Alexander Antonitsch - „Der College-Weg wird viel zu selten gegangen“

Die US-AmerikanerInnen rollen das professionelle Tennis auf. Zunächst in der Breite, vielleicht bald auch schon ganz vorne. In der aktuellen Folge von „Quiet, please - der tennisnet-Podcast“ wurde die Gründe dafür analysiert.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 31.01.2023, 17:20 Uhr

Tolle Kameradschaft, starke Trainer: Tommy Paul und Ben Shelton in Australien
© Getty Images
Tolle Kameradschaft, starke Trainer: Tommy Paul und Ben Shelton in Australien

Zehn Männer und neun Frauen unter den Top 50 in den jeweiligen Weltranglisten. Die Position der USA im Tennisgeschäft ist so gut wie schon lange nicht mehr. Wie ist es dazu gekommen, was macht man jenseits des Großen Teichs anders und besser?

Für Alex Antonitsch, früher selbst auf der ATP-Tour und aktuell neben seiner Tätigkeit als Turnierdirektor der Generali Open in Kitzbühel auch Experte bei ServusTV, ist ein ganz wesentlicher Faktor der Universitäts-Sport.

„Mittlerweile sind alleine von den US-Amerikanern aktuell Jenson Brooksby, Maxime Cressy, Marcos Giron, Brandon Nakashima, Mackenzie McDonald, JJ Wolf, Ben Shelton eine Menge Top-100-Spieler, die vom College kommen,“ führt Antonitsch in der aktuellen Ausgabe von „Quiet, please - der tennisnet-Podcats“ aus. Und nicht nur die US-Amerikaner profitieren von diesem System. „Auch Francisco Cerundolo und vor allem Cameron Norrie haben am College gespielt.“

tennisnet · Quiet, please - der Tennisnet-Podcast - Australian Open 2023 Bilanz

Die ATP möchte College-Spielern den Einstieg erleichtern

Das ist auch der professionellen Tennisspieler-Vereinigung nicht entgangen. „ATP-Chef Andrea Gaudenzi hat ja gesagt, dass man diesen Trend noch unterstützen möchte“, so Antonitsch weiter. „Nämlich dadurch, dass für College-Spieler Wildcards bei Challenger-Turnieren freigehalten werden.“

„Dieser Weg wird viel zu selten gegangen. Mittlerweile ist das Spiel so athletisch geworden, da brauchen manche Spieler einfach mehr Zeit. Es gibt kaum etwas Besseres, als an einem College zu studieren, richtig fit zu werden und Tennis zu spielen.“ Dazu komme die Wettkampfhärte, die man bei den Matches zwischen den Universitäten bekommen, wie Eurosport-Kommentator Oliver Faßnacht ergänzt.

Tolle Coaches, große Kameradschaft

Alex Antonitsch weiter: „In einem Aspekt spielt das viele Geld, das der USTA zur Verfügung steht, aber auf jeden Fall eine Rolle: für Spieler wie Tommy Paul oder Taylor Fritz gibt es großartige Coaches wie Brad Stine oder Michael Russell, im Hintergrund arbeitet bei Fritz auch noch Paul Annacone. Oder auch Frances Tiafoe mit Wayne Ferreira.“

Für Paul Häuser, der für Sky die großen Turniere kommentiert, kommt auch noch ein weiterer Aspekt dazu: „Es herrscht einfach eine unglaubliche Kameradschaft, wie man etwa nach dem Match zwischen Paul und Shelton.“

Korda mit besten Voraussetzungen

„Aber das geilste Tennis spielt für mich Sebastian Korda“, kommt Alex Antonitsch ins Schwärmen. „Da hört man schon am Fernseher, wie satt der die Bälle trifft.“ Was beim Umfeld des 22-Jährigen auch keine allzu große Überraschung ist: Schließlich mischen da neben Vater Petr auch Andre Agassi und Radek Stepanek mit.

Bei den Frauen wird der Weg über das College seltener gewählt, Danielle Collins ist da eine Ausnahme. Einen der Gründe dafür weiß Oliver Faßnacht: „Einige der Spielerinnen, die kurz vor einer College-Karriere stehen, merken plötzlich, dass sie eigentlich auch schon in die Profi-Tour einsteigen könnten.“

Was natürlich aber auch ein Luxusproblem ist, dass sich Spielerinnen aus anderen Nationen wünschten.

von tennisnet.com

Mittwoch
01.02.2023, 08:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 31.01.2023, 17:20 Uhr