"Selbstvertrauen habe ich mitgebracht" - Dominik Koepfer vor Auftakt in Hamburg

Seit dieser Woche ist Dominik Koepfer nach Alexander Zverev und Jan-Lennard Struff die Nummer drei im deutschen Herrentennis. Ein Turnier auf ATP-Ebene hat der 26-Jährige in Deutschland bisher allerdings noch nie bestritten. Die Premiere erfolgt am heutigen Dienstag in seinem Erstrundenmatch bei den Hamburg European Open gegen den Japaner Yoshihito Nishioka.

von Florian Heer aus Hamburg
zuletzt bearbeitet: 21.09.2020, 23:52 Uhr

Dominik Koepfer
© Witters/Hamburg European Open
Dominik Koepfer

Koepfer möchte dabei auf seinen tollen Lauf ins Viertelfinale beim ATP-Masters in Rom aufbauen. Als Qualifikant und nach Siegen über den Franzosen Gael Monfils und Alex de Minaur aus Australien war er nur knapp an einem Sensationserfolg über den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic vorbeigeschrammt.

„Es war das erste Mal, dass ich gegen einen der Größten im Tennis gespielt habe. Wenn ich ehrlich bin, habe ich auch nicht wirklich daran geglaubt“, beschreibt Koepfer seine 3:6, 6:4, 3:6 Niederlage am vergangenen Samstag. „Nach 0:4 im ersten Satz hatte ich noch gehofft keine Klatsche zu bekommen, dann konnte ich aber freier aufspielen und habe gemerkt, dass gegen ihn doch was drin ist. Im zweiten Satz habe ich gut gespielt, habe ihn auch zum Ausrasten gebracht. Im dritten hat dann vielleicht auch ein wenig die Erfahrung und die Kraft gefehlt. Insgesamt kann ich davon aber natürlich viel Positives mitnehmen“, sagt Koepfer, der sich über seine Ranglistenposition weniger Gedanken macht und sich allein durch gute Leistungen weiter verbessern möchte.

Die Eindrücke aus der italienischen Hauptstadt zu verarbeiten, fällt ihm jedoch nicht ganz leicht. „Es ist nicht einfach, wieder runterzukommen und zu realisieren, dass es jetzt wieder bei Null losgeht. Neues Turnier. Jeder hat die gleichen Chancen. Selbstvertrauen habe ich aber mitgebracht. Und ich versuche, das auch zu zeigen“, so Koepfer, der von seinem Mentalcoach mit „Leseaufgaben“ vor einem Match eingestimmt wird.

Zurück in Deutschland

Nach mehreren Jahren College-Tennis in den Vereinigten Staaten an der Tulane University in New Orleans, einem Einzug in die zweite Runde beim ATP-Challenger-Turnier in Heilbronn vor drei Jahren und seinem Davis-Cup Auftritt gegen Weißrussland im März in Düsseldorf wird der gebürtige Badener wieder bei einem internationalen Turnier in Deutschland aufschlagen. „Ich war das letzte Mal noch vor Corona in Deutschland. Es ist besonders, zu Hause zu sein, Deutsch zu sprechen, auch wenn mir das nicht immer ganz leichtfällt, da ich viel in den USA bin. Meine Familie wird kommen und zusehen. Das macht es besonders.“

Koepfers Mutter ist in Hamburg aufgewachsen, auch der Opa war jahrelanger Stammgast am Rothenbaum. Er selbst war als Kind allerdings nie hier. Auch an die in Deutschland weit verbreitete rote Asche muss sich die Nummer 66 der Welt wieder gewöhnen.

„Als Junior habe ich viel auf Sand gespielt. Dann folgten vier Jahre College auf Hartplätzen. Daher lag der Fokus eher auf diesen Belag“, erzählt Koepfer, der auch aus Kostengründen viele ITF-Turniere in den Staaten gespielt hat. „Ich fühle mich aber auf Sand sehr wohl und freue mich, dass es so gut klappt.“

Auftakt in Hamburg

Die Erfahrung, auf dem modernisierten Center-Court in Hamburg zu spielen, bleibt Koepfer dabei allerdings zumindest vorerst noch verwehrt. Gegen Nishioka geht es „hinter geschlossener Tür“ auf einem Nebenplatz um den Einzug in die zweite Runde. Bei erfolgreichem Abschneiden steht für Koepfer dann auch eine Partie auf Deutschlands vielleicht berühmtesten Tennis-Court in Aussicht.

von Florian Heer aus Hamburg

Dienstag
22.09.2020, 09:51 Uhr
zuletzt bearbeitet: 21.09.2020, 23:52 Uhr