Stefan Edberg - Der stille Virtuose wird 55

Heute feiert Stefan Edberg seinen 55. Geburtstag. Der Schwede hat durch seinen Stil und seine Stilsicherheit bestochen.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 19.01.2021, 15:45 Uhr

Stefan Edberg anno 1988
© Getty Images
Stefan Edberg anno 1988

Die späten 1970er, dann die 1980er-Jahren - was waren das für goldene Zeiten für Hersteller von Tenniskleidung! Der geneigte Fan konnte sich an seinen Idolen über längere Zeit satt sehen. Und er sah diese Stars über längere Zeit tatsächlich in denselben Klamotten! Boris Becker in Puma, Martina Navratilova ebenso. Nike trat erst mit Andre Agassi so richtig auf den Plan, dann aber mit vollem Tempo. Die Österreicher folgten Thomas Muster zu Lotto. Und dann war da ja auch noch Adidas, wo Ivan Lendl eines Tages mit gar unerhörtem auf seiner linken Brust auftauchte: seinen Initialen, dargestellt in geometrischen Formen.

Das passte zum Image von Lendl, der auf dem Tennisplatz eher kantig daher kam. Vorsichtig formuliert. Ganz im Gegensatz zu Stefan Edberg, der sich extrem geschmeidig (und still) über den Platz bewegte, hauptsächlich in Richtung des Netzes (was insofern gut war, als dass Edbergs Vorhand für einen Spieler seiner Klasse ziemlich durchschnittlich war). Nicht, dass Adidas Edberg zum Gegenpol von Lendl aufgebaut hätte, aber dass der Schwede nicht lange nach dem Exil-Tschechen ebenfalls mit seinen Initialen auf dem Trikot auftrat, nahm die andere Seite des Fan-Universums mit.

Edberg gewinnt zweimal Wimbledon

Stefan Edberg, der heute seinen 55. Geburtstag feiert, hat als Junior etwas geschafft, das einzigartig war und geblieben ist: 1983 gewann er alle vier Grand-Slam-Turniere, beginnend mit den French Open, der Abschluss der Saison stand damals noch gegen Ende des Jahres in Australien an. Eben dort holte Edberg auch seine ersten beiden von insgesamt sechs Majors, 1985 und 1987, beide auf Rasen.

1988 und 1990 schlug er im Endspiel von Wimbledon Boris Becker, gegen den er ansonsten eine schwache Bilanz hatte (10:25, inklusive mehrere Treffen im Davis Cup). 1989 erspielte sich Edberg gegen eben jenen Becker die große Chance, auch in Roland Garros zu gewinnen. Verlor das Endspiel aber gegen den erstaunlichen Michael Chang. Es folgten zwei Titel bei den US Open (1991 und 1992), insgesamt holte Edberg 40 Turniersiege.

Die Brillanz am Netz half Edberg auch am Netz weiter, mit Partner Anders Järryd gewann er schon früh in seiner Karriere zwei Majors, an der Seite von Petr Korda 1996 zum Abschluss seiner Laufbahn noch einmal die Australian Open.

Rückkehr als Coach von Federer

Danach hielt sich Stefan Edberg, der nach langen Jahren in London längst wieder in Schweden lebt, nur selten in der Nähe der professionellen Tennisszene auf. Bis ihn Ende 2013 der Ruf von Roger Federer ereilte. Edberg predigte in seiner Zeit als Super-Coach einen noch offensiveren Ansatz, ein gemeinsamer Major-Titel blieb den beiden dennoch verwehrt. Besonders in Erinnerung blieb aus der Zusammenarbeit das Wimbledon-Finale 2015, in dem Edberg seinen alten Rivalen Becker wieder traf. Der Deutsche hatte als Coach von Novak Djokovic das bessere Ende für sich.

Am Ende dieses Tennisjahres trennten sich Federer und Edberg, im Guten, wie sich ein paar Jahre später, bei Federers bislang letztem Wimbledon-Sieg, zeigte: Nach dem achten Titel des Maestro war Stefan Edberg mit seiner Frau einer der ersten Gratulanten. Heute gehen die Glückwünsche in die umgekehrte Richtung.

von Jens Huiber

Dienstag
19.01.2021, 08:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 19.01.2021, 15:45 Uhr