Bresnik erfreut über Wechsel im ÖTV

Der Trainer von Dominic Thiem ist optimistisch, „dass das was werden kann, wenn der Verband die richtigen Entscheidungen treffen wird“.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 20.05.2012, 09:45 Uhr

Der Stall von Günter Bresnik wächst und wächst: Der heimische Coach nimmt im Interview Stellung dazu, dass seit kurzem die Ex-Weltranglisten-Elfte Shahar Peer aus Israel und ÖTV-Talent Karoline Kurz bei ihm trainieren. Und er erklärt, warum er sich über den Wechsel an der Verbandsspitze freut und unter welchen Umständen er es sich auch vorstellen kann, die Verantwortung über die Südstadt zu übernehmen.

Günter, was tut sich so in deinem Leistungszentrum? Wie oft sind Irakli Labadze und Stefan Koubek als Trainer eingesetzt?

Da Wolfgang Thiem auch viel mit seinem Sohn Dominic unterwegs ist, haben Irakli und Stefan momentan viel zu tun. Irakli ist aber grad in Georgien, weil sein Visum abgelaufen ist. Stefan hat sich viel zur Verfügung gestellt, er hat mir versichert, „Ich helfe dir jederzeit“. Er spielt mit den ganzen Future-Spielern und bereitet sich damit zugleich auf die Liga vor. Er ist eine Riesen-Hilfe. Er hat auch das Interesse, in diese Richtung mal was zu machen.

Wie macht er sich als Trainer?

Es ist für mich fast ein bisschen überraschend, wie engagiert er als Trainer ist. Er weiß vieles noch nicht und kommt dann zu mir: „Sag mir, was ich machen soll?“ Wo er sich auskennt, das macht er von sich aus. Aber er ist schlau genug, nicht eine Sache anzufangen, wo er nicht genau weiß, wie’s geht. Er will es wirklich von der Pike auf lernen. Ich weiß nicht, wie es ihm in ein, zwei Jahren damit gehen wird, aber derzeit macht es ihm Riesen-Spaß.

Stimmt es, dass du seit kurzem Karoline Kurz trainierst?

Ja. Martin Slanar ist nicht mehr beim ÖTV als Trainer beschäftigt. Er ist für mich ein echter Fanatiker, ein Trainer mit Zukunft. Aber man wird nur ein wirklich guter Trainer, wenn man viel gelernt hat. Clemens Trimmel und Ronnie Leitgeb haben mich jetzt gefragt, ob Karo bei mir einstweilen trainieren kann. Ich kenne sie schon lange und auch ihren Bruder gut, da der bei mir trainiert.

Was hältst du von ihren Fähigkeiten?

Ich halte sie für gut. Alle halten sie für gut. Sie hat technischen Aufholbedarf. Aber von der Einstellung her ist sie genau das, was man in ein Leistungszentrum holt. Da gibt’s kein Fragen oder Anzweifeln, die macht, was ihr angeschafft wird – und das mit sehr hohem persönlichem Einsatz, mit 100 Prozent. Körperlich ist sie super, sie ist biologisch schon wesentlich weiter als ihre 15 Jahre. Sie kann sehr gut spielen, serviert super. Da kann sich Thomas Strengberger(Trainer bei Bresnik, Anm.)in den nächsten zwei Monaten austoben.

Was ist denn für sie in nächster Zeit drinnen?

Wenn sie technisch ihr Niveau hebt, spielt sie bei den Damen mit und auch in der Jugend vorne mit. Sie kann es zu den Junioren-Grand-Slams schaffen. Das wäre auch für den Verband wichtig, weil der bei diesen Turnieren in der Auslage steht.

Man hört auch, dass die ehemalige Weltranglisten-ElfteShahar Peerbei dir in der Südstadt trainiert.

Ja, das stimmt im Prinzip. Ich kenne ihren Manager ganz gut. Es läuft derzeit nicht so rund bei ihr, daher werde ich ihr in den nächsten Wochen helfen. In Rom ist sie noch reingerutscht und in die zweite Runde gekommen, danach kommt sie wohl wieder her. Ich werde bei ein paar großen Turnieren dabei sein. Sonst reist sie mit einem lettischen Burschen, Karlis Lejnieks, ich werde ihm und ihr ein bisschen unter die Arme greifen. Eine wirklich fixe Vereinbarung gibt es allerdings nicht, sie ist bisher nur mal vorbeigekommen zum Trainieren.

