Wimbledon 2023: Wer grüßt denn da so freundlich vom Plakat?
Wie schon in Roland Garros wurden diejenigen Leute, die für die Plakate zur Bewerbung der Veranstaltung in Wimbledon zuständig sind, für ihre Kreativität nicht belohnt.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
05.07.2023, 16:43 Uhr

Von Jens Huiber aus Wimbledon
Wer sich als Fan zum Wimbledon-Turnier aufmacht, ist gut beraten, mit der U-Bahn anzureisen. Die District Line fährt zwar nicht ganz bis an die Stadiontore des All England Lawn Tennis Clubs, von der Station Southfields sind es dann gute zehn Gehminuten ins Glück. Man wandert dann am Wimbledon Park vorbei, wo sich die wackeren Non-Ticket-Holders in der sagenumwobenen Queue um ein ebensolches anstellen.
An der U-Bahn-Station selbst wird man indes gleich von zehn Protagonisten empfangen, die für das prestigeträchtigste Event im Tennissport werben. Und wie schon in Roland Garros, wo man vor wenigen Wochen noch ziemlich viel auf die Karte Rafael Nadal gesetzt hatte, zeiget sich auch in London die Schwierigkeit der Planung. Denn es werden fünf Frauen und fünf Männer gefeatured - und eine davon ist schon am zweiten Tag nicht mehr dabei.

Nun verrät die Idee, Coco Gauff in eine Reihe mit Martin Navratilova, Stefanie Graf und Serena Williams zu stellen, schon viel über die Nöte im Frauentennis (die fünfte prominent platzierte Spielerin ist Titelverteidigerin Elena Rybakina): Es mangelt an Persönlichkeiten (wie Gauff eine ist), die gleichzeitig um die ganz großen Titel mitspielen (was Gauff noch nicht schafft).
Bei den Männern ist die Ahnenreihe solider aufgestellt: Mit Björn Borg, Roger Federer und Pete Sampras kann man in Wimbledon nichts falsch machen. Mit Novak Djokovic sowieso nicht, der siebenmalige Champion ist gemeinsam mit Carlos Alcaraz einer von zwei aktiven Spielern. Alcaraz hat in Wimbledon zwar noch nichts gerissen, als US-Open-Champion von 2022 hat er sich den Platz neben den anderen vier Legenden aber schon verdient.

Wie schwierig es ist, im voraus zu planen, zeigt ein anderes Plakat an der Southfields Station: Da wird der Slogan „Always like never before“ offensiv mit sechs Personen von öffentlichen Interesse beworben: Wieder Djokovic und Alcaraz, in der zweiten Reihe dann Stefanos Tsitsipas, der schwer verliebt und schwer unverdächtig auf den Titel 2023 ist. Gegenüber von Tsitsipas, das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, sieht man dann Nick Kyrgios, der mit dem Griechen vor Jahresfrist ein sehr unfreundliches Duell ausgetragen hat. Diesmal musste Kyrgios ja vor Turnierbeginn absagen. Und ganz hinten erkennt der versierte Tennisfan dann auch noch Iga Swiatek. Und … tja, hier wäre eine Umfrage unter den Anreisenden spannend, … mit Jessica Pegula eine Spielerin, die wirklich nur den Aficionados ein Begriff ist. Und das, obwohl Pegula als Nummer vier in Wimbledon startet. Aber, wie Doppel-Partnerin Gauff, eben noch keinen großen Titel gewonnen und aber auch nicht das Charisma der 19-Jährigen hat.