Altstar Jiri Novak führt Strassburg ins Final Four

Auch ohne Daniel Köllerer setzte sich der Kärntner Klub beim LTM Team Wien durch.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 07.06.2010, 23:36 Uhr

Von Manuel Wachta

Er ist schon 35, war vor siebeneinhalb Jahren die Nummer fünf der Welt – und hat’s bis heute nicht verlernt. Altstar Jiri Novak hat wieder mal seine Klasse aufblitzen lassen und den UTC Hohe Brücke Strassburg in der Herren-Bundesliga mit zwei Siegen beim LTM Team Wien zum 5:4 und damit zum Einzug ins Final Four im September geführt. Der Tscheche ging nach einer rund 2:40 Stunden dauernden Nervenschlacht als Sieger vom Platz. Sein Kärntner Klub beendete die Gruppe B nach der spannenden Entscheidung gegen den direkten Rivalen ums obere Play-off auf Platz zwei hinterm TC Gleisdorf (Steiermark), der bereits am Montag mit einem 9:0 über die Sportunion Klagenfurt (Kärnten) auch sein drittes Spiel gewonnen hatte.

Matchbälle abgewehrt
Viel dramatischer hätte das Match von Novak nicht verlaufen können. Der siebenfache ATP-Turniersieger lag gegen Ilya Belyaev im ersten Satz am Anfang mit 5:3 vorn, gab diesen aber noch mit 5:7 ab und geriet im zweiten 0:3 und 1:4 in Rückstand. Novak nützte darauf jedoch die schwächere Vorhand seines russischen Gegners immer besser aus, schaffte das Rebreak zum 3:4, musste aber bei 4:5 Matchbälle abwehren, im dritten Durchgang bei 4:5 und 0:40 sogar deren drei in Folge. Der Tscheche meisterte diese mehr als nur kritischen Situationen auch durch große Mithilfe seines Kontrahenten.

Ilya Belyaev (im Hintergrund) gegen Jiri Novak (im Vordergrund)


Der Matchball: Ilya Belyaev (im Vordergrund) gegen Jiri Novak (im Hintergrund)


Eschauer und Schranz überzeugen

Weit weniger aufregend waren die beiden anderen zeitgleich gestarteten Partien. Der Belgier Yannick Mertens (LTM) schlug den Slowenen Aljaz Bedene 6:4, 6:4, Denis Gremelmayr (LTM) verlor dagegen, gehandicapt durch ein angeschwollenes Knie nach einem mysteriösen Spinnenbiss in den USA, das rein deutsche Duell gegen Alexander Flock mit 1:6, 4:6. Starke Auftritte legten dann zwei heimische Routiniers in Diensten Strassburgs hin: Der 36-jährige Werner Eschauer, der seine Profikarriere ad acta gelegt hat, bezwang den Italiener Leonardo Azzaro mit 7:5, 6:2. Der 34-jährige Wolfgang Schranz bot beim 6:0, 6:3 gegen Daniel Elsner eine tolle Vorstellung, auch wenn sein deutscher Gegner mit Kreislaufproblemen kämpfte.

Slanar vergibt Entscheidung …
Im Einser-Duell hätte Martin Slanar damit alles klar machen können, doch der für Strassburg spielende Wiener schaffte es gegen den Argentinier Juan-Pablo Brzezicki nicht, den Sack zuzumachen. Drehte er im ersten Satz noch ein 3:5 in ein 7:5, so ließ er im zweiten ein 3:0 und 30/0 sowie ein 3:1 und 40/15 aus, verlor mit 4:6. Auch im dritten Durchgang erwischte Slanar den besseren Start, führte wieder 3:0 und auch mit 5:3, doch die letzten vier Games gingen an Brzezicki. Der Südamerikaner hielt so die theoretischen Chancen für das LTM Team Wien vor den Doppelmatches noch intakt.

Juan-Pablo Brzezicki (im Hintergrund) gegen Martin Slanar (im Vordergrund)


Der Matchball: Juan-Pablo Brzezicki (im Hintergrund) gegen Martin Slanar (im Vordergrund)


… und wird doch zum Matchwinner
Die nötig gewordene Aufgabe, alle drei Doppel gewinnen zu müssen, stellte sich für das LTM Team Wien aber wie erwartet als zu hart heraus. Gleich im Einser-Doppel machte die starke Paarung Slanar/Novak alle verbliebenen Hoffnungen der Hausherren zunichte, sorgte mit einem 6:2, 6:4 über Mertens/Belyaev für den fünften Punkt für Strassburg. Die Entscheidung war gefallen, und so beendeten Paukku (Ersatz für Gremelmayr)/Elsner und Flock/Eschauer bei 1:6, 3:4 vorzeitig die Partie, einigten sich auf einen Sieg für die Hausherren, denen auch das 6:1, 3:6, 6:3 von Brzezicki/Azzaro gegen Bedene/Schranz nichts mehr nützte.

