Trennung von Kontaveit - ist Coach Tursunov zu ehrlich?

Dmitry Tursunov und Anett Kontaveit haben ihre Trainer-Spielerin-Beziehung beendet. Dabei ist die Estin mit Platz zwei in den WTA-Charts gerade auf ein neues Karrierehoch gesprungen.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 07.06.2022, 16:03 Uhr

Dmitry Tursunov hat als Coach wieder Vakanzen
© Getty Images
Dmitry Tursunov hat als Coach wieder Vakanzen

Die Dominanz von Iga Swiatek hat bei den French Open den Blick auf manch interessante Nebengeschichte verstellt, etwa auf jene, dass mit Anett Kontaveit eine Spielerin auf den zweiten Platz der WTA-Weltrangliste vorrücken würde, die in diesem Jahr gar nicht mal so überragend gespielt hat. Gut, es gab den Turniersieg in St. Petersburg (im Endspiel gegen Maria Sakkari), gefolgt vom Finaleinzug in Doha (wo Kontaveit von Swiatek nur zwei Spielgewinnen zugestanden wurden).

Die 26-Jährige selbst hat danach wenig zu ihrer Prominenz beigetragen, in Rom ging sie ebenso als Erstrunden-Verliererin (gegen Petra Martic, wenn auch nach einem Freilos) vom Platz wie in Roland Garros gegen Ajla Tomljanovic. Aber gut; Platz zwei in der Weltrangliste, das ist schon was wert.

Tursunov und Kontaveit trennen sich

Umso überraschender am Montag die eher schmucklose Mitteilung von Dmitry Tursunov, dass er und Kontaveit ihre Zusammenarbeit beendet hätten. Er sei stolz und auch traurig, so Tursunov, aber alle Dinge kämen zu ihrem Ende, auch die guten.

Über die Gründe von Trennungen wie dieser wird in der Regel nur sehr wenig bekannt, vielleicht lohnt es sich aber im konkreten Fall, ein paar Monate zurückzuschauen. Da hat Tursunov der Website tennismajors.com ein bemerkenswertes Interview gegeben. In dem er unter anderem zum Aufstieg von Anett Kontaveit sagte: „Also, ich würde liebend gerne sagen, dass das mein Verdienst ist. Offensichtlich hat sie einen Weg gefunden, sich zu motivieren. Und ich habe ihr mit ihrem Spiel geholfen, auch dabei, ein paar Dinge in ihrem Kopf besser zu strukturieren. Aber ein Coach kann nur die Information bereitstellen.Mein Job ist es also, herauszufinden, welche Art von Information die beste für sie in einem bestimmten Moment ist.“

Oder wie es Patrick Rafter einmal so schön formuliert hat: Man kann ein Pferd nur zur Tränke führen. Trinken muss es dann schon selbst. Craig O´Shannessy hat es im Gespräch mit tennisnet vor ein paar Tagen in Paris ja auch schon mal gesagt: Im Grunde besteht die Tätigkeit eines Coaches hauptsächlich darin, Bälle aufzuheben.

Erfolgreiche Zusammenarbeit mit Sabalenka

Tursunov, der auch schon mit Aryna Sabalenka erfolgreich gearbeitet hat, sagte im Interview mit tennismajors weiter: „Wenn eine Spielerin etwas nicht gut kann, muss man ehrlich sein. Das macht man ja nicht, um sie zu beleidigen: man versucht, sie besser zu machen. Es macht also keinen Sinn, um den heißen Brei herumzureden.“ Und das hat Dmitry Tursunov bislang mit all seinen Spielerinnen so gehandhabt.

Was nicht immer gut angekommen ist. „Jeder Psychologe heutzutage sagt mehr oder weniger jeder Person, die zu ihm kommt, dass er oder sie sich von den toxischen Leuten trennen müssen. Wenn man also schreit „Da vorne ist ein Eisberg!“, wird man zur toxischen Person. Also muss man manchmal sitzen und einfach dabei zuschauen, wie das Schiff den Eisberg rammt“

Ob Anett Kontaveits Schiff in einen Eisberg gelaufen ist und welche Rolle Dmitry Tursunov dabei gespielt hat, wird wohl offen bleiben. Ändern wird der Erfolgscoach seine Ansprache aber wohl nicht.

von Jens Huiber

Dienstag
07.06.2022, 18:30 Uhr
zuletzt bearbeitet: 07.06.2022, 16:03 Uhr