Wimbledon 2021: Roger Federer - Gut war´s nicht, aber genug
Roger Federer ist mit viel Mühe und Glück in die zweite Runde in Wimbledon 2021 eingezogen. Gegen Richard Gasquet muss eine Leistungssteigerung her.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 30.06.2021, 08:45 Uhr

Wer sich am Dienstagabend in der Tennisblase in den sozialen Medien verdingt hat, der konnte den Eindruck gewinnen, dass nicht nur Serena Williams in Wimbledon 2021 keine Rolle mehr spielt. Nein, es war vom endgültigen Ende der Ära Williams und jener von Roger Federer die Rede. Und das, obwohl der Schweizer am späten Nachmittag in die zweite Runde eingezogen war. Nicht unglücklich, wie er selbst im Anschluss erklärte. Gegner Adrian Mannarino sei der bessere Mann auf dem Centre Court gewesen. Der Franzose musste aber zu Beginn von Durchgang fünf aufgeben.
Nun ist die Frage nach dem besseren Spieler im Tennissport immer eine müßige: Wer den letzen Punkt im Match macht, hat alle Argumente auf seiner Seite. Auch, wenn der Kontrahent nicht zu Ende spielen kann. Die Leistung von Federer war aber nicht wesentlich besser als jene, die der Maestro zuletzt in HalleWestfalen als nicht seinen Ansprüchen genügend bezeichnet hatte. Federer agierte erstaunlich passiv, begnügte sich mit der Rückhand oft mit dem Slice, ging nur selten seinen Bällen nach.
Federer mit großer Vorsicht
Das mag mit den Umständen zusammenhängen. Die Courts wirken aus der Ferne zwar saftig grün, aber auch rechtschaffen rutschig. Kein Vergleich etwa mit den Bedingungen vergangene Woche auf Mallorca, wo die spanische Frühsommer-Hitze für staubtrockene Plätze gesorgt hatte. Erstaunlich übrigens, wie schnell sich Daniil Medvedev umstellen konnte, der Russe war bis Samstag in Santa Ponca engagiert. Und zeigte gegen Jan-Lennard Struff, der schon ein paar Tage länger in London weilt, eine sehr starke Leistung.
Roger Federer indes hat dem äußeren Anschein nach große Vorsicht an den Tag gelegt. Der Bewegungs-Flow ist weit von jenen Jahren entfernt, in denen Federer über den Centre Court geschwebt ist. Dass dies keine Altersfrage sein muss, hat der Auftritt von Stefanos Tsitsipas gezeigt: Der Grieche, vor wenigen Wochen Finalist bei den French Open, bewegte sich wie auf rohen Eiern über das Grün von Court 1. Frances Tiafoe sagte artig danke.
Lieblingsgegner Gasquet wartet
Die gute Nachricht für Roger Federer: In Runde zwei geht es gegen Richard Gasquet, der nur selten Licht gegen ihn gesehen hat. 20 Partien haben die beiden Veteranen gegeneinander bestritten, lediglich zwei konnte Gasquet gewinnen, die letzte liegt mehr als zehn Jahre zurück. Damals siegte der Franzose auf der Asche im Foto Italico in Rom. Seitdem hat Federer gegen Gasquet keinen Satz abgegeben, auch nicht im Davis-Cup-Endspiel 2014, als der Baselbieter sein letztes Länderspiel für die Schweiz bestritt - und mit dem Erfolg gegen Gasquet den ersten und einzigen Titel für die Eidgenossen klarmachte.
Apropos: Die nächste Frage, die es zu klären gilt, ist jene, ob Roger Federer noch einmal das Olympia-Outfit der Schweiz zu Markte trägt. Der Sponsoren-Vertrag mit seinem Ausrüster ist sehr heftig dotiert, nachdem das Unternehmen aber in Japan beheimatet ist, ist es nicht unvorstellbar, dass selbst auf einen Roger Federer heftig eingeredet wird, sich trotz aller widriger Umstände in Tokio zu zeigen. Noch hat sich der Großmeister nicht endgültig deklariert. Die Konzentration gilt nun erst einmal Richard Gasquet.
Hier das Einzel-Tableau in Wimbledon