Emotionales Geständnis: Sinner dachte ans Karriereende
Die Tenniswelt blickt jetzt schon gespannt auf das Masters in Rom, denn Jannik Sinner steht kurz vor seinem Comeback. Nach einer dreimonatigen Sperre wegen des Dopingmittels Clostebol spricht der Weltranglistenerste nun erstmals offen über die schwere Zeit, die Gedanken ans Karriereende – und die Vorwürfe der Sonderbehandlung.
von Johanna Brauer
zuletzt bearbeitet:
30.04.2025, 14:37 Uhr

Es war das Drama in der Sportwelt: Bei Jannik Sinner wurden Anfang letzten Jahres Spuren des Dopingmittels Clostebol entdeckt. Nach langem Hin und Her einigten sich der Weltranglistenerste und die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) auf einen Vergleich, der eine dreimonatige Sperre zur Folge hatte. Nun endet Sinners Auszeit am 4. Mai – und der Südtiroler wird beim Masters in Rom (7.–18. Mai) sein mit Spannung erwartetes Comeback geben.
Vor seiner Rückkehr auf italienischem Boden nutzte der 23-Jährige die Gelegenheit, in einem Interview mit dem italienischen Fernsehsender RAI 1 offen über das Doping-Drama zu sprechen.
Was bislang nicht bekannt war: Sinner dachte während der turbulenten Zeit tatsächlich ans Aufgeben. Auf die Frage, ob er in Erwägung gezogen habe, alles hinzuschmeißen, antwortete der Grand-Slam-Champion nach kurzem Zögern: „Ja, ich erinnere mich, dass ich vor den Australian Open keine besonders glückliche Phase hatte.“ Zu diesem Zeitpunkt war noch unklar, wie hoch seine Strafe ausfallen würde.
Mit gemischten Gefühlen reiste er schließlich nach Australien – und fühlte sich dort alles andere als wohl: „Die Spieler haben mich anders angeschaut. Das war nicht schön. Es ist schwer, so im Tennis zu leben. Ich war immer jemand, der gerne Witze gemacht hat (...). Aber diesmal war es anders, das hat sich nicht gut angefühlt“, so Sinner.
Nach seinem Triumph über Alexander Zverev und dem damit verbundenen Turniersieg dachte der Italiener ernsthaft über eine freiwillige Pause nach – eine Pause, die dann ohnehin zwangsweise folgte.
Kein Promi-Bonus: „Niemand bekommt eine Extrabehandlung“
In dem ausführlichen Interview betonte Sinner zudem, dass er keine Sonderbehandlung erfahren habe – ein Vorwurf, der von Kritikern und auch aus Spielerkreisen geäußert worden war. „Ich wurde dafür kritisiert, dass ich angeblich anders behandelt worden sei, aber das stimmt nicht. Es gab keine unterschiedlichen Vorgehensweisen“, stellte der Weltranglistenerste klar.
Der Vergleich mit der WADA sei ihm nicht leichtgefallen, sagte Sinner weiter. Erst sein Anwalt habe ihn letztlich überzeugt, das Angebot anzunehmen: „Ich habe mich schwergetan, diese drei Monate zu akzeptieren. In meinem Kopf dachte ich: Ich habe doch nichts falsch gemacht. Ich wünsche wirklich niemandem, so etwas als Unschuldiger durchmachen zu müssen.“