Alexander Zverev - Deshalb fehlt er so auf der Tour
Alexander Zverev hat die Hoffnung auf ein Comeback im Spätsommer 2022 nicht aufgegeben. Auf der ATP-Tour wird er dringend vermisst.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
15.07.2022, 14:46 Uhr

Die sozialen Medien bergen für SpitzenathletInnen ja auch den Charme, dass nur exakt so viel Informationen preisgegeben werden müssen wie eben gerade gewünscht. Und also sitzt Alexander Zverev einigermaßen entspannt auf einer Bank, das rechte Bein gut verpackt in einem gekühlten strumpfähnlichen Verband. Was dies über die Aussichten auf eine Wiederkehr auf die ATP-Tour aussagt? Wenig. Außer, dass Alexander Zverev an eben jener arbeitet.
Dabei hat das Turnier in Wimbledon wieder einmal gezeigt, warum die deutsche Nummer eins für den Tennissport so wichtig ist: Zverev ist nämlich einer der wenigen Spieler, die gegen die ganz Großen im Geschäft, Novak Djokovic und Rafael Nadal nämlich, nicht mit dem Vorsatz auf den Court geht, nur ja nicht zu hoch zu verlieren. Sondern mit Gewinnabsichten. Profis dieser Sorte sind rar auf der Tour. Zumal Zverev neben der Überzeugung ja auch die spielerischen Mittel mitbringt, um die Altmeister zu besiegen. Das lässt sich sonst wohl nur von Daniil Medvedev auf Hartplatz und wohl auch schon Carlos Alcaraz behaupten.
Nur Thiem konnte Nadal und Djokovic auf Major-Ebene fordern
Ansonsten hat Wimbledon einige für die nachfolgenden Generationen ernüchternde Erkenntnissegebracht: Taylor Fritz etwa war nicht in der Lage, einen ohne Aufschlag agierenden Rafael Nadal aus dem Turnier zu werfen. Jannik Sinner hat auch nach der 2:0-Satzführung gegen Novak Djokovic nie den Eindruck vermittelt, dass er das Match tatsächlich gewinnen könnte. Und möchte. Stefanos Tsitsipas hat gerade zu viel mit sich selbst zu tun. Und Nick Kyrgios würde sich zwar alles zutrauen - in Novak Djokovic hat der Australier aber seinen Meister gefunden. Auch weil das spielerische Potenzial dann doch zu sehr am ersten Aufschlag hängt. Von der mentalen Komponente ganz zu schweigen,
In Sachen Zverev muss man allerdings auch anführen, dass der aktuelle Weltranglisten-Zweite bis dato weder gegen Rafael Nadal noch gegen Novak Djokovic bei einem Major gewinnen konnte. Gegen Nadal verlor Zverev 2017 in Australien und vor wenigen Wochen in Roland Garros, als er sich gegen Ende des zweiten Satzes am Knöchel verletzte. Gegen Djokovic hatte Zverev 2021 bei den Australian Open und in New York City das Nachsehen, ebenso wie 2019 in Paris. Auch beim 25-jährigen Deutschen müssen also Glaube und Können erst zusammenfinden - zumindest auf Grand-Slam-Ebene.
Das hat, mit Ausnahme von ein, zwei Ausnahmen (Medvedev im letzten Jahr bei den US Open und Tsitsipas gegen Nadal bei den Australian Open) in jüngerer Vergangenheit eigentlich nur ein Mann geschafft: Dominic Thiem. Aber der ist ja auch gerade auf dem beschwerlichen Weg zurück.