Transition: Der Übergang von der Grundlinie ans Netz

Um in den spielerischen Einheitsbrei ein bisschen Zimt zu streuen, sind Angriffe ans Netz eine strategisch kluge Lösung. Das Vorrücken und Abschließen sind dabei die beiden Grundpfeiler, die einen Angriff ans Netz effektiv gestalten.

von Marco Kühn / tennis-insider.de
zuletzt bearbeitet: 06.02.2019, 19:12 Uhr

Denis Shapovalov volliert auf Höhe der T-Linie

Es reicht nicht, einem guten Ball einfach nach vorn zu folgen und zu hoffen, dass der Volley dann irgendwie den Punktgewinn bringt. Wahrscheinlich ist diese Denkweise der Grund dafür, warum auch auf Clubebene viele Spieler den Weg ans Netz scheuen. Dabei nimmt diese Scheu ab, wenn man einen Plan hat und weiß, wie man diesen Weg ans Netz möglichst gefahrenlos findet. Der Angriff ans Netz bringt nicht nur Variation in das eigene Spiel, sondern stellt dem Gegner auf dem Platz schwierige Fragen, die dieser erstmal beantworten muss.

Die zwei Schritte

Der Übergang von der Grundlinie ans Netz besteht aus zwei Schritten, die in der hier geschriebenen Theorie am Bildschirm simpel klingen, allerdings ein gutes Spielverständnis und Gefühl für Geschwindigkeit beim Spieler, also dir, voraussetzen. Spielverständnis brauchst du, um den richtigen Moment im Ballwechsel zu erkennen, in dem ein Netzangriff Sinn ergibt.

Das Gefühl für die Geschwindigkeit des Schlages und des Ballwechsels im Allgemeinen hilft dir, die beiden Schritte in der Transition erfolgreich zu gehen. Das erste Ziel deines Übergangs ist der Bereich an der T-Linie. Wenn du der Richtung deines Angriffsballes folgst, orientiere dich zunächst an der Höhe der T-Linie. Stelle dir eine Zielflagge kurz vor oder hinter der T-Linie vor, die du nach deinem Angriffsball erreichen willst. Dies ist der erste Schritt auf deinem Weg zum gelungenen Übergang.

Auf Höhe der T-Linie nutzt du den Split-Step, um dich für den ersten Volley in Position zu bringen. Der Split-Step bringt Stabilität, die du dringend benötigst, da du aus der Bewegung heraus nur schwer einen kontrollierten Flugball spielen kannst. Du gewinnst an Kontrolle, wenn du deinen Körperschwerpunkt ein wenig nach unten rutschen lässt, indem du ein Stück in die Knie gehst. Schläger nach oben und das Auge auf den Ball - so erreichst du eine gute Stellung für den ersten Volley.

Habe dabei immer die Spielsituation und die Position deines Gegners im Augenwinkel. Beobachte, wie sich dein Gegner zum Ball bewegt und wie weit er sich hinter der Grundlinie befindet. Ein kurzer Flugball ist meist strategisch klüger, da der Gegner einen weiten Laufweg hat und du nicht das Risiko gehen musst an die Linien spielen zu müssen.

Mit dem Bauch am Netz

Das Ziel der Transition besteht darin, möglichst nah ans Netz zu kommen, um dadurch deinen Gegner maximal unter Druck zu setzen. Der zweite Schritt des Übergangs ist das Nachrücken nach deinem ersten Flugball. Die zweite Zielflagge befindet sich so nah wie möglich am Netz. Wie bereits beim Angriffsball folgst du der Richtung deines ersten Flugballes. Du rückst also diesem Ball nach und folgst diesem so nah wie möglich Richtung Netzkante.

Dadurch verkleinerst du die Winkel für deinen Gegner, der sich dann in der Situation befindet, einen möglichst grandiosen Ball spielen zu müssen. Dies kann ein Passierball oder Lob sein - beide Varianten müssten perfekt gespielt sein. Spielt dein Gegner keinen atemberaubenden Ball, hast du, nah am Netz stehend, die ideale Position, den Ballwechsel abzuschließen. Dafür musst du dann kein vom Himmel gefallener Volleygott sein. Da du nah am Netz bist, ist der Winkel für deinen Volley optimal.

Selbstverständlich ist diese Ausführung der Transition ein ideales Muster, welches sich in der Praxis nicht so leicht umsetzen lässt, wie es sich jetzt hier liest. Trainiere diesen Übergang mit einem Mannschaftskollegen, studiere Spielzüge ein und setze diese Strategie im Match ein, wenn du selbstbewusst bist und dich sicher fühlst. Die Transition ist deshalb so schwierig, weil du ungewohnte Bereiche auf dem Platz betrittst. Wenn du dich im Training aber dazu bringst diese Bereiche öfters zu betreten und dort Sicherheit findest, kannst du dein Spiel variantenreicher und gefährlicher gestalten.

von Marco Kühn / tennis-insider.de

Mittwoch
06.02.2019, 19:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 06.02.2019, 19:12 Uhr