Roberta Vinci – Alter schützt vor Siegen nicht
Die 33-jährige Italienerin wird eine der großen Attraktionen beim WTA-Turnier in Nürnberg sein.
von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet:
20.03.2016, 00:00 Uhr

Als Roberta Vinci im vergangenen September ins Arthur Ashe Stadium zu ihrem US-Open-Halbfinal-Match gegen Serena Williams einmarschierte, schienen die Vorzeichen glasklar. Vinci, davon gingen Fans, Experten, Medien und Buchmacher aus, würde das nächste Opfer der unwiderstehlichen Grand-Slam-Kampagne von Dominatorin Williams sein, der einsamen Nummer eins der Welt. Doch was sich dann in den nächsten zwei Stunden in der größten Tennisarena der Welt abspielte, gehörte in jeder Beziehung zu den bemerkenswertesten Momenten in der jüngeren Geschichte dieses Sports: Denn mit einem Feuerwerk von Finten und Finessen, mit Einfalls- und Trickreichtum zwang die Italienerin die haushohe Favoritin in die Knie - aus war der Traum der US-Amerikanerin vom echten Grand Slam, dem Gewinn aller ‚Major'-Wettbewerbe in einem Kalenderjahr. "Auch jetzt ist das Ganze noch wie ein Traum für mich. Zweifellos der schönste und bedeutendste Moment meiner Karriere", sagt Vinci. Schade nur für die 33-jährige, dass der Traum vom Titelcoup im historischen, ersten rein italienischen Finale gegen Flavia Pennetta später platzte.
Vinci, die Sensationsdarstellerin aus dem Big Apple, gehört 2016 auch wieder zur Star-Riege beim NÜRNBERGER Versicherungscup (14. bis 21. Mai) - als gegenwärtig zweite Top-Ten-Spielerin neben Australian-Open-Queen Angelique Kerber. "Ich freue mich natürlich auf meine Rückkehr nach Nürnberg", sagt Vinci, "ich will um den Titel mitspielen." Den Pokalgewinn hatte sie voriges Jahr nur knapp verpasst, auch am Valznerweiher hatte es damals etwas überraschend ein italienisches Endspiel gegeben, in dem Karin Knapp triumphiert hatte. "Roberta wird bei der Titelvergabe ein starkes Wörtchen mitsprechen", sagt Turnierdirektorin Sandra Reichel, "sie hat schon früh in dieser Saison sehr starke Leistungen gezeigt. Und ist drauf und dran, die sehr, sehr gute Saison 2015 noch zu übertrumpfen." Derzeit rangiert Vinci auf Platz zehn der WTA-Hitparade, eine Allzeit-Bestleistung. Auch Dr. Armin Zitzmann, der Vorstandsvorsitzende der NÜRNBERGER Versicherungsgruppe, freut sich auf das Wiedersehen mit der Spitzenfrau: "Sie begeistert die Fans mit ihrem variantenreichen Sandplatz-Tennis und gehört eindeutig zu den Titelfavoritinnen."
Größter Titel in diesem Jahr
Dem größten Sieg ihrer Karriere, dem gegen Serena Williams, hatte Vinci mit etwas Verzögerung in dieser Saison auch den größten Pokalerfolg folgen lassen: Erstmals ins Finale eines Premier-Wettbewerbs der WTA gelangt, bezwang die alte Meisterin in St. Petersburg die aufstrebende "Miss Swiss" Belinda Bencic souverän in zwei Sätzen. Es war, kurz vor ihrem 33. Geburtstag, der zehnte Karrieretitel - und auch der Moment, in dem Vinci die Zehn-Millionen-US-Dollar-Preisgeld-Grenze durchbrach. "Ich habe immer noch großen Spaß, mich jeden Tag da draußen auf dem Platz den Duellen zu stellen", sagt Vincic, die so auch für den Trend auf der Tour steht, für die vielen reifen Profispielerinnen, die auch jenseits der 30 noch enorme Schlagkraft besitzen. Motto: Alter schützt vor Siegen nicht.
Als Doppelspezialistin hatte Vinci schon einige Jahre im Blickpunkt und Rampenlicht gestanden: Gemeinsam mit ihrer kongenialen Landsfrau Sara Errani räumte sie serienweise Titel ab - auch bei den absoluten Top-Turnieren. In die 110 Wochen, die Vinci auf Platz eins der Doppel-Weltrangliste rangierte, fielen auch fünf Grand-Slam-Erfolge - 2012 bei den French Open und US Open, 2013 und 2014 bei den Australian Open und 2014 in Wimbledon. So konnte das Duo auch den sogenannten Karriere-Grand-Slam vollenden. Zuletzt allerdings konzentrierte sich die in Tarent geborene Vinci mehr auf ihre Aktivitäten als Einzelkämpferin, als Solistin - und das mit dickem Ausrufezeichen.