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Alex Waske im Interview

Der Ex-Davis Cup-Spieler im tennisnet.com-Interview über seine Pläne mit Rainer Schüttler und seine Hoffnung, auf die Tour zurückzukehren.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 12.07.2010, 11:08 Uhr

Alexander Waske hat in seiner Tenniskarriere schon viel erlebt. Im Einzel schaffte er es bis auf Position 89 der Weltrangliste, im Doppel sogar auf Nummer 16. Zweimal gelang ihm der Sprung ins Doppel-Halbfinale eines Grand Slam-Turniers. 2005 bei den Australian Open mit Jürgen Melzer, 2006 bei den French Open mit Andrei Pavel.
Gemeinsam mit Rainer Schüttler hat der 35-Jährige nun im hessischen Offenbach die „Tennis-University“ gegründet. Im Interview mit tennisnet.com spricht er über Ziele und Ideen, das Besondere an seiner Tennis-Akademie – und auch über ein mögliches Comeback als Spieler auf der Tour.

Herr Waske, woher kam die Idee, eine Tennis-Akademie zu gründen?

Alexander Waske:
Die Idee war schon seit längerer Zeit da. Die Lage in Offenbach ist einfach optimal. Alle Spieler sind das ganze Jahr über viel unterwegs und da ist die Nähe zu einem so großen Flughafen wie Frankfurt natürlich perfekt.

Warum arbeiten Sie gerade mit Rainer Schüttler zusammen?

Alexander Waske:Rainer und ich kennen uns schon ewig. Wir haben viel zusammen erlebt im Laufe unserer Karriere, haben World Team Cup, Davis Cup miteinander gespielt und standen 2005 auch mal gemeinsam im Wimbledon-Doppelviertelfinale. Außerdem haben wir ja mit Dirk Hordorff den gleichen Manager. Rainer und ich haben zusammen über 20 Jahre Profierfahrung. Wir sind zwei völlig unterschiedliche Spielertypen. Ich denke, wir können beide viel von unserem Wissen weitergeben.

Was hat es mit dem Namen Tennis-University auf sich? Ein Gag? Oder steckt dahinter eine besondere Überlegung?

Alexander Waske:Es gibt in Deutschland einige Tennisschulen, aber nichts Weiterführendes. Zu uns kommen nur sehr talentierte Spieler oder eben Tennisprofis. Unsere Akademie ist praktisch die Weiterführung einer Tennisschule, daher auch der Name.

Wer übernimmt welche Aufgaben? Was ist Ihre Aufgabe?

Alexander Waske:Rainer und ich organisieren das Ganze, machen Trainingspläne, kümmern uns um das Drumherum. Als Trainer stehen wir selbst nur in Ausnahmefällen zur Verfügung. Ich habe zwar schon die ein oder andere Einheit geleitet, aber dafür sind normalerweise unsere Trainer zuständig. Ich agiere wie auch Rainer mehr als Sparrings-Partner mit den Spielern vor Ort. Außerdem übernehme ich auch Aufgaben im Management-Bereich. Da muss ich zwar noch einiges lernen, aber es ist eine sehr interessante Aufgabe. Ich bin sehr happy, wie alles läuft.

Wer sind die ersten Schützlinge?

Alexander Waske:Neben Benjamin Becker und Sebastian Rieschick (ehemalige Nummer eins der Junioren-Weltrangliste) trainieren beispielsweise auch Janko Tipsarevic und Yen-Hsun Lu bei uns, der ja kürzlich das Wimbledon-Viertelfinale erreicht hat und dabei Roddick rausgenommen hat. Spieler wie Jeff Coetzee, ein Doppelspezialist aus Südafrika, oder der Russe Mikhail Ledovskikh waren auch schon bei uns.

Wer sind die Trainer?

Alexander Waske:In diesem Punkt sind wir wirklich gut versorgt. Wir haben sehr viele starke Tour-Coaches im Team. Jan Stoces, der zuletzt unter anderem Benni Becker und Rainer selbst betreute, oder auch Jan Velthuis, Trainer von Jürgen Melzer, der ja derzeit große Erfolge erzielt und mit Philipp Petzschner gerade das Wimbledon-Doppel gewonnen hat. Im Athletikbereich haben wir Bernado Carberol. Der hat lange mit Gaston Gaudio gearbeitet. Claudio Pistolesi, der Ex-Trainer von Petr Korda, und der ehemalige iranische Davis Cup-Spieler Benjamin Ebrahimzadeh arbeiten auch bei uns.

Was ist das Besondere an Ihrer Akademie? Wie unterscheidet sie sich von anderen, zum Beispiel von der erfolgreichen Tennisbase in München?

Alexander Waske:Der Hauptunterschied ist der, dass unsere Akademie nicht dem Verband gehört. Sie ist strikt privat und viel kleiner ausgelegt. Es gibt verhältnismäßig wenige Spieler und wenige Trainer. Wir arbeiten auch mehr in kleinen Gruppen.

Was fehlt Ihnen in Deutschland in der Jugendförderung? Welchen Beitrag soll Ihre Universität zum Tennis-Aufschwung in Deutschland leisten?

Alexander Waske:Ich denke, in Deutschland herrscht oft das Problem, dass einfach behelfsmäßig ein Trainerstab zusammengestellt wird. Der Konditionstrainer ist da zum Beispiel der Leichtathletiktrainer um die Ecke. Rainer und ich wollen das geplanter, professioneller, zielgerichteter angehen, Strukturen in die Abläufe bekommen. Jeder, der professionell trainieren will, kann sich bei uns einbringen. In unserer Akademie muss man sich um nichts kümmern. Es wird alles für einen gemacht, dass man schneller, fitter und eben besser wird. Was in Deutschland meiner Meinung nach auch ein Problem ist, ist die Umstellung vom Junioren- in den Erwachsenenbereich. Viele Spieler haben gute Anlagen und gute Jugendergebnisse, aber zu einem gestandenen Profi fehlt noch einiges. An diesem Problem wollen wir ansetzen.

Hatten Sie selbst ein Vorbild oder einen Trainer, der Ihnen besonders viel weitergeholfen hat?

Alexander Waske:Es wäre unfair, hier jemanden besonders herauszuheben. Ich hatte mit Gideon Hilb, Patrick Sommer und Carsten Arriens allesamt Top-Trainer, die mir auch sehr viel geholfen haben.

Wird es ein Comeback von Alexander Waske auf der ATP-Tour geben?

Alexander Waske:Ja, daran arbeite ich im Moment. Ich bin ja im Prinzip seit drei Jahren verletzt, hatte im Januar und jetzt vor wenigen Tagen wieder Operationen, will aber so schnell es geht zurückkommen. Im Doppel will ich auf jeden Fall wieder voll angreifen. Wie es sich dann mit dem Einzel verhält, das weiß ich noch nicht.

Sie sind als guter Mannschafts-Spieler bekannt. Gibt es noch Gedanken an ein Comeback im Davis-Cup-Team?

Alexander Waske:Im Davis-Cup spielen immer die Besten. Ich habe immer gern für Deutschland gespielt – und sollte ich wieder voll da sein und zu den Besten gehören, wäre das natürlich toll. Aber bis dorthin ist es noch ein sehr, sehr weiter Weg.(Fotos: J. Hasenkopf)

Das Interview führte Christian Storhas

von tennisnet.com

Montag
12.07.2010, 11:08 Uhr