Andy Roddick über GOAT-Diskussion: "Wie den Oscar zu verleihen, ohne den Film zu Ende zu schauen"

Wie viele Tennisspieler aktuell nutzt auch Andy Roddick die durch den Coronavirus bedingte Quarantäne, um via Videochat über den Tennissport zu reden. Bei seinem ersten Auftritt im Tennis Channel spricht der Amerikaner über die Diskussion, wer denn der Größte aller Zeiten sei, und Spieler, denen er aktuell gerne zusieht. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 27.03.2020, 12:57 Uhr

Andy Roddick hält die GOAT-Diskussion (noch) für dumm.
Andy Roddick hält die GOAT-Diskussion (noch) für dumm.

Es ist die Diskussion schlechthin im Tennissport der letzten Jahre: Die Frage, wer unter den "Big Three", unter den drei Ausnahmekönnern Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic noch einmal hervorsticht, sich GOAT - Größter aller Zeiten - nennen darf. Genauso wie diese Diskussion von den Leistungen der "Big Three" auf dem Platz lebt, lebt diese Debatte natürlich von den ehemaligen und aktiven Spielern, Trainern und Experten, die ihre Einschätzung zu dieser Frage zum Besten geben. 

Bei allem Respekt an Andy Roddick wäre seine Einschätzung in diesem Wust an Meinungen wohl untergegangen, hätte sich der