„Es war für uns beide Zeit für etwas Neues“ – Zusammenarbeit mit Larri Passos beendet

Viele ihrer größten Erfolge fuhr Tamira Paszek unter Larri Passos ein. Jetzt hat sie sich von dem Startrainer getrennt.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 07.12.2015, 18:00 Uhr

Von Manuel Wachta

Ein Ex-„Wunderkind“ ist 25! Am Sonntag feierte Tamira Paszek ihren halbrunden Geburtstag – „zuhause in Dornbirn, im kleinen Kreise“. Österreichs derzeitige Nummer eins stieß mit den engsten Menschen aus ihrem Leben drauf an. Zu denen Larri Passos, zumindest in beruflicher Hinsicht, nicht mehr gehört. Die zweifache Wimbledon-Viertelfinalistin (2011, 2012) hat ihre Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Starcoach, Ex-Erfolgstrainer des dreifachen French-Open-GewinnersGustavo Kuerten, nach ihrerAuftaktniederlage bei den Generali Ladies Linzbeendet. „Linz war für Larri und mich das letzte gemeinsame Turnier. Wir haben dort unsere Zusammenarbeit im Guten beendet“, verriet Paszek exklusiv gegenüber tennisnet.com.

Passos hatte Paszek einst erstmals von Februar 2006 bis November 2007 und auch in weiterer Folge wiederholt betreut. Unter dem mittlerweile 57-Jährigen erlebte die Dornbirnerin etliche der größten Erfolge in ihrer Karriere. Über die Gründe dieses erneuten Schlussstrichs gab sich Paszek recht bedeckt: „Es war für uns beide Zeit für etwas Neues“, erklärte sie. Indes verlaufe für sie die Vorbereitung auf die neue Saison „nach Plan. Ich a

„Er ist ein Top-Trainer und kostet natürlich ‚ein bisschen’ Geld“

Das Ganze ist halt nicht so einfach zu finanzieren und aufrechtzuerhalten, gerade wo es in den letzten beiden Jahren ja eigentlich gar kein Einkommen gab, sondern nur Minus“, hatte sie in der oberösterreichischen Landeshauptstadt im Oktober damals gesagt. „Er ist ein Top-Trainer und kostet natürlich ‚ein bisschen’ Geld.“ 15 Wochen sei sie 2015 mit Passos auf Tour gewesen, mehr sei finanziell in dieser Saison nicht möglich gewesen. Hinsichtlich 2016 hatte Paszek gemeint: „Fünf Wochen im Jahr zusammenzuarbeiten, wird uns beiden nichts bringen(lacht), von dem her müssen wir schauen, ob wir was zusammenbasteln können bzw. wie das Ganze funktionieren kann.“ Jetzt scheint klar: Es werden in der kommenden Saison wohl null gemeinsame Turnierwochen sein.

Nicht ausgeschlossen hatte Paszek in Linz, einige Turniere notfalls auch allein zu bestreiten – „alt genug bin ich, Routine habe ich, glaube ich, auch schon, sodass mir nicht jeden Tag jeder irgendwie sagen muss, was ich zu tun habe.“ Dies ist in erster Linie: hart arbeiten. Und genau das habe ihr vor dem Antritt in Linz wieder „sehr, sehr viel Spaß bereitet. Es freut mich mega, dass es körperlich passt und dass ich jetzt meine Arbeit auch wieder so machen kann, wie ich sie gerne mache, auch mit viel mehr Reiz im Training. Ich muss wieder lernen, die Lockerheit mit auf den Platz zu nehmen und die Erwartungen eher zurückzustecken, glaube ich, sodass es dann einfach wieder läuft.“ Das tat es am Ende des Jahres schon wieder weit besser, wie etwa einSemifinale in Poitiers (100.000-US-Dollar-Turnier) als Qualifikantin, einViertelfinale in Nantes (50.000 US-Dollar)und einAchtelfinale beim WTA-Challenger in Limogeszeigten.

