WTA Nürnberg: Ungewisse Zukunft
Nach dem Ausstieg des namensgebenden Sponsors droht dem WTA-Turnier in Nürnberg das Aus. Die Suche nach neuen Sponsoren läuft.
von Robert M. Frank
zuletzt bearbeitet:
31.05.2019, 22:49 Uhr

Sandra Reichel wirkte am letzten Tag des WTA-Turniers vergangenen Sonntag sehr angespannt und zeigte sich sehr emotional. Dieser Umstand dürfte zum einen dem unmittelbar nach der Abschluss-Pressekonferenz stattfindenden Finale mit einhergehender Siegerzeremonie geschuldet gewesen sein. Vielmehr aber dürfte die Turnierdirektorin die Ankündigung des Namenssponsors getroffen haben, aus der Veranstaltung nach dem Turnier auszusteigen. Reichel kämpfte mit den Emotionen, als der neben ihr auf dem Podest im Medienzentrum sitzende Dr. Armin Zitzmann, Vorstandvorsitzender der Nürnberger Versicherung, das offizielle Aus bekanntgab. „Die Partnerschaft, die sieben Jahre angedauert hat, war sensationell. Wenn es eine Zukunft des Turnieres geben wird, dann werden wir eine neue Ära starten“, sagte Reichel wehmütig.
Nach sieben Jahren könnte vorerst Schluss gewesen sein mit der Veranstaltung in Franken. Ein neuer Sponsor für die Veranstaltung wird dringend gesucht. Wobei die im Raum schwebende Investitionssumme von ungefähr 500.000 Euro ab 2020 laut Reichel „auf eine breitere Basis“, sprich über mehrere Schultern, verteilt werden soll. Der bisherige Sponsor wollte sein Engagement nicht mehr fortsetzen. Vor allem schmeckte es dem Vorstand des Versicherungskonzerns nicht, dass in den vergangenen Jahren zu wenige deutsche Spielerinnen bis in die letzten Runden vorgestoßen waren.
Zu wenige Top-20-Spielerinnen und keine Deutschen im Finale
Während bei den früheren Ausgaben schon einmal deutsche Top-Spielerinnen wie Angelique Kerber bei dem mit rund 220.000 Euro Preisgeld dotierten Turnier angetreten waren, fehlte diesmal die deutsche Elite. Julia Görges hatte wegen einer Verletzung und vor allem im Hinblick auf die French Open eine Woche drauf ihre Teilnahme kurzfristig zurückgezogen. Kerber trat nicht an und Tatjana Maria spielte zeitgleich beim Turnier in Strasbourg. Zwar starteten fünf deutsche Spielerinnen im Hauptfeld. Allerdings kam mit Anna-Lena Friedsam nur eine ins Viertelfinale des Turnieres 2019, das die Kasachin Yulia Putintseva in drei Sätzen gegen die Slowakin Tamara Zidansek gewonnen hatte. „Wir hätten uns natürlich öfter eine deutsche Beteiligung am Finaltag gewünscht. Die bundesweite Wahrnehmung hat immer dann gelitten, wenn deutsche Spielerinnen früh ausgeschieden sind“, erklärte der passionierte Tennisspieler Zitzmann.
Das größte Problem, mit dem das Turnier auf der Anlage des 1. FC Nürnberg zu kämpfen hat, ist der internationale Turnierplan. Eine Woche vor den French Open ist es ein fast unmögliches Unterfangen, eine Top 20-Spielerin zu verpflichten. Die meisten Spitzenspielerinnen legen vor Roland Garros eine Pause ein, um beim Sandplatz-Grandslam ausgeruht durchzustarten.
Hamburg keine Option – Reichel hofft auf Standort Nürnberg
Wie es nun weitergeht, ist ungewiss. Fest steht, dass die Lizenz für das Turnier bei der veranstaltenden österreichischen Vermarktungsagentur MatchMaker um die Chefin Reichel bestehen bleibt. Sollte sich in Nürnberg keine weiteren Initiativen seitens neuer Sponsoren und der Politik auftun, könnte die Veranstaltung auch an einen anderen Ort abwandern. Jüngst wurde über eine Zusammenlegung mit dem ATP-Turnier der Herren in Hamburg spekuliert, das ebenfalls ab diesem Jahr von Reichels Firma verantwortet wird. Reichel wiegelte diese Spekulationen ab. „Das ist keine Option“, sagte die Turnierdirektorin eine Woche nach dem Finale.
Bis Ende Juli müsse man über die Zukunft des Turnieres ab 2020 entscheiden und den WTA-Verantwortlichen die Zusage geben. Die Zeit läuft bis dahin. Mit potenziellen Sponsoren sowie der Stadt Nürnberg stehe man in Gesprächen. „Wir werden die Kräfte bündeln“, sagt Reichel. Während der Nürnberger Sportbürgermeister Klemens Gsell beteuerte, dass man das Turnier in Nürnberg halten wolle, gab sich Zitzmann optimistisch. „Wir haben genügend Vorarbeit geleistet, um das Turnier in der Metropolregion Nürnberg zu halten“, meinte Zitzmann. Spätestens in acht Wochen wird man sehen, ob diese optimistische Prognose auch der Realität entsprechen wird. Reichel ist jedenfalls positiv gestimmt, was eine Fortsetzung am Standort in Nürnberg anbelangt: „Wenn alle an einem Strang ziehen, bin ich zuversichtlich.“