Andy Murray findet Argumente gegen Best-of-Five-Format

Andy Murray wäre einem Wechsel auf das Best-of-Three-Format auch bei Grand-Slam-Turnieren grundsätzlich nicht abgeneigt, wie der Brite in einem Chat mit Gael Monfils erklärte.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 23.11.2020, 19:25 Uhr

Andy Murray hat auch schon ein paar Epen geliefert
© Getty Images
Andy Murray hat auch schon ein paar Epen geliefert

Gut möglich, dass sich Gael Monfils in der vergangenen Woche auf eine spätere Karriere als Game-Show-Host eingestimmt hat. Auf seinem Twitch-Kanal analysierte der Franzose, mithin im feinen Zwirn und mit Krawatte, gemeinsam mit Andy Murray die ATP Finals, nahm aber auch zu dringenden Fragen des Tennissports im Allgemeinen Stellung. Vielmehr ließ er dies seinen prominenten Gast tun. Und eine jener Fragen, die auch der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic in London wieder auf den Tisch gebracht hat, ist jene, ob man bei Grand-Slam-Turnieren das Best-of-Five-Format beibehalten solle.

Gael Monfils übt schon für später
© Twitter
Gael Monfils übt schon für später

Die Meinungen unter den Spitzenspielern sind in dieser Hinsicht geteilt: Rafael Nadal, Dominic Thiem und Alexander Zverev verteidigten den Status Quo bei den Majors vehement, London-Champion Daniil Medvedev dagegen meinet, dass er auch mit Best-of-Three gut leben könnte. Medvedev argumentierte da allerdings rechtschaffen egoistisch: er rechne sich bei Matches auf zwei Gewinnsätze einfach bessere Chancen aus.

Marathon zwischen Isner und Anderson

Andy Murray hat einige Klassiker bei den Majors auf den Sand, den Rasen oder die Hartplätze in Melbourne und New York gezaubert. Und hat dennoch während seiner Verletzungspause als Co-Kommentator bei der BBC feststellen müssen, dass ein Fünf-Satz-Match dem Tennisfan als solchen einiges abverlangt. 2018 hatten John Isner und Kevin Anderson 6:36 Stunden lang gebraucht, um den zweiten Finalisten neben Novak Djokovic zu ermitteln.

Ein gefundenes Fressen für Ben Rothenberg, Journalist bei der New York Times, der seit geraumer Zeit eine, nun ja, Twitter-Kampagne gegen das klassische Format führt. Und eben dafür von Brad Gilbert, ebenfalls auf Twitter, die virtuelle rote Karte erhalten hat.

Kein Wunder also, dass Rothenberg das jüngste Statement von Murray im Rahmen seiner Auftritte bei Gael Monfils gefeiert hat. Der dreimalige Major-Champion meinte dabei etwa: „Manchmal verwechseln die Leute ein großartiges Tennismatch mit einer Partie, die einfach sehr, sehr lange gedauert hat.“ Zumal das Niveau ganz selten über den gesamten Zeitraum eines Fünf-Satz-Matches hoch sei.

Murray schont Kräfte

Murray merkte zwar an, dass man manchmal nach einem Zwei-Satz-Match, das in einer Stunde vorüber sei, das Gefühl habe, man sei als Fan zu kurz gekommen. Aber: „Oft bekommt man ein brillantes Drei-Satz-Match, weil beide Spieler wissen, dass sie bei jedem Punkt alles geben können.“ Er selbst habe andererseits auch schon Matches bei Majors gehabt, bei denen er in einem Satz mit 0:4 zurückgelegen sei. Und für ein paar Minuten nicht seinen maximalen Einsatz gezeigt hatte, damit er Kräfte für den Endspurt spart. Andererseits hat Sir Andrew selbst schon einige Klassiker hingelegt, die als Beleg dafür dienen, dass der Status Quo bei den Majors beibehalten werden sollte - wie etwa 2012 in Australien.

von Jens Huiber

Montag
23.11.2020, 15:40 Uhr
zuletzt bearbeitet: 23.11.2020, 19:25 Uhr