Andy Murray wünscht sich „Drive to Survive“ für den Tennissport
Andy Murray macht sich Gedanken über die Popularität des Tennissports. Eine Dokumentationsreihe nach Vorbild der Formel 1 könnte aus Sicht des Schotten helfen.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
22.12.2021, 07:57 Uhr

Die wichtigste, vielleicht sogar die einzige Frage ist ja folgende: Sollte es jemals eine Dokumentation á la „Drive to Survive“ im Rahmen des Tenniszirkus geben, wer nimmt dann die Rolle von Günther Steiner ein? Steiner, das sollte man wissen, ist der Teamchef des Formel-1-Rennstalls Haas. Und mit einer Direktheit gewappnet, die den Fan sofort abholt. Günther Steiner redet nicht um den heißen Brei herum, er wirft sich direkt in eben diesen hinein. Mit Wonne und ohne Rücksicht auf Verluste. Allein deshalb ist die Netflix-Dokumentationsreihe schon sehenswert.
„Drive to Survive“ gilt als einer der Hauptgründe, warum die Königsklasse des Motorsports endlich auch in den USA breitere Zuschauer-Schichten erschlossen hat. Die Nähe zu den Sportlern, Teamchefs und -besitzern ist wirklich erstaunlich.
Andy Murray nun entstammt bekanntlich britischer Prägung. Dort soll ja eine der Wiegen des Rundstreckensports stehen, in Silverstone nämlich. Murray hat „Drive to Survive“ gesehen und ist zum Fan geworden, wie er in einem Interview mit Eurosport UK erzählte.
Murray hat Zweifel
Murray selbst ist das Metier vertraut, für die Dokumentation „Andy Murray: Resurfacing“, die bei Amazon Prime lief, ließ sich der dreimalige Major-Champion zwischen 2017 und 2019 von einem Kamerateam begleiten. Und zeigte dabei Einblicke in sein Leben, die ansonsten nur Familienmitgliedern und engen Freunden zuteil wurden. Warum das so funktionierte? Weil Andy Murray die Regisseurin kannte und ihr vollends vertraute.
Warum also nicht eine Doku über den gesamten Tenniszirkus in der Art von „Drive to Survive“? Murray wäre sofort dabei. Die Hürden dafür sind ihm natürlich klar. „Wir müssen verstehen, dass jeder von diesem Level an Respekt und Zugang profitieren würde. Es ist für den Sport als gesamtes großartig.“
Wird so etwas auf der ATP-Tour passieren? Andy Murray hat seine Zweifel. „Ich glaube nicht, dass Tennis offen genug für derart großen Zugang ist“, sagte der Routinier. „Das ist schwierig zu verstehen, weil es ist brillant. Viele Leuten haben über „Drive to Survive“ gesprochen. Ich habe auch ein paar Episoden gesehen. So etwas wäre wirklich gut für das Tennis.“ Aber: „Alle Spieler müssen sich damit wohlfühlen. Wenn sie sich dadurch einen Belohnung erwarten dürfen - vielleicht finanziell - dann bin ich fast sicher, dass sie es tun würden.“
Für die Rolle des herrlich offenen Günther Steiner wäre der gerne grantelnde Sir Andy Murray im Übrigen fast eine Idealbesetzung.