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Wunderliches auf dem „Heiligen Rasen“, dann ein Happy End für Sabine Lisicki

Sabine Lisicki spielt in Wimbledon erneut groß auf und steht nach überstandener Hängepartie im Achtelfinale.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 30.06.2014, 17:37 Uhr

Von Jörg Allmeroth aus Wimbledon

Es war ein Spiel mit allen Wunderlichkeiten, die aufWimbledonsWiesen geschehen können. Ein Spiel, das im Dämmerlicht des Samstags begann und unvollendet blieb. Ein Spiel, das dann beinahe 40 Stunden in der Warteschleife hing, wegen des heiligen spielfreien Sonntags. Ein Spiel, das am Montag dann auch noch einmal Stop-and-Go-Tennis lieferte, mit einer quälenden Regenunterbrechung und einem Finish wieder im schönsten Sommerwetter. Doch als die Sonne dann schließlich und endlich an diesem dritten Spieltag vom Himmel über dem All England Club schien, da lachte sie wie bestellt für die strahlende Sabine Lisicki: „Ich bin überglücklich, unheimlich erleichtert", sagte die Berlinerinnach ihrem 6:4,-3:6,-6:1-Sieg im Nervenspiel gegen die Weltranglisten-Elfte Ana Ivanovic, „das war ein ganz wichtiger Erfolg für mich." Notgedrungen spielte sie diese Drittrunden-Partie in der leidigen Wetter-Verlängerung erst in der zweiten Turnierwoche, doch nun steht sie auch sportlich verdient in der zweiten, heißen, spannungsgeladenen Wimbledon-Hälfte - im Achtelfinale gegen die KasachinYaroslava Shvedova, schon an diesem Dienstag.

Wimbledon bietet auch der erfahrenen Rasen-Meisterin Lisicki, dieser Frau mit dem besonderen Gespür für die Grüns, immer noch neue Erfahrungen und Erlebnisse. Auch für sie dauerte es noch nie so lange wie an diesem überlangen Wochenende, bis sie einen Sieg in ihr Arbeitszeugnis eingetragen bekam, genaugenommen von 20 Uhr am Samstagabend bis 15.30 Uhr am Montagmittag - inklusive des totalen Stillstands auf allen Spielfeldern am Sonntag. „Die Situation war schon einmalig für mich. Aber was ich nicht ändern kann, akzeptiere ich auch", sagte Lisicki, für die zwar eine so lange Unterbrechung ein Novum war, aber eben nicht das Wetter-Wirrwarr vieler vergangener Turniere. Jedenfalls war sie ganz am Ende aller dieser Turbulenzen, nämlich im dritten Satz ihres Duells mit der formstarken Ana Ivanovic, auf den Punkt bereit. Eisern konzentriert, willensstark. Und mit dem Mumm und der Courage ausgestattet, die sie schon bei anderen Wimbledon-Missionen so vortrefflich ausgezeichnet hatte. „Wie sie das nach Hause gespielt hat, war einfach bravourös", sagte Trainervater Richard Lisicki über den Endspurt, der mit einer Konsequenz gespielt war, die man bei fast allen Auftritten seit dem letzten, grandiosen Wimbledon-Jahr so schmerzlich vermisst hatte.

„Sie macht hier die unmöglichsten Sachen möglich"

Lisicki konnte im unerschütterlichen Glauben an dieses gute Ende, in ihrem ganz besonderen Wimbledon-Modus, auch manche Holprigkeiten in dieser Partie hinter sich lassen - besonders den Fehlstart nach der Wiederaufnahme, beim 1:1 im zweiten Satz. Im böigen Wind, der über Court 1 wirbelte, brachte die 24-Jährige kaum einen ihrer gefürchteten Aufschläge ins Feld, wirkte, ihrer stärksten Waffe beraubt, sehr nervös und fahrig. Schnell, zu schnell gingen eigene und fremde Aufschlagspiele weg, bald lag Lisicki 2:5 zurück. Dann kam das nächste Regen-Intermezzo, eine halbe Stunde lang schüttete es wie aus Kübeln. Und dann ging es irgendwie noch einmal von vorne los für Lisicki, die zwar den Satz verlor, sich aber für den dritten Akt ein Comeback vorgenommen hatte - und es dann auch mit einer Sicherheit und Präzision auf den Platz zauberte, die selbst eine Expertin wie die ehemalige Weltranglisten-ErsteTracy Austin amBBC-Mikrofon erstaunte: „Sie macht hier die unmöglichsten Sachen möglich - immer und immer wieder", sagte die US-Amerikanerin, „du darfst sie hier nie abschreiben."

Kein Zweifel: Trotz ihres Mammutprogramms in der zweiten Woche eröffnen sich für die Grasplatz-Expertin nun günstige Perspektiven in diesem 2014er-Turnier. Erstmals seit dem vergangenen Herbst und dem WTA-Turnier in Luxemburg hat Lisicki nun wieder drei Spiele hintereinander gewonnen, alles andere als ein Zufall, dass das an der Church Road passierte, der persönlichen Wohlfühloase der Berlinerin. Mehr kann noch kommen, mehr kann noch geschehen für sie. Jetzt, nach diesem Spiel, das eine kleine Ewigkeit dauerte. Aber mit einem „verdammt guten Gefühl" endete.

Hier die Damen-Ergebnisse aus Wimbledon.

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Montag
30.06.2014, 17:37 Uhr