Stefanos Tsitsipas tendiert in Richtung Captain Jack Sparrow

Sollte nicht einer seiner wenigen Kameraden, die sich mit ihm derzeit in der Akademie von Patrick Mouratoglou aufhalten, zur Schere greifen, steht für Stefanos Tsitsipas fest: Die langen Haare bleiben dran.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 12.04.2020, 09:55 Uhr

Stefanos Tsitsipas eifert großen Vorbildern nach
© Getty Images
Stefanos Tsitsipas eifert großen Vorbildern nach

Andy Roddick, das werden die jüngeren Tennisfreunde vielleicht gar nicht mehr wissen, war zumeist derjenige Spieler, der große Worte ganz gelassen ausgesprochen hat. Als sich Roger Federer nämlich Mitte der 2000er-Jahre von seinen zum Pferdeschwanz gebundenen langen Haaren lossagte, meinte Roddick, der gegen Federer nur ganz selten Land gesehen hat: „Jetzt spricht nicht mal mehr seine Frisur für uns.“

Dominic Thiem wiederum ist ein Mann, der zwar einem Farbwechsel on top nicht abgeneigt ist, sein Haupthaar in der Regel aber so kurz trägt, dass ihn ein überstürzter Einberufungsbefehl des österreichischen Bundesheeres zumindest in dieser Hinsicht nicht in die Bredouille bringen würde. Und also hat Thiem vor ein paar Tagen bei „Kasi Live“ (täglich ab 18 Uhr in unserem Instagram-Account „tennisnetnews“) angeregt, dass sein Markenkollege Stefanos Tsitsipas doch auch endlich seine Mähne zugunsten einer schnittigeren Variante aufgeben sollte.

Borg, McEnroe, Gerulaitis - Große Spieler, große Mähnen

Was beim Griechen, der sich in diesen Tagen in der Akademie von Patrick Mouratoglou in der Nähe von Nizza aufhält, auf keine Gegenliebe gestoßen ist. Er werde seine Haare natürlich nicht schneiden, so Tsitsipas im Gespräch mit Christopher Kas, im Gegenteil: Es gehe ganz stark in Richtung Captain Jack Sparrow, des von Johnny Depp verkörperten Freibeuters in der Kino-Reihe „Pirates of the Caribbean“.

Der Urvater der Tennis-Matte: Björn Borg mit Freundin Marianna
© Getty Images
Der Urvater der Tennis-Matte: Björn Borg mit Freundin Marianna

Wie ein Blick auf die großen Matten der Tennisgeschichte zeigt, muss dieser Ansatz nicht falsch sein. Björn Borg etwa, so etwas wie das Urgestein der wallenden Mähnen, schloss seine Karriere zwar viel zu früh, immerhin aber mit elf Grand-Slam-Titeln in der Tasche ab. Gleichzeitig mit Borg am Start waren mit Vitas Gerulatis und, ja, John McEnroe zwei Kandidaten, die längeren Haaren auch etwas abgewinnen konnten: McEnroe in jener Version, die Herbert Prohaska in Österreich zum „Schneckerl“ gemacht haben. Gerulaitis hat eher den späten Thomas Gottschalk vorweg genommen.

Schon früh wie der späte Gottschalk: Vitas Gerulaitis
© Getty Images
Schon früh wie der späte Gottschalk: Vitas Gerulaitis

Gustavo Kuerten gewinnt dreimal in Roland Garros

Danach allerdings wurde es auf den vorderen Plätzen der Weltrangliste etwas mau, Ivan Lendl, Boris Becker, Stefan Edberg - in Sachen Supermähne allesamt keine große Hilfe. Andre Agassi erweckte zumindest den Anschein. Wie der geneigte Leser seiner Biographie „Open“ mittlerweile aber weiß, hat der große US-Amerikaner schon früh dem künstlichen Haaransatz vertraut. Der einzige wirklich veritable Nachfolger von Björn Borg war wohl Gustavo Kuerten, der in Roland Garros dreimal den Titel holte.

Guga Kuerten - mittlerweile auch deutlich kurzhaariger
© Getty Images
Guga Kuerten - mittlerweile auch deutlich kurzhaariger

Gut, auch Rafael Nadal hat das Haupthaar ganz früh auch länger getragen, von der Dichte eines Borg oder Kuerten war Rafa aber immer Lichtjahre entfernt. Novak Djokovic könnte damit aufwarten, niemand aber hat den aktuellen Weltranglisten-Ersten jemals auch nur in der Nähe zu schulterlangem Haar gesehen. Und so bleibt es also an Stefanos Tsitsipas hängen, sich in die Ahnenreihe von Björn Borg, Jack Sparrow und, auch ein Star der 1970er-Jahre, dem Fußball-Weltmeister Mario Kempes einzufügen.

von tennisnet.com

Sonntag
12.04.2020, 08:20 Uhr
zuletzt bearbeitet: 12.04.2020, 09:55 Uhr