Paszek will 2016 unter die Top 50: „Das ist mein persönliches Ziel“

Schon in Linz hatte sich Paszek, im Zuge einer Pressekonferenz, überzeugt gezeigt: „Ich habe auf jeden Fall das Selbstvertrauen, zu sagen, dass die Richtung stimmt, 100-prozentig.“ Um in den Wochen danach durch ihre Leistungen darin rasch bestätigt zu werden. „Das weiß, glaube ich, jeder Sportler, dass es eine Frage der Zeit ist, bis die Ergebnisse kommen, bis der gewisse Klick kommt, dass man seine Motivation, die Freude, die Leichtigkeit findet. Die letzten zwei Jahre zähle ich eigentlich insofern nicht hinzu, weil ich bei keinem einzigen Match körperlich 100-prozentig fit war. Seit Ende April bin ich nun ohne Beschwerden, ohne Wehwehchen, das macht halt wieder mehr Spaß. Es wird schon.“ Gequält habe sie sich zuletzt daher nicht mehr, „das tue ich mich höchstens im Training auf dem Platz, um mich zu verbessern. Alles Weitere gehört zum Sport dazu.“

Abgesehen von den physischen Beschwerden in der Vergangenheit sei bis Linz vor allem das mangelnde Selbstvertrauen ein Problem gewesen: „Das spielt die entscheidende Rolle, würde ich sagen. In den entscheidenden Momenten hat man vielleicht nicht immer den Mumm dazu, dann wirklich draufzugehen. Das sind die Sachen, die dann halt mit dem Selbstvertrauen auch mitkommen.“ Dieses sollte sie ihrem guten Saisonfinish aber zurückerobert haben. Damit also wohl wieder ausgestattet, will sie 2016 voll angreifen: „Ich möchte im nächsten Jahr definitiv wieder den Weg unter die Top 50 finden, das ist mein persönliches Ziel“, verkündete sie. „Ich hoffe, es klappt. Ich hoffe, es bleibt alles so, wie es die letzten Monate war. Denn dann glaube ich auf jeden Fall, dass das möglich ist. Ich fühle mich jetzt auch wieder so, dass man Ansätze im Training setzen könnte, die man zuvor noch nicht setzen konnte“ – da sie auch wieder das Vertrauen in ihren Körper habe und trainingsmäßig wieder Limits überschreiten könne.

Olympische Spiele „Motivation und Ansporn“

Was Paszek dabei antreibe, ihre Pläne zu verwirklichen? Auch die Olympischen Spiele 2016. „Rio ist eine Riesen-Motivation jetzt für mich, dass es im nächsten halben Jahr aufwärts geht. Es wäre wunderschön, wenn es klappt, definitiv. Ich sehe es als Motivation und als Ansporn.“ Dazu braucht es auch ausreichend Teilnahmen am Fed Cup. „Dort haben jetzt echt ein junges Team beisammen, wo Sandra(Klemenschits; Anmerkung)und ich zu den Älteren gehören – schlimm, mit 25 Jahren bald“, lachte sie in Linz. „Ich glaube, dass das echt eine super Truppe wird. Es ist natürlich auch eines meiner persönlichen Ziele, Österreich zu helfen, dass wir uns wieder Schritt für Schritt gruppenmäßig verbessern oder hinaufarbeiten.“ Zu den Jungen habe sie ein gutes Verhältnis: „Julia(Grabher)kenne ich auch von zuhause. Mit Jürgen(Fed-Cup-KapitänWaber)habe ich auch sehr guten Kontakt.“ Mit dessen SchützlingBarbara Haashabe sie in Linz mehrfach trainiert: „Sie ist voll eine Liebe, ich verstehe mich sehr, sehr gut mit ihr. Spielerisch ist sie super. Sie hat sich toll weiterentwickelt. Wir haben echt gut trainiert, einen super Rhythmus gehabt. Ich glaube, Jürgen und sie machen einen super Job.“

Nicht bloß Olympia in Rio de Janeiro und der Fed Cup seien für Paszek allerdings ein großer Ansporn, sondern auch der so beeindruckende Aufstieg vonTimea Bacsinszkyin die absolute Weltspitze, der an Österreichs Branchenprima natürlich nicht unbemerkt vorübergegangen ist. „Sie hatte schon aufgehört, keine Motivation mehr“ – dann stand die Schweizerin plötzlich in den Top Ten. „Das ist jetzt genau zwei Jahre her, dass wir ein Gespräch geführt hatten“, beim Comeback von Paszek beim ITF-Turnier in Barnstaple. „Genau daran sieht man auch, dass in unserem Sport vieles möglich ist und vieles sehr eng beieinander liegt.“ In Paszeks Fall liegen derzeit noch 122 Plätze zwischen ihrem aktuellen Ranking und ihrem Ziel für das kommende Jahr. Doch auch das Erreichen von diesem könnte sicherlich schnell gehen – und ist möglich. Am Tennis scheitert es beim heimischen Aushängeschild schließlich nicht.

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07.12.2015, 18:00 Uhr