Weltelite in "Klein-Wimbledon"
Es ist soweit! Die 18. Gerry Weber Open stehen vor der Tür. Wie gewohnt schlagen viele Hochkaräter in Halle auf.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
06.06.2010, 09:08 Uhr

Von Matthias Huber
Es ist eine Marktlücke, die Gerry Weber hier schließt. Anders lassen sich die konstant beeindruckenden Teilnehmerfelder bei den Gerry Weber Open nicht erklären. Auch dieses Jahr liest sich die Setzliste in Halle wieder wie die eines Turniers mindestens der ATP-500-Kategorie: Allen voran natürlich Roger Federer, zum Zeitpunkt dieses Textes noch Weltranglisten-Erster, für den bei den Gerry Weber Open alles andere als ein Turniersieg eine herbe Enttäuschung wäre.
Zum neunten Mal tritt der Schweizer bereits in Westfalen an, den sechsten Titelgewinn fest im Blick.Im Finale könnte er auf Nikolay Davydenko, amtierender ATP-Weltmeister, treffen, der in Halle sein Comeback nach einer Verletzungspause probiert. French-Open-Viertelfinalist Mikhail Youzhny, -Halbfinalist Jürgen Melzer und der frühere -Champion Juan Carlos Ferrero verfeinern neben Lleyton Hewitt, Marcos Baghdatis und Radek Stepanek die Setzliste der mit 750.000 Euro dotierten Rasen-Veranstaltung, bei der es „nur“ um 250 Weltranglistenpunkte geht. Rasen! Es ist hauptsächlich dieser Belag, mit dem die Turnierveranstalter in Halle jährlich wieder die ATP-Elite nach Deutschland locken können, auf ein Turnier, das eigentlich mindestens eine Kategorie zu klein für dieses Teilnehmerfeld ist.
Nur zwei Wochen dauert die Rasensaison vor Wimbledon, und die Gerry Weber Open belegen eine davon – eine unverzichtbare Gelegenheit zur Vorbereitung auf das Grand-Slam-Turnier. Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass man 2010 auf der Setzliste vergeblich nach deutschen Spielern Ausschau hält.
Harte Brocken für deutsche Starter
Dementsprechend schwer sind auch ihre Erstrundenpartien: Besonders hart trifft es in der ersten Runde Simon Greul und Nicolas Kiefer. Greul, derzeit in der Weltrangliste auf Position 64 geführt, trifft auf den genesenen Weltranglisten-Fünften, Nikolay Davydenko. Und Nicolas Kiefer, der sich nach langer Verletzungspause in Halle für Wimbledon fit machen will und dafür die Wildcard der Turnierveranstalter erhielt, muss sich zum Start mit Mikhail Youzhny – derzeit Nummer 14 der Welt – messen.
Kaum leichter wird es für Philipp Kohlschreiber, der die Setzliste um zwei Weltranglistenplätze verpasst hat. Er misst sich zum Auftakt mit der Nummer 20, Radek Stepanek aus Tschechien, einem Gegner, den der 26-jährige Augsburger in vier Begegnungen erst einmal überwinden konnte.
Philipp Petzschner trifft zum ersten Mal in seiner Profikarriere auf Marcos Baghdatis, während Benjamin Becker gegen den russichen Qualifikanten Mikhail Ledovskikh spielt. Ursprünglich sollte der Mettlacher im deutschen Duell gegen Michael Berrer spielen. Doch der Stuttgarter verletzte sich am Knöchel und musste seine Teilnahme kurzfristig absagen.
Nutznießer ist Dominik Meffert, der in der Qualifikation zwar scheiterte, nun aber als Lucky Loser an diesem Montag um 12.00 Uhr die Auftaktpartie gegen den Spanier Juan Carlos Ferrero bestreitet. Auf die beiden Wildcard-Jungstars Andi Beck und Mischa Zverev warten Sergly Stakhovsky (Ukraine) beziehungsweise Florent Serra (Frankreich).
Halle gutes Pflaster für die Deutschen
Trotzdem, die deutschen Profis sind in Halle immer für Überraschungen gut. „Viele unserer Profis sind gerade hier in Halle schon oft über sich hinausgewachsen“, weiß auch Turnierdirektor Ralf Weber.2009 kämpfte sich Tommy Haas in einer Reihe von deutschen Duellen – auch gegen Kohlschreiber - bis ins Finale, ehe er sich gegen Novak Djokovic den Titel holte. 2008 behielt im Duell Haas-Kohlschreiber auf westfälischem Rasen noch der damals 24-Jährige die Oberhand und scheiterte erst im Finale an Roger Federer. Nicolas Kiefer kann in Halle gar einen Turniersieg, zwei Final- und eine Halbfinalteilnahme vorweisen. Kein Wunder, dass Kiefer die Gerry Weber Open als eines der „schönsten Turniere auf der gesamten Welt“ bezeichnet. Und selbst Andi Beck, der sich zur Zeit langsam wieder an seine Bestform herantastet, erreichte schon zwei Mal das Viertelfinale, wo er erst gegen James Blake und Philipp Kohlschreiber ausschied. Für ihn soll Halle der Startschuss für eine Rückkehr in die Spitze sein: „Ich will mich an die Top 30 heranspielen“, so Beck, „und noch weiter nach vorne, wenn möglich.“
Siegerliste der letzten Jahre:
1993 - Henri Leconte
1995 - Marc Rosset
1996 - Nicklas Kulti
1997 - Jewgeni Kafelnikow
1998 - Jewgeni Kafelnikow
1999 - Nicolas Kiefer
2000 - David Prinosil
2001 - Thomas Johansson
2002 - Jewgeni Kafelnikow
2003 - Roger Federer
2004 - Roger Federer
2005 - Roger Federer
2006 - Roger Federer
2007 - Tomáš Berdych
2008 - Roger Federer
2009 - Thomas Haas