Townsend-Coach: "Sie war am Boden zerstört"

Quali geschafft, Roberta Vinci besiegt: Taylor Townsend ist zurück! Der 20-Jährigen wurde schon vor Jahren eine goldene Zukunft vorhergesagt - bis der US-Verband dazwischenfunkte.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 25.03.2017, 08:00 Uhr

Wieder im Rennen: Taylor Townsend

Zwei sehr unterschiedliche Siege haben Taylor Townsend in den vergangenen Jahren einige Aufmerksamkeit beschert. 2014 schlug die damals 18-Jährige in Roland Garros Alizé Cornet und erhielt von Andy Murray den Ritterschlag: "Wie gut ist Taylor Townsend #Talent! Und sie hat ein tolles Lächeln", twitterte der Schotte. Im Februar 2015 stand Townsend mit Platz 94 so hoch wie nie in der Weltrangliste.

Siege und Tiefschläge in jungem Alter

Ein Jahr später, am 11. April 2016, war Townsend nur noch die Nummer 389 der Welt und trat gegen Gail Falkenberg an, in der Qualifikation des ITF-Turniers von Pelham. Sie siegte 6:0, 6:0, musste sich aber Spott anhören: Wie kommt es, dass sie, die Australian-Open-Siegerin und Nummer eins der Junioren aus dem Jahr 2012, gegen eine 69-Jährige spielen muss? "Es dauert ein paar Jahre, bis du wirklich kapierst, was du versuchen musst. Bis du dein Spiel verstehst und es in den Matches umsetzt", sagte Townsend im Rahmen einer Pressekonferenz des amerikanischen Tennisverbandes im vergangenen Jahr.

Dabei war es eben jener Tennisverband, der Townsend einst ihren größten Tiefschlag versetzte. Die USTA legte Townsend 2012 nahe, auf die Junioren-Konkurrenz der hauseigenen US Open zu verzichten, ebenso verweigerte man ihr die Teilnahme an der Qualifikation für das Hauptturnier. Man mache sich Sorgen um ihre dauerhafte Gesundheit, sagte Patrick McEnroe, damals Verantwortlicher des amerikanischen Tennisverbandes für die Spielerentwicklung. Ebenso strich man Townsend die finanzielle Übernahme der Reisekosten, bis sie Gewicht verliere. "Ich habe geweint, ich war am Boden zerstört", erinnert sich Townsend über die verfahrene Situation, die McEnroe heftige Kritik einbrachte, unter anderem von Martina Navratilova und Lindsay Davenport.

Coach Young: "Ich musste sie daran erinnern, wie sie spielt"

Der Erfolg kam zurück, als sie sich wieder auf ihre Tugenden besann, auf ihr spezielles Spiel mit Spin, Slice und Netzattacken (Townsend spielt sich beim Aufwärmen zunächst am Netz ein), als sie nach einer Liaison mit Zina Garrison zurück zu ihrem Jugendtrainer Donald Young Sr. ging, dem Vater von US-Profi Donald Young. "Sie war in jeder Hinsicht am Boden", sagte Young im Gespräch mit der New York Times. "Ich musste sie daran erinnern, wie sie spielte. Also habe ich sie zurück zu dem Spiel gebracht, das ich ihr als Baby beigebracht habe." Die Absturz aus den Top 300, das Falkenberg-Spiel - "in gewisser Hinsicht brauchte sie das", so Young, der mit Townsend bezüglich Gesicht und Fitness eine klare Sprache spricht. "Ich übe mit ihr keine Punches. Sie weiß, was sie zu tun hat."

Und Townsend weiß auch, dass sie noch alle Zeit der Welt hat. "Wenn du in diesem Sport drei oder vier Jahre auf der Tour bist und nicht irgendeinen Meilenstein erreichst, giltst du als schlecht, alt oder aufgeschmissen. Ich habe das schon so oft gehört, ich denke gar nicht mehr an diese Dinge", hat Townsend gelernt. "Dieser Sport gibt dir das Gefühl, dass du mit 25 bereits alt bist. Aber im Leben bist du das nicht." Sie habe in den vergangenen Jahren aufgeräumt, erklärte sie, der innere Zirkel sei kleiner geworden, "es ging darum zu realisieren, wer die besten Interessen für mich hat und wer nicht". Townsend hat die negativen Dinge aus dem Leben eliminiert. "Ich habe nicht realisiert, wie sich Dinge außerhalb des Platzes auf das Match ausgewirkt haben."

Sieg gegen Roberta Vinci in Miami

In Miami scheint sich dies auszuzahlen. Townsend überstand die Qualifikation (unter anderem nach einem Sieg über Mona Barthel), schlug in Runde eins Amanda Anisinova, in Runde zwei Roberta Vinci - ihr ranglistenmäßig größter Sieg seit 2014.

"Ich setze mir täglich kleine Ziele, an denen ich arbeite. An der Einstellung, an mentalen Dingen - daran, positiv zu bleiben", sagt Townsend, die mit einem weiteren Sieg ihre höchste Ranglistenposition knacken könnte. Der wird jedoch kein Selbstläufer: Townsend trifft in Runde drei auf Svetlana Kuznetsova, die Nummer acht der Welt.

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Taylor Townsend im Steckbrief

von Florian Goosmann

Samstag
25.03.2017, 08:00 Uhr