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Zehetner nach Tiebreak-Krimi im Semifinale der Finals

In einer wohl noch lange in Erinnerung bleibenden und total verrückten Tennisnacht, hat sich Martin ...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 30.11.2023, 16:18 Uhr

In einer wohl noch lange in Erinnerung bleibenden und total verrückten Tennisnacht, hat sich Martin Zehetner am Mittwoch Abend am Centercourt des UTC La Ville nach einer epischen Tennisschlacht und einem irre spannenden Tiebreak-Krimi in 3:53 Stunden Spielzeit und nach vier abgewehrten Matchbällen sein Ticket für das Semifinale der HTT Finals 2023 gesichert. Der 42jährige setzte sich im direkten Duell um den Aufstieg gegen den erst 18jährigen Luka Sekulic nach einer kämpferisch und mental höchst beeindruckenden Leistung mit 6:7, 7:6, 7:6, durch, und steht nach dem längsten HTT Finals-Match der HTT Geschichte zum dritten Mal in seiner Karriere nach 2015 und 2019 in der Vorschluss-Runde des HTT Saisonfinales. Bereits vor dem gestrigen Abend des fünften Spieltages stand Rumäniens HTT Superstar Damian Roman als Gruppensieger und weiterer Aufsteiger ins Halbfinale fest. Vom Abend der Rekorde aus dem UTC La Ville berichtet C.L

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3:53 Stunden – Zehetner & Sekulic mit längstem HTT Finals Match der Geschichte

Der eine stand an diesem legendären und für die HTT Geschichtsbücher bedeutsamen Abend insgsamt vier Mal ganz dicht vor dem größten Erfolg seiner Karriere, der andere um 10 Minuten nach 23 Uhr komplett sprachlos und ausgepowert vor dem am Centercourt aufgebauten Mikro. Ja, da konnten einem schon wie Worte fehlen, für das, was man als Zuschauer im allesentscheidenden Gruppen-Match um den Einzug ins Semifinale zwischen dem HTT US Open Sieger von 2020 Martin Zehetner und HTT-Jungspund Luka Sekulic zu sehen bekam. Da wäre einmal mit 3:53 Stunden Spielzeit das längste HTT Match der Finals-Geschichte, in dem Zehetner und Sekulic den 4:08 Stunden-Rekord für das längste “Best of three Match” der Open Ära nur um lächerliche 15 Minuten verpassten. In insgesamt 280 wahnsinnig intensiven Ballwechseln in einem eher vergifteten Klima hetzten sich Zehetner und Sekulic in einem emotional aufgeheizten Generationen-Duell über den Platz, und bescherten nach fast 4 Stunden doch recht langatmigen Geschehens den Zusehern zu später Stunde vor Ort und den Fans daheim am Live-Stream ein in Sachen Spannung & Dramatik sensationelles “Grande Finale”.

Luka Sekulic mit vergebener Jahrhundert-Chance beim Matchball

Es ist exakt 23:00 Uhr, als Luka Sekulic mehr als eineinhalb Stunden nach seinem ersten Matchball einen zweiten “big point ins Glück” beim Stand von 6:4 im allesentscheidenden Tiebreak des dritten Satzes vor der Brust hat. Es folgte eine Szene, die der 18jährige noch für längere Zeit als Bild des Horrors in seinem Kopf verarbeiten wird müssen. Sekulic hatte sich mit einem Rückhand-Slice perfekt in Position gebracht, um einen in idealer Höhe heranfliegenden Ball seines längst in die Defensive gedrängten Gegners im völlig leeren Spielfeld auf der anderen Seite des Netzes zum Sieg, zum Semifinaleinzug und zum bislang größten Erfolg seiner noch jungen Karriere unterzubringen. Das wars, dachten die Besucher am Centercourt und die vielen vielen Live-Stream-User, ehe das Unglaubliche passierte. Der Volley war aus technischer Sicht betrachtet so einfach, dass ihn eine ab und zu Tennis spielende Hausfrau “irgendwie” verwandelt hätte. Er war auch so leicht, dass Sekulic vermutlich gar nicht mehr den Fokus auf den kleinen gelben Filzball gerichtet hatte, sondern wohl in Gedanken schon im Semifinale gegen die HTT Nr. 1 Rene Gräflinger war. Und genau deshalb war dieser aus Sicht von Sekulic so verdammte Flugball dann eben doch so schwierig. Dazu kommt die außergewöhnliche körperliche Belastung nach fast vier Stunden Spielzeit und die mentale Komponete, im Tiebreak eines dritten Satzes um das Semifinale der HTT Finals zu fighten. Sekulic hatte gleich darauf bei 6:5 auch noch die weniger gute Idee, einen riskanten Stoppball zu setzen, und so nahm die sportliche Tragödie aus Sicht des 18jährigen seinen Lauf. Zehetner wehrte mit einem Spitzen-Service auch noch den vierten Matchball ab, und verwandelte seinerseits gleich den ersten Sieg bringenden Matchball zum 6:7, 7:6, 7:6. Zehetner hatte am Ende sogar sechs Punkte weniger als Sekulic am Konto, und keine Worte beim abschließenden On-Court-Interview.

