Wimbledon: "Vergiss es, mach weiter" - Eva Lys' Geheimnis nach vergebenen Matchbällen
Eva Lys hat in Wimbledon einen guten Start hingelegt, obwohl sie zwischendurch damit umgehen musste, zwei Matchbälle einigermaßen leichtfertig vergeben zu haben. Der Neustart aber gelang ihr - auch, weil sie auf ihre eigenen Ratschläge gehört hat.
von Florian Goosmann aus Wimbledon
zuletzt bearbeitet:
30.06.2025, 18:54 Uhr

In die Verlängerung, also in einen dritten Satz zu gehen, wenn man im zweiten schon Matchbälle hatte? Kein einfaches Unterfangen - jeder Hobbyspieler kennt das. Und selbst die Profis tun sich damit nicht leicht.
Siehe: Eva Lys. „Wer das Match gesehen hat, hat gemerkt, dass ich da nicht die Fassung behalten habe“, lachte Lys nach ihrem 6:4, 5:7, 6:2-Erfolg - eben nachdem sie in Durchgang zwei beim 5:4 zwei Matchbälle nicht hatte nutzen können. Lys ehrlich: „Die zwei folgenden Spiele waren hart.“
Wie also damit umgehen? „Ich habe schon mit einigen Spielerinnen darüber gesprochen, wie es ist, Matchbälle gehabt und dann doch noch verloren zu haben. Eine Sache, die ich dabei immer sage ist: ‘Vergiss es, mach weiter.’ Das habe ich mir nun selbst gesagt. Und geschafft. Ich habe den dritten Satz so gespielt, als sei nichts passiert.“
Lys: "Muskelkater bekämpft man mit Muskelkater"
Es gebe ja unterschiedliche Arten von Matchbällen, führte die Weltranglisten-61. aus. „Manchmal spielt der Gegner großartig. In anderen Fällen macht man selbst blöde Fehler. Und nicht falsch verstehen: Bei meinen Matchbällen habe ich viel zu schnell Fehler gemacht. Von daher lag das an mir.“ Womit Lys zumindest beim zweiten Matchball recht hatte.
Umso schöner, dass Lys nun eine Premiere gelungen ist. Die Situation, nach Matchbällen verloren zu haben, habe sie schon durchlebt; dass sie die ganze Geschichte dann doch zu ihren Gunsten drehen konnte: noch nicht. „So nah dran zu sein und zu wissen, dass man selbst einen blöden Fehler gemacht hat, war hart.“ Lys hat nun bei allen Grand-Slam-Turnieren in diesem Jahr die zweite Runde erreicht. „Das gibt mir viel Selbstvertrauen.“ Auch, dass sie es schaffe, gut zu spielen, wenn es darauf ankomme – eben bei den Grand Slams.
Einen kurzen Schreckmoment gab’s aber auch: Lys musste sich nach dem zweiten Satz am linken Knie durchchecken lassen, nachdem sie zwei Mal weggerutscht war. Aber: „Ich glaube nicht, dass mich das die nächsten Tage stören wird.“
Nach dem heißen Match - es war der heißeste Eröffnungstag der Turniergeschichte - wollte Lys das ganze Programm zur Regeneration durchziehen „Eistonne, Physio, Essen, Schlafen – alles, was ich bekommen kann." Und trotz der langen Partie am heißen Montag gehe das Training nun weiter. „Mein Papa hat immer gesagt: Muskelkater bekämpft man mit Muskelkater.“
Lys trifft am Mittwoch auf die Tschechin Linda Noskova.