Wimbledon: Karolina Muchova - Zur Not halt wie Steffi Graf
Karolina Muchova sollte eigentlich längst mal in Wimbledon um den Titel mitspielen. Eine Verletzung macht's in diesem Jahr nicht leichter - eröffnet aber auch neue Gedanken.
von Florian Goosmann aus Wimbledon
zuletzt bearbeitet:
01.07.2025, 10:30 Uhr

Karolina Muchova beim Tennisspielen zuzuschauen, ist generell eine gute Sache. Muchova spielt mit Köpfchen und Varianz, und das kann man ja nicht von allen Tour-Beteiligten sagen. 2023 führte sie dieses Tennis bis ins Finale der French Open, in dem sie sogar Dauersiegerin Iga Swiatek einen Satz abknöpfte.
Muchovas Tennis, es ist eigentlich prädestiniert für Wimbledon - wo sie immerhin zwei Viertelfinals vorzuweisen hat (2019, 2021). In diesem Jahr steht die 28-Jährige allerdings vor einer neuen Herausforderung. Muchova hatte immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Bauchmuskeln, Knöchel, Rücken … und schon 2023 und 2024 fiel sie nach einer Operation am rechten Handgelenk für zehn Monate aus. Nun bereitet das linke Handgelenk Probleme. Zwischen Miami und den French Open musste sie mal wieder aussetzen. In Paris aber trat sie an - und ließ die linke Hand einfach weg. (Ohne Erfolg allerdings, sie verlor in Runde 1.)
Denn slicen kann Muchova, und auf Rasen? Denken wir gerne an Tatjana Maria, die 2022 ins Halbfinale stürmte und kürzlich erst in Queen's den Titel holte. “Ich habe gemerkt, dass es ein größerer Nachteil für mich ist, wenn ich keine Matches spiele”, so Muchova über ihre Entscheidung, trotz Verletzung anzutreten. “Aber ich habe mir gedacht, dass es auf Rasen für andere ziemlich unangenehm zu spielen ist, und der Slice ist ein tolles taktisches Mittel.” So habe sie sich entschieden, es einhändig zu versuchen. Und vielleicht sogar ein paar Siege zu holen.
“Verdammt, wenn ich dir nun mit beiden Händen einen Ball reinhauen könnte”
Das gelang Muchova. In Queen's schlug sie zum Auftakt Madison Ingliss, bevor sie in einem Slice-Duell gegen Tatjana Maria verlor. Die griff dabei immer wieder auf Muchovas Rückhand an, was diese nur bedingt parieren konnte - ein paar ansehnliche einhändig durchgezogene Rückhände waren in diesen Phasen aber auch dabei. Sie versuche noch herauszufinden, wie sie taktisch mit der Einschränkung umgehen müsse, so Muchova. Auch mental: “Manchmal denke ich: Verdammt, wenn ich dir nun mit beiden Händen einen Ball reinhauen könnte, wäre es so viel einfacher!” (Womit sie dem technisch limitierten gemeinen Clubspieler aus der Seele spricht.) Sie wolle es aber positiv angehen, die Gegnerinnen in unangenehme Positionen bringen. In Wimbledon zum Auftakt also zunächst mal Xinyu Wang.
Und vielleicht zieht Muchova ja Optimismus von zwei anderen Tennisgrößen, die ausschließlich mit dem Rückhand-Slice in Wimbledon gesiegt haben: Steffi Graf (1988, 1989, 1991, 1992, 1993, 1995, 1996) und Ashleigh Barty (2021). Die beiden wussten schon immer: Der Slice ist heiß!