US Open: Murray, Tsonga, Kyrgios - kein Losglück für das Teilzeit-Trio
Andy Murray, Jo-Wilfried Tsonga und Nick Kyrgios haben bei den US Open 2021 sehr fordernde Aufgaben zugelost bekommen. Chancenlos sind sie aber nicht.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
28.08.2021, 11:17 Uhr

Von Jens Huiber aus New York City
Andy Murray ist ein Mann des Volkes, das hat der Schotte auch schon in Deutschland bewiesen, 2015 beim ATp-Turnier in München. Murray war damals das begehrteste Zielobjekt der Selfie-Jäger, kam den Wünschen der Fans klaglos nach, zog am Ende sogar noch eine Lederhose an. Und nahm ein Siegerauto in Empfang, von dem bis heute niemand weiß, ob Sir Andrew damit auch nur einen Meter weit gefahren ist. Andererseits hat Murray in der Qualifikationswoche für die US Open 2021 sicherlich nicht sonderlich bedauert, dass noch keine Zuschauer auf der Anlage zugelassen waren.
Und also hat sich der zweimalige Goldmedaillengewinner am Donnerstag mit einer interessant verknoteten Kombination von handgezählten vier Schlägern in den Windschatten seines Trainers Jamie Delgado begeben, um schließlich ein bisschen zu üben. Oder sogar ein bisschen mehr. Denn die Auslosung hat mit Stefanos Tsitsipas die nominell drittschwerste Aufgabe gebracht. Ob Murray dieser gewachsen ist? Nach seiner Niederlage gegen Frances Tiafoe in Winston Salem in der laufenden Woche hat sich der Routinier zwischen Platz 60 und 70 in der ATP-Weltrangliste eingeordnet. Mit Spielern aus diesen Regionen hat Tsitsipas in der Regel wenige bis gar keine Probleme.
Kyrgios mit schwieriger Aufgabe
Die gute Nachricht der letzten Tage war aus Sicht von Andy Murray, dass sich der Schotte beim letzten Turnier vor den US Open absolut fit zum Dienst gemeldet hatte (lediglich der zweite Aufschlag bedürfe dringend einer Reha-Phase, wobei Murray auch eine Notschlachtung nicht ausschließen wollte). Das lässt sich weder von Nick Kyrgios noch Jo-Wilfried Tsonga behaupten. Die bei der Auslosung auch nicht ungeschoren davongekommen sind.
Kyrgios muss gleich zum Auftakt gegen Roberto Bautista Agut ran. Seinem kompletten Gegenpol, persönlich und spielerisch. Bautista Aguts Bild ziert das Stichwort „Konstanz“ im großen Tennis-Lexikon, Kyrgios ist hier nicht weiter erwähnt. Andererseits haben fast alle Matches des Australiers großen Unterhaltungswert. Bei alle Liebe zu „RBA“ muss man festhalten: Die Fähigkeit, ein Publikum mitzureißen, zählt nicht zu dessen herausragenden Vorzügen. Muss sie auch nicht. Bautista Agut geht als klarer Favorit ins Match gegen Kyrgios, dem man seine wenigen Matches in Wimbledon ab Runde drei deutlich angemerkt hat. Spielpraxis hätte Kyrgios in Winston Salem sammeln können, da wollte oder konnte er aber gegen Andy Murray nicht antreten.
Tsonga doch nicht mit Melzer
Ähnlich viele Fragezeichen gibt es hinter Jo-Wilfried Tsonga, der in New York eigentlich im Doppel mit Jürgen Melzer antreten sollte, dies aber wieder verworfen hat (Melzer wird nun mit Marc Polmans ins Rennen gehen). Im Einzel hat Tsonga mit Casper Ruud die Nummer acht gezogen. Gegen den Norweger hätte Tsonga womöglich auch schon früher im Jahr drankommen können, in Kitzbühel nämlich. Da aber nahm sich der Routinier eine familiäre Auszeit, der Geburt seines zweiten Kindes geschuldet.
Ob die Form gegen den superfitten Ruud reichen wird? Father time is unbeaten, sagt man in den USA. Was grundsätzlich für alle Sportarten und Sportler gilt. Außer für Novak Djokovic, versteht sich.
Hier das Einzel-Tableau der Männer