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Roman & Gal mit dem Rekord für das am spätest begonnene HTT Match aller Zeiten

Der Tennismarathon zwischen Zehetner und Sekulic, der wie erwähnt zum längsten Single-Match der HTT Finals-Historie avancierte, zog in der Folge einen rekordverdächtigen Tennisabend nach sich, der für einige weitere Bestmarken sorgte. So ging das abschließende Match des vierten Spieltages eigentlich erst am Donnerstag los. Um 00:53 Uhr starteten die beiden rumänischen HTT Topstars Damian Roman und Emanuel Gal ihr “Karpaten-Derby”, womit sie Eintrag in die Rekordbücher der HTT für das am spätestens jemals gestartete HTT Match fanden. Der Rekord für das spätest zu Ende gegangene HTT Match blieb aber unangetastet, weil Damian Roman auch sein drittes Gruppenspiel im Eilzugstempo gewann, und die 02:48 Uhr aus dem Dezember 2014 zwischen Peter Klager und Rene Glatzl außer Reichweite waren. Roman & Gal sorgten mit Spielende 02:09 Uhr für das drittspätest zu Ende gegangene HTT Match aller Zeiten, und zuvor für ein totales Kontrastprogramm zum kampfbetonten Tennismarathon zwischen Zehetner und Sekulic.

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Damian Roman mit neuem Rekord von 62 Einzelsiegen in einer Saison und mit verletzter Wade

Weniger Ballwechsel, dafür viele sensationelle Schläge und Punkte sorgten in der Late Night Session am Centercourt dafür, dass dem HTT Veranstalter auch tief nächtens mit sehenswerter Tenniskunst nebst passender Musik eine unterhaltsame Nachtschicht geboten wurde. Die Hack-, und Rangordnung im rumänischen Tennis hatte Damian Roman nach einer Stunde und 16 Minuten mit einem 6:3, 6:3 Erfolg über Emanuel Gal klargestellt, und im sechsten Duell mit seinem jüngeren Landsmann auf 5:1 gestellt. Auf dem Court präsentierte sich der Ranglisten-Zweite aus Negresti Oas wie schon zuletzt gegen Martin Zehetner in bestechender Form, konstant gut servierend, aggressiv von der Grundlinie aus agierend, und nach sieben Saisonturniersiegen selbstbewusster denn je. Das entscheidende Break im ersten Satz gelang dem 42fachen Turniersieger zum 3:1, und auch im  zweiten Satz hatte man nie das Gefühl, dass der 8fache HTT Grand-Slam-Gewinner vom TC Strebersdorf die Kontrolle über das erste rein rumänische HTT Finals Duell verlieren könnte. Nur einmal für ein paar Minuten in dieser denkwürdigen Nacht hatte der 41jährige seine totale Souveränität abgelegt, als er bei 5:1 drei Matchbälle ausgelassen hatte, und sich bei 5:2 zum einzigen Mal breaken ließ. Das war wohl der Uhrzeit geschuldet, kann man doch nach 2 Uhr morgens schon mal die Konzentration verlieren. Wenige Augenblicke später war es dann soweit. Gal winkte mit seinem 44igsten und letzten unforced error den Landsmann ins Semifinale durch, und gratulierte Roman am Netz zu einem weiteren neuen HTT Rekord. 62 Siege in einer Saison, das hat noch kein Spieler in der 33jährigen Geschichte der Hobby Tennis Tour geschafft. Bravo Damian Roman, der allerdings nicht rundum glücklich zu Bett ging. “Bei 4:1 im zweiten Satz habe ich in der linken Wade plötzlich einen Stich gespürt. Ich hoffe es ist nichts Schlimmes”, so der HTT Finals Champion von 2015.

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von Claus Lippert

Donnerstag
30.11.2023, 14:38 Uhr
zuletzt bearbeitet: 30.11.2023, 16:18 Uhr