Wer ist perfekter? Thiem, Djokovic, Murray oder deren Schläger?

Der tägliche Kasi gibt Auskunft. Das wissen wir seit gut einer Woche in der uns Christopher Kas auf der tenninetnews Instagram Seite ab 18:00 Uhr mit interessanten Gästen aus und um die Tenniswelt bestens unterhält. Neben Größen wie Dominic Thiem, Boris Becker, Nicolas Massu und Dennis Novak sind es aber auch ganz andere Menschen aus dem Business, die interessante Einblicke gewähren.

von Andrea Schlager
zuletzt bearbeitet: 02.04.2020, 08:01 Uhr

Perfekte Harmonie - Dominic Thiem und sein Schläger
© Getty Images
Perfekte Harmonie - Dominic Thiem und sein Schläger

Ein Gast, der schon mehrfach tief hinter die Kulisse der Tennismaschinerie blicken ließ, ist Max Wimmer, Mitglied des Pro Player and Test Management Teams bei Head.

Die Frage eines jeden Tennisfans und Hobbyspielers ist ganz klar: wie sieht mein idealer Schläger aus? Was brauche ich, damit mein Hobbyspiel noch besser wird, ich vielleicht im Club die Nummer eins werden kann oder einfach um noch mehr Spass an meiner Lieblingssportart zu haben? Wir variieren mit Schlägermodellen, longbody oder normal, sowie Griffstärke und die ganz Ambitionierten sogar mit Gewicht. 

Umso mehr beschäftigt diese Frage selbstverständlich diejenigen, deren Lebensinhalt Tennis ist: die Tennisstars unserer Zeit. Mit Schlägergröße und Griffstärke ist es da natürlich noch lange nicht getan, darum haben wir ganz genau in Kasi´s letztem Insta live mit Max Wimmer zugehört und ihn auch separat noch im Detail befragt um das ein oder andere Geheimnis lüften zu können. 

Worauf es beim Profi ankommt

Die österreichische Firma Head mit Hauptsitz in Kennelbach, Vorarlberg hat 400 Spieler der WTA und ATP Tour unter Vertrag. In Kennelbach wird  direkt getestet und das jeweilige Racket an Stars wie Alexander Zverev, Novak Djokovic oder Dennis Novak angepasst. 

Hauptausschlaggebend sind die Kriterien Gewicht, Balance und Schwunggewicht, dazu kommt Griff, Bespannungsbild und gelegentlich sogar Bohrbild.

Die Schläger werden grundsätzlich in China produziert und kommen mit einem Minimalgewicht von 270 - 280 Gramm in Vorarlberg an. Das perfekte Gewicht um dann weiter feingetuned zu werden. Der Unterschied zum Hobbyspieler, der sein Racket im Laden kauft und es selbst tunen möchte - diese Schläger sind bereits fix montiert und haben ein Gewicht von 305 - 320 Gramm. Es kann also weniger fein eingestellt werden als beim Profi, wenn auch die Schläger sonst identisch sind.

Wie sehen die Basistest in der Schlägerindustrie aus?

In Kennelbach wird permanent getestet. Zwei Personen stehen dafür regelmäßig auf dem Platz, diese sind der ehemalige österreichische Tennisprofi Johannes Ager und Max Wimmer von Head (aktuell auf Grund der Coronakrise wird nur mit Ballmaschine getestet, nicht mit Hitting Partner).

Die Tests sollen ohne Vorurteil über die Bühne gehen darum bekommen sie z.B. zehn schwarz lackierte Schläger ohne zu wissen wo die Unterschiede liegen, spielen diese Schläger durch und machen sich ihre Notizen. Danach geht es zur Auswertung und die Schläger werden angepasst.

Diese Radarkontrolle lieben alle Tennisprofis

Wie läuft also jetzt das Testing und die Feineinstellung für den Profi ab? Wimmer erklärt anhand des Beispiels der amtierenden Tennis Nr.1 Novak Djokovic. Nach seiner Ellbogenoperation Anfang des Jahres 2018 musste auch er seinen Schläger adaptieren. In knapp 3 Wochen testete der Serbe 30 Schläger durch. Beim 2-3 tägigen Besuch in Kennelbach steht dem Profi dann auch ein eigens für den Tennissport gebautes Radargerät zur Verfügung, mit dem Geschwindigkeit und Spin gemessen wird. Die Erhebung dieser Daten ermöglicht ein weiteres Tuning des Schlägers direkt vor Ort.

Gleich darauf wird erneut gemessen. Ein Unterschied von etwa 3km/h ist dabei schon fast ein Meilenstein. Dennoch ist Geschwindigkeit nicht alles, da auch die Kontrollierbarkeit nicht unter mehr Speed leiden darf. 

Im Falle von Djokovic haben sich vor allem das Gewicht und die Balance des Schlägers nach seiner Operation geändert. So spielt er aktuell einen Schläger mit 325 Gramm.

Dominic Thiem und sein Babolat Pure Strike - darauf legt er wert

Dominic Thiem ist spielerisch ein Schwergewicht in der heutigen Tenniswelt, schlägertechnisch allerdings ein absolutes Leichtgewicht. Sein Babolat Pure Strike bringt nur 317 Gramm auf die Waage, seit über fünf Jahren setzt er schon auf dieses Racket mit einer Griffstärke von 2,5. Große Sonderwünsche hat Dominic bei seinem Schläger nicht, so spielt er auch ein normales Bespannungsbild von 18/20. Pro Turnier hat Dominic sechs Schläger in seinem Bag und verbraucht im Jahr zwischen 18 - 24 Rackets. Auf eine Sache legt er allerdings schon wert - seit den French Open 2019 ist das Design seines Rahmens individuell  rot/schwarz. Die schwarze Seite muss beim Spielen oben sein, sonst klappt es nicht mit dem Turniersieg, grinst der Lichtenwörther im ServusTV Interview im Jänner.

Gerade junge Spieler testen in der Regel weniger, da sie den Luxus des Feintunings davor auch oft nicht hatten und sich somit an ihr Material sehr gut gewöhnt haben. Fernando Verdasco hingegen oder aber früher Tommy Haas waren Spieler, die stetig nach Veränderung und auch Optimierung gesucht haben. 

Interessanterweise ist ein Spieler, der ebenfalls in die Riege der Vieltester gehört Andy Murray. Verändert hat er dennoch nie viel. Er ist auch der Spieler, staunt Wimmer im Talk mit Kasi, der auf das Gramm genau sagen kann, was am Schläger verändert wurde. Ein echter Sir in allen Lebenslagen eben. 

Warum testen einige Spieler unentwegt und andere scheinen schneller zufrieden zu sein?

von Andrea Schlager

Donnerstag
02.04.2020, 12:50 Uhr
zuletzt bearbeitet: 02.04.2020, 08:01 Uhr