnen.

Übergang: Juniorinnen zu Damen / Ziel: Top 50 der Welt


Es hätte so schön werden können. Aber Werner war psychisch angeschlagen. Woran lag es? Verpasste Jugend? Kein altersgerechtes Umfeld? Krach der Eltern (sie lernte ihren Vater erst im Alter von 17 Jahren kennen)? Selbstverständlichkeit?

Scarlett Werner überforderte sich zu sehr. Sie wollte zu früh zu viel. Eindeutiges Zeichen für das Problem war ihre plötzliche Aufschlagsschwäche. Von Spiel zu Spiel passierten ihr immer mehr Doppelfehler. Es ging sogar soweit, dass sie bei einem Aufschlag das Feld so deutlich verfehlte, dass sie den Schiedsrichterstuhl traf. Völlig von der Rolle, aber trotzdem erfolgreich. Doch mit zunehmendem Stress streikte ihr Körper - Schleimbeutelentzündung lautete 2000 die erste schlimmere Diagnose.

Als ihre schlechtere psychische Phase 2001 vorüber schien und ihre Doppelfehler weniger wurden gab es die nächste Hiobsbotschaft - Ermüdungsbruch. Doch auch diese Verletzung gab ihr nicht das Zeichen zum Nachdenken und zur Ruhe. Am Ende der Saison war sie in Höchstform und hat eine Einladung zum Fed Cup bekommen.

Not-OP rettete ihr Leben

Scarlett Werner schien topfit und in guter Form, als sie 2002 in Acapulco in die erste Runde ging. Doch sie hatte Schmerzen, brach das Spiel ab und ließ sich ins Krankenhaus einweisen, wo sie dann notoperiert wurde. Ein Blinddarmdurchbruch hätte ihr fast das Leben gekostet.

2003 nach der überstandenen Operation und weiter folgenden Schmerzen entschied sich Scarlett Werner, ihren Tennisschläger an den Nagel zu hängen. Sie war physisch wie psychisch am Ende - Burn-out!

Das Leben leben und den Spaß am Tennis zurückfinden

2004 war die gebürtige Münchnerin auf dem Weg, ein "normales" Leben zu führen. Sie studierte Medizin und nutzte ihr Talent im Tennis, um sich nebenbei Geld zu verdienen, indem sie in der Bundesliga für Berlin auf Punktejagd ging (bis 2006). Mit der Zeit hat sie nun auch den Spaß am Tennis wieder gefunden und wenn man sie genau beobachtet, ist ein Lächeln zurückgekehrt. Im August 2009 kamen wieder die ersten Turniere. Durch Training und ein wenig Spielpraxis kommt die Lust am Profitennis wieder.

Am Ende des Jahres wurde sie auch wieder in der Weltrangliste geführt, auf dem 769. Rang. Der Anfang war geschafft.

Im Mai 2010 dann der wohl schönste Moment ihrer neuen Tenniskarriere - Sieg in Wiesbaden. Scarlett Werner bezwang im Finale die Holländerin Elisa Tamaela nach drei Stunden Spielzeit in drei Sätzen. Werner war überglücklich über den Triumph und voller Lob für die Organisation, den Platzwart und das Publikum, welches trotz des Regens immer wieder an den Court zurückkehrte. Nun geht der Weg weiter nach vorne zu den nächsten Aufgaben.

Das nächste Highlight steht schon an: Scarlett Werner wird zusammen mit Thomas Muster im Mixed Showdown gegen Anna Kournikova und Nicolas Kiefer spielen. Am 5. Juni 2010 um 17 Uhr findet dieses Match in Halle im Vorfeld der Gerry Weber Open statt.



von tennisnet.com

Mittwoch
19.05.2010, 18:00 Uhr