Alexander Waske bei "Kasi Live": "Rafael Nadal war damals noch ausrechenbar"

Alexander Waske alias „Mr Davis Cup“ hat sich am Donnerstag bei „Kasi Live“ erneut die Ehre gegeben, nachdem sein Auftritt am Tag zuvor aus Zeitgründen recht kurz ausgefallen war. Viel zu kurz für Waske, dessen Karriere so viele Geschichten beinhaltet hat…

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 10.04.2020, 21:07 Uhr

Wobei das mit der Tenniskarriere gar nicht geplant war, wie er Kasi erzählte. Waske kam übers College-Tennis erst auf die Idee, es auf der Tour zu versuchen. „Es war nie mein Ziel, Profi zu werden. Ich war immer überzeugt, dass ich nicht gut genug bin. Und hatte eine lange Liste von Menschen, die mir das auch gesagt haben“, erinnert sich Waske. „Ich war 21 Jahre alt und die Nummer 199 der deutschen Rangliste. Da gibt es nichts, was dafür spricht, Profi zu werden.“

Ein großer Sieg gab dann den Umschwung, der auch viel Überzeugungsarbeit seiner Trainer brauchte./ "An dem Tag hat alles zusammengepasst. Da dachte ich: Wenn ich so gut spielen kann, kann ich es auch wagen, auf die Profitour zu gehen."

Dass er größtenteils als Doppelspieler bekannt wurde, vor allem im Davis Cup, hatte ebenfalls seine Gründe. Nämlich finanzielle, als er den Versuch mit dem Profitennis gestartet hatte. „Ich musste schauen, dass ich das irgendwie finanziere. Daher habe ich viel Doppel gespielt. In Mexiko, weil in der Nähe von San Diego war, wo ich noch ins College gegangen bin.“

Patrik Kühnen gibt den entscheidenden Tipp

Später, im Davis Cup in den 2000er-Jahren, war Waske schließlich Deutschlands Doppelspieler schlechthin – und Publikumsliebling. Der Rat, über das Doppel ins Team zu kommen, sei von Patrick Kühnen gekommen, damals Trainer des B-Kaders im DTB. An Haas, Kiefer oder Schüttler führe wohl kein Weg vorbei, habe Kühnen damals prophezeit. Als er zwei Jahre später Davis-Cup-Teamchef wurde, schaffte es Waske schließlich ins Team.

Der 45-Jährige erinnert sich noch gut an die erste Partie in Sundern gegen Weißrussland: Er habe gut trainiert über die gesamte Woche, beim letzten Training keinen Return ins Feld gebracht. „Könnte knapp werden“, habe er gedacht. Um 19.30 Uhr sei schließlich Teambesprechung gewesen, „und ich dachte: Wenn‘s ne Viertelstunde vorher klopft, bin ich raus. Weil ich glaubte, dass Patrik ein guter Captain ist, der einem das nicht vor versammelter Mannschaft sagt.“ Und Kühnen klopfte… „Patrik lacht heute immer noch, weil ich ihm gesagt habe, dass ich seine Entscheidung respektiere – aber glaube, dass er hier einen Fehler macht.“

"Der spielt kein Tennis mehr"

Der erste Einsatz kam dann gegen Israel. An der Seite von Tommy Haas, der nicht wirklich begeistert gewesen sei vom Debütanten. „Die ganze Woche wurde ich gefragt, ob ich Bespanner oder Masseur bin“, erinnert sich Waske. Nach 0:2-Sätzen sei Haas auf ihn zugekommen und habe gesagt: Jetzt spiele man auf Waskes Art. Das klappte – Waske und Haas siegten in fünf Sätzen gegen das Weltklasse-Team Ram/Erlich. Waskes Davis-Cup-Bilanz am Ende seiner Laufbahn: 7:1 im Doppel und 1:0 im Einzel.

Der Davis Cup war es aber auch, der Waskes Karriere quasi beendete. Er hatte schon mit Ellenbogen-Problemen zu kämpfen gehabt, sei aber dennoch angetreten zum Davis-Cup-Halbfinale in Moskau im Jahr 2007, mit Philipp Petzschner gegen Youzhny/Tursunov. „Ich hab einen Aufschlag serviert, da hat es Peng gemacht im Arm.“ Niemand habe gewollt, das er aufgebe, „ich habe nur noch Pflaumen serviert, und Petzsche hat übernommen“. Die beiden gewannen, „aber ich konnte keine Türklinke mehr runterdrücken.“

Der Physio habe den Arm im Anschluss gesehen und geurteilt: „Der spielt kein Tennis mehr.“ Er habe vier Jahre lang alles probiert, so Waske, habe zum Schluss auch bei Wunderheilern sein Glück versucht, „aber im Grunde hat dieser Davis Cup meine Karriere beendet.“

Waske: Sieg über Nadal im Einzel in Halle

Aber Waske feierte auch große Siege im Einzel: gegen Juan Martin del Potro in dessen Anfangszeit bei einem Future-Turnier, „da war er aber noch limitiert, nicht der Juan Martin del Potro, der schließlich die US Open gewonnen hat“. Oder Carlos Moya, der ihn damals auf die leichte Schulter genommen hatte und ohne Tasche angetanzt war „mein erster Top-Ten-Sieg, unglaublich wichtig für mich“. Und natürlich: gegen Rafael Nadal 2005 in Halle, nachdem dieser gerade zum ersten Mal die French Open gewonnen hatte.

„Ich war schon seit Mittwoch da und dachte: Wenn ich den irgendwann schlage, dann jetzt. Aber auch Nadal war damals noch limitiert, konnte bei Einstand nicht nach außen servieren, hat zu 99 Prozent auf der Rückhand cross passiert. Er war ausrechenbar." Waskes Rezept: "Ich habe die ganze Zeit auf den Aufschlag nur den Rückhand-Return zugemacht, ihm immer flach in die Vorhand gespielt. Und wenn ich einen kurzen Ball hatte, bin ich auf die Rückhand vor und habe cross zugemacht. Relativ simpler Spielaufbau gegen ihn, und das hat funktioniert." Ergebnis: 4:6, 7:5, 6:3 für Waske - der damit zum „French-Open-Sieger-Besieger“ wurde.

Am Freitag um 18 Uhr bei „Kasi Live ohne Kasi": Gast-Moderator Sascha Bajin mit Ashley Harkleroad (die mittlerweile ihre Tochter trainiert), Thommy Thiele (Coach von Maria Sakkari) und Tobias Simon („inoffizieller Asse-Weltrekordhalter und schönster Tennisspieler der Welt“, so Bajin). Schaltet ein auf Instagram unter tennisnetnews!

von Florian Goosmann

Freitag
10.04.2020, 16:49 Uhr
zuletzt bearbeitet: 10.04.2020, 21:07 Uhr