Sven Groeneveld - „Nur Monica Seles hat noch intensiver gearbeitet als Maria Sharapova“

Starcoach Sven Groeneveld hat am Donnerstagabend bei „Kasi Live“ (wochentags ab 18 Uhr in unserem Instagram-Account „tennisnetnews“) seinen Weg vom Collegespieler bis an die Seite von Monica Seles, Michael Stich oder Maria Sharapova beschrieben.

 

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 01.05.2020, 09:46 Uhr

Sven Groeneveld an der Seite von Maria Sharapova in Brisbane 2014
© Jürgen Hasenkopf
Sven Groeneveld an der Seite von Maria Sharapova in Brisbane 2014

Als junger Mann hat auch Sven Groeneveld den Traum vieler Tennisspieler verfolgt: Er wollte Profi auf der ATP-Tour werden, schaffte es aber nicht über Platz 800 hinaus. Ihm habe die richtige Führung gefehlt, verriet der bald 55-jährige Groeneveld im Gespräch mit Christopher Kas. Genau dieses Scheitern motiviere ihn aber auch jetzt noch, um als Coach zu wirken.
Begonnen hat die Karriere als Übungsleiter nach drei Jahren als Spieler an zwei US-amerikanischen Colleges in Japan. Dort wurde Groeneveld im Herbst 1991 allerdings  angeworben, um mit Monica Seles zu spielen. Der ursprüngliche Plan lautete: nur eine Woche lang. Seles aber wollte nach dem offenbar gelungenen Versuch mit Groeneveld das Jahr abschließen. Der Coach musste sich entscheiden, verlor damit einen Job in einer Akademie in Japan.

Er wäre der perfekte Hitting Partner in dieser Zeit gewesen, so Groeneveld weiter, weil er die Rückhand einhändig wie Graf und Sabatini spielen konnte. Das einzige, was er nicht für seine Spielerin gemacht habe, war einen Rock anzuziehen.

Mit Seles gab es allerdings im Frühjahr 1992 in Barcelona einen Vorfall: Groeneveld hatte mit dem Vater einer Gegnerin der Jugoslawin gesprochen, einem holländischen Landsmann, Vater Seles war darüber nicht happy; es gab einen ersten Bruch mit der Familie, obwohl Monica für ihn Partei ergriffen habe. Die Familie Seles wollte die French Open nicht mit ihm weitermachen, dafür danach wieder die Turniere auf Rasen. Stan Francker, damals der starke Mann im niederländischen Tennis und seit seiner Zeit mit Thomas Muster, Horst Skoff und Alexander Antonitsch auch in Österreich bekannt, riet Groeneveld dazu, sofort aufzuhören.

Michael Stich muss früher aufstehen

Weiter ging es also zu Mark McCormack nach Florida. Der legendäre Manager verfügte über ein großes Netzwerk, das Sven Groeneveld im Dezember 1992 zurück nach Japan zu Kimiko Date brachte. Danach kam die Zeit mit Aranxta Sanchez-Vicario. 1994 habe er ihr gesagt, dass sie ein starkes Team um sich aufbauen müsse, er gäbe ihr dafür drei Monate lang zeit. Das habe sie auch gemacht, aber nach einem privaten Vorfall habe er sich entschlossen, die Zusammenarbeit zu beenden. Das war ein Fehler, sein größter wohl, wie Groeneveld bei „Kasi Live“ freimütig zugab.

Seine Philosophie beschrieb der niederländische Starcoach folgendermaßen: Man muss zuerst die Person kennen lernen, dann erst den Spieler. Das heißt seine Hausaufgaben zu machen, sich vorzubereiten. Und man muss herausfinden, was der Spieler braucht. Und das sei sein Ansatz - sei es technisch, mental oder physisch.

Gespräche mit Vater Sharapova

Michael Stich war der erste Mann, den er gecoacht hat. 1995 ist Stich zu Bollettieri gekommen, der aber zu jener Zeit mit Boris Becker gearbeitet hat. Nick hatte zu Stich gesagt, dass er kommen könne, aber der Konflikt mit Becker gebot, dass Bollettieri sich nicht um Stich kümmern konnte. Groeneveld habe den Wimbledon-Sieger von 1991 vom Flughafen abgeholt, Stich sei verzweifelt gewesen.
„Sven, ich weiß nicht, was ich machen soll. In dieser Woche bist Du der Boss, ich mache alles, was Du sagst.“ Woraufhin Groeneveld das Training für den kommenden Tag für 9 Uhr angesetzt habe. Stich meinte, dass er nie vor 10 mit seinem Training begänne. Woraufhin Groeneveld fragte: „Wer ist jetzt der Boss?“ Darauf Stich: „Ok, dann um 9 Uhr.“ Die Zusammenarbeit habe auch sofort Früchte getragen, Stich gewann gleich das Turnier in Los Angeles.

Die prominenteste Klientin war aber wohl Maria Sharapova. Die ein großes Team um sich hatte, so auch ihren Vater. „Ich habe mehr mit Yury als mit Maria gesprochen“, erzählte Groeneveld, der für die Anfang 2020 zrückgetretene Russin nichts als Lob übrig hatte. „Man muss extrem auf Zack sein, immer 100 Prozent geben, weil Maria auch immer alles auf dem Platz gelassen hat. Auch in ihrer Zusammenarbeit mit den Sponsoren, den Partnern und dem Team. Nur Monica Seles war noch intensiver an der Arbeit als Maria Sharapova.“ Seles habe drei Stunden lang trainiert, wäre dann auch noch für eine halbe Stunde an die Wand gegangen.

von tennisnet.com

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01.05.2020, 08:20 Uhr
zuletzt bearbeitet: 01.05.2020, 09:46 Uhr