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US Open: John und Patrick McEnroe - Austeilen und Einstecken

Zwei Brüder, die ein Tennismatch kompetent, entspannt und gleichzeitig bissig begleiten? Aber, ja: John und Patrick McEnroe machen das seit Jahren vor.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 03.09.2022, 11:37 Uhr

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Nicht nur beim Laver Cup gemeinsam im Einsatz: John und Patrick McEnroe
© Getty Images
Nicht nur beim Laver Cup gemeinsam im Einsatz: John und Patrick McEnroe

Zwei Autobiographien sind zur Person John McEnroe auf dem Markt, „You Cannot Be Serious“ aus dem Jahr 2003 und „But Seriously“, das 2017 erschien. Alle großen Erfolge des New Yorkers sind also hinreichend ausgeleuchtet, eher wenig findet sich zum Verhältnis von John, der sieben Grand-Slam-Titel im Einzel gewonnen hat, zu seinem nicht so erfolgreichen Bruder Patrick. Letzterer hat auf der ATP-Tour genau einmal angeschrieben, 1995 in Sydney war´s. Patrick hat es immerhin unter die Top 30 der Welt geschafft, wurde auf seinem Weg unter anderem auch von Günter Bresnik als Coach begleitet.

In Sachen Medienpräsenz agieren die McEnroe-Brüder indes auf Augenhöhe. Patrick hat seinen eigenen Podcast „Holding Court“ (andererseits: wer hat eigentlich noch keinen eigenen Podcast?), bei ESPN ist er wie John als Kommentator und Experte im Einsatz. Ja: Beim die US Open übertragenden TV-Sender sind die Grenzen fließend. Es Matches mit der klassischen Kommentator-Experte-Aufteilung. Es kommt aber auch vor, dass mit Patrick und John McEnroe zwei Personen ein Match begleiten, die beide auf einer der Profi-Touren ihre Spuren hinterlassen haben (so wie Alex Antonitsch und Markus Zoecke bis vor ein paar Jahren bei Eurosport).

Wie das funktioniert? Prächtig.

McEnroe und McEnroe legen auch Pausen ein

Gut: Wer sich etwa das Match zwischen Carlos Alcaraz und Federico Coria mit den Gebrüdern McEnroe am Mikrofon gibt, darf nicht darauf hoffen, dass die Zählweise im Tiebreak noch einmal in erschöpfender Tiefe thematisiert wird. Basiswissen wird vorausgesetzt, wer sich für Tennis bei ESPN entschieden hat, bekommt die volle Ladung. Witzig, lakonisch, manchmal hart an der Grenze zur Arroganz - aber wer, wenn nicht Johnny Mac darf sich Spitzen erlauben, wenn ein Spieler bei einem Volley wenig bis gar kein Gefühl zeigt?

Überbordender Patriotismus ist John und Patrick fremd (so richtig viel Anlass haben die amerikanischen Männer den beiden allerdings auch nicht gegeben), geschätzt wird vielmehr gutes Tennis. Ach, was: der Tennissport insgesamt. Die Stimmen ähneln sich mittlerweile (oder schon immer?), langweilig wird es nie, auch weil die beiden lohnende Pause einlegen. Vor allem, wenn der Ball im Spiel ist.

Dazu kommt, dass der ältere McEnroe auch einzustecken weiß, etwa von Rennae Stubbs, die sich während dieser US Open auch dem Team von Serena Williams angeschlossen hat, als Beraterin. Das ergibt beim morgendlichen Anmoderieren im Außenstudio dann ein ziemlich animiertes verbales Grundlinien-Duell, im Zweifel ohne SiegerIn. Dass John auch bei Eurosport noch ab und zu Wortspenden abgibt, zeigt, wie gefragt die Perspektive der mittlerweile 63-jährigen Legende ist.

Wenn John und Patrick McEnroe ihre Aufgaben in New York City erfüllt haben, geht es nach einer kurzen Pause weiter nach London. Denn dort wird die Weltauswahl unter der Leitung von John versuchen, im Laver Cup erstmals die Europäer zu bezwingen. Patrick wird als Co-Kapitän mit an Bord sein.

von Jens Huiber

Samstag
03.09.2022, 13:28 Uhr
zuletzt bearbeitet: 03.09.2022, 11:37 Uhr