Und wie geht’s deinen weiteren Schützlingen?

Maxim Dubarenco gut, er hat zuletzt zwei Future-Semifinals erreicht, im Davis Cup beim ersten Auftritt in der Startformationen das alles entscheidende fünfte Match gegen die Türkei gewonnen. Riccardo Bellotti spielt ebenfalls brav, hat zuletzt gegen Simone Bolelli seinen ersten Challenger-Hauptbewerbssieg gefeiert. Rudi Kurz spielt auch gut, auch wenn es ihm bei den Turnieren leider noch nicht so gut geht. Und bei Dennis Novak läuft’s auch gut, wenn auch bisher nur auf heimischer Ebene. Beim Future in Tschechien hat er kürzlich leider in der letzten Qualifikationsrunde verloren. Bis auf Dominic reden wir hier großteils von Spielern, die als nicht förderungswürdig gegolten haben. Mit denen solche Erfolge zu feiern, macht mir Spaß. Aber der Verband kommt jetzt auf neue Beine, mal sehen, was sich ändert. Die, die in den letzten Jahren verantwortlich waren, müssen sich jedenfalls kräftig an der Nase nehmen. Leitgeb ist für mich zu bedauern. Er muss die Fehler, die der Verband in den letzten Jahren gemacht hat, jetzt ausbaden. Auch in der ungeklärten Sache mit der Förderung für Dominic kommt er unschuldig zum Handkuss und wird mit diesen Dingen auch noch belastet.

Wie siehst du den Wechsel im Verband bisher?

Der alte Verband existiert nicht mehr, der Wechsel ist wichtig und gut, da bisher jemand vorgestanden ist, der nicht so interessiert fürs Tennis ist und sich nicht so auskennt. Was die neuen Leute machen, steht in den Sternen, aber schlechter kann’s eh nicht werden. Ronnie Leitgeb kennt sich auf jeden Fall aus. Und wenn die richtigen Entscheidungen getroffen werden, kann’s was werden.

Mit welcher Involvierung von Günter Bresnik?

Ich bin kein Funktionär, ich will mich ums Sportliche kümmern. Momentan spielt ‚Domi’ gut, das freut mich. Die vielen falschen Entscheidungen der letzten Jahre können mich allerdings nicht freuen. Es ist ein Wahnsinn, dass in unserem kleinen Land so viel an den ohnehin bescheidenen Mitteln vergeudet und falsch eingesetzt worden sind. Der Sport könnte so viel besser dastehen. Früher ein Michi Bauer, ein Stefan Hirn, ein Mario Haider-Maurer, die tuen mehr für den Sport als alle Trainer und Funktionäre zusammen. Die zeigen außerdem jede Woche, wo die Reise hingeht. Viele Spieler könnten sich die ganzen Reisen ins Ausland sparen, wenn sie die nicht schlagen können. Diese Leute gehören für mich unterstützt.

Es kursieren ja schon seit längerem Gerüchte, dass du die Verantwortung über die Südstadt übernehmen sollst. Ist das für dich ein Thema?

Ich hab gute Spieler, der ÖTV auch. Etwa die Karo Kurz, die ja immer noch dem ÖTV gehört und hoffentlich auch dort bleiben wird. Den kleinen Ofner(Sebastian, Anm.)finde ich auch sehr gut. Von den etwas Älteren ist für mich Max Neuchrist der einzig Gute, er trainiert jetzt halb privat und halb beim ÖTV, das funktioniert aber gut. Es wäre wichtig, dass das wenige Geld sinnvoll für Österreichs Tennis eingesetzt wird. Die Ressourcen sind leider nicht sehr breit gefächert.

Was die Frage jetzt allerdings nicht beantwortet. Ist die Verantwortung über die Südstadt für dich derzeit ein Thema?

Wenn ich so arbeiten kann, wie ich will, und das würde ich nicht machen, um mein Ego zu befrieden, sondern weil ich es als die einzige Form sehe, um erfolgreich zu arbeiten und was zu bewirken, dann mit Handkuss gerne, das hab ich immer gesagt. Für mich ist die Südstadt schon ein bisschen eine Herzensangelegenheit. Mit den ganzen Schwachstellen, die sie hat, ist das Gesamtpaket immer noch das Beste, um Spitzensportler herauszubringen, nicht nur in der Leichtathletik und im Schwimmen, sondern auch im Tennis. Hoffentlich wird das gelingen.(Foto: GEPA pictures)

Das Gespräch führte Manuel Wachta.

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