Die Kleinen mit dem großen Unterhaltungswert

Schnelle Beine, gute Übersicht: Eine Reihe Spielerinnen unter 1,70 Meter zeigen beim WTA-Turnier in Stuttgart, wie Damentennis auch gehen kann.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 24.04.2014, 13:02 Uhr

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Von Stefan Leyh aus Stuttgart

Über sie wird wenig gesprochen. Sie gefallen nicht durch Extravaganz abseits des Platzes, noch tauchen ihre Schläge sehr oft in Zusammenschnitten der TV-Sender auf. Auf leisen Sohlen gehen sie in Stuttgart ihrer Arbeit nach, die sie sehr erfolgreich machen, denn sie sind noch zahlreich im Turnier vertreten: Die „kleinen" Damen der WTA-Tour. Spielerinnen unter 1,70 Meter Körpergröße wieSara Errani,Roberta Vinci,Carla Suarez NavarrooderSimona Halep. Nicht nur in ihrer Körpergröße und ihrem Auftreten unterscheiden sie sich von Stars wie Maria Sharapova oder Ana Ivanovic. Auch ihr Spiel hebt sich von den „großen" Damen deutlich ab.

Kleine gehen Probleme kreativer an

Da ist zum Beispiel Roberta Vinci. Der Italienerin zuzusehen ist wie einem Bildhauer bei der Arbeit über die Schulter schauen zu dürfen. Die 1,63 Meter kleine Frau aus Taranto bringt kreatives Flair auf den Platz. Sich mit einem Rückhand-Slice aus größter Not befreien und den Gegner direkt danach mit einem Stoppball ausspielen? Für Roberta Vinci kein Problem, wie sie gegen Annika Beck in der ersten Runde unter Beweis stellte. Auch sonst spielt Vinci mit allen möglichen Formen von Spin und erinnert nicht nur in ihrer Statur an Francesca Schiavone, die Roland-Garros-Siegerin von 2010 und letzte Major-Siegerin unter 1,70 Meter.

Aus Zuschauersicht haben die Kleinen einen großen Unterhaltungswert. Weil sie ihre Gegnerinnen nicht mit roher Gewalt vom Platz schießen können, haben sie gelernt, taktisch umso cleverer zu sein. Sie spielen Winkel, zaubern Stoppbälle in den Sand, spielen auch mal einen unterschnittenen Angriffsschlag oder einen Volley-Stopp. Von der Grundlinie variieren sie das Tempo, den Spin und die Länge ihrer Schläge. Sie demonstrieren all das, was bei den Zuschauern in der Stuttgarter Arena freudiges Raunen hervorruft. Nur eines spielen sie nicht: sich in den Vordergrund. Egal, ob sie Sara Errani oder Simona Halep heißen. Im Kontakt mit den Journalisten sind sie die Schüchternen, die Bescheidenen, die Unverdächtigen.

Flinke Beine und ein Blick für Schlagkombinationen

Ganz sicher liegt es nicht anSara Erranis Spiel, dass die 1,64 Meter kleine Italienerin in Deutschland außerhalb von Insiderkreisen kaum bekannt ist. Errani spielt von allen „Kleinen" das für Sandplätze am geeignetste Spiel. Sieben Titel hat sie auf diesen Plätzen als Profi gewonnen, stand vor zwei Jahren im Endspiel von Roland Garros. Dazu bringt sie in ihre Matches immer wieder viel Leidenschaft ein, gibt keinen Ball verloren. Weil sie viel kleiner ist als die meisten ihrer Gegnerinnen, müssen ihre Beine so viel flinker sein, um die flachen Treibschläge zu erlaufen, mit denen sie konfrontiert wird. Errani hat daraus eine Stärke entwickelt und kann ihre Matches daher sehr physisch werden lassen.

Ähnlich agil sind die Beine der Rumänin Simona Halep, 1,68 Meter, die nach einem Freilos in der ersten Runde heute ins Turnier einsteigt. Halep ist schnell am Ball und hat deshalb viele Optionen in der Schlagwahl. Sie kontert ihre Gegnerinnen klassisch aus: Mit Winkeln auf beiden Seiten und dem anschließenden Longline-Schuss. Die Präzision in ihren Schlägen ist herausragend. Sie prügelt nicht den Filz vom Ball, sondern nimmt ihn früh von der Grundlinie. In Kombination mit den richtigen Zielen entstehen daraus ihre Gewinnschläge. Ihr Auftaktmatch bestreitet die erst 22-jährige Halep, in Stuttgart an Position zwei gesetzt, heute Abend gegen Routinier Svetlana Kuznetsova. Eine große Bühne, um zu zeigen, das die „Kleinen" richtig gutes Tennis spielen können.

von tennisnet.com

Donnerstag
24.04.2014, 13:02 Uhr