Aljaz Bedene (im Vordergrund links) und Ilya Belyaev (im Vordergrund rechts) gegen Martin Slanar (im Hintergrund rechts) und Jiri Novak (im Hintergrund links)


Ein böses Erwachen
Das über eine so kompakte Mannschaft verfügende LTM Team Wien, bei dem Belyaev als Nummer 329 der Welt nur auf Position vier gereiht ist, muss damit ab Freitag überraschend gegen den Abstieg kämpfen. Bei Teamkapitän Dmitri Kotchetkov herrschte natürlich große Enttäuschung: „Wir haben unser Ziel nicht erreicht, das ist klar. Heute war’s leider mit zwei angeschlagenen Spielern und dem vergebenen Sieg von Belyaev schwer.“ Kotchetkov glaubt aber auch, „dass einfach alle Teams heuer deutlich besser geworden sind. Und wir haben sicher die schwerere Gruppe erwischt. Jetzt müssen wir noch einmal alle unsere Kräfte mobilisieren und wenigstens den Abstieg abwenden.“

Partylaune bei Strassburg
„Diesen Sieg hätte ich nie erwartet“, jubelte dagegen Georg Pirkebner, „ich bin stolz auf mein Team. Ich hab uns hier klar als Außenseiter gesehen. Der heutige Tag hat wieder mal gezeigt, dass Geld kein Tennis spielt“, konnte sich Strassburgs Mannschaftsführer einen Seitenhieb auf die ausschließlich mit Ausländern angetretenen Hausherren nicht verkneifen. Gelungen ist der Erfolg noch dazu ohne Daniel Köllerer: „Wir haben überlegt, ihn vor seinem heutigen Spiel beim ATP-Turnier in London zu holen, er hätte wohl aufgegeben und gleich weiter nach England müssen. Aber die Mannschaft hat sich dagegen entschlossen, wollte es aus eigener Kraft schaffen. Das ist ihr hoch anzurechnen.“ Um die Austragung des Final Four will sich Strassburg bewerben. Doch das war an diesem Abend nur ein Randthema. Das Siegerbier im Schweizerhaus im Wiener Prater wartete schon …


Herren-Bundesliga, Gruppe B, 3. und letzter Spieltag

LTM Team Wien – UTC Hohe Brücke Strassburg 4:5
Juan-Pablo Brzezicki (Argentinien) – Martin Slanar 5:7, 6:4, 7:5
Yannick Mertens (Belgien) – Aljaz Bedene (Slowenien) 6:4, 6:4
Denis Gremelmayr (Deutschland) – Alexander Flock (Deutschland) 1:6, 4:6
Ilya Belyaev (Russland) – Jiri Novak (Tschechien) 7:5, 5:7, 6:7 (4)
Leonardo Azzaro (Italien) – Werner Eschauer 5:7, 2:6
Daniel Elsner (Deutschland) – Wolfgang Schranz 0:6, 3:6
Mertens/Belyaev – Slanar/Novak 2:6, 4:6
Brzezicki/Azzaro – Bedene/Schranz 6:1, 3:6, 6:3
Juho Paukku (Finnland)/Elsner – Flock/Eschauer 1:6, 3:4 ret. Flock/Eschauer

Endstand
1. TC Gleisdorf (3 Siege, 0 Niederlagen; 7 Punkte)
2. UTC Hohe Brücke Strassburg (2 Siege, 1 Niederlage; 6 Punkte)
3. LTM Team Wien (1 Sieg, 2 Niederlagen; 5 Punkte)
4. Sportunion Klagenfurt (0 Siege, 3 Niederlagen, 0 Punkte)


Oberes Play-off

Meister-Play-off (Freitag, 10. September)
ULTV Linz – UTC Hohe Brücke Strassburg
TC Gleisdorf – 1. Salzburger TC Stiegl

Finale am Samstag, den 11. September


Unteres Play-off

Abstiegs-Play-off (Freitag, 11. Juni)
UTC Vandans – Sportunion Klagenfurt
LTM Team Wien – TC Babolat Deutsch-Wagram

Abstiegs-Finale am Sonntag, den 13. Juni

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Montag
07.06.2010, 23:36 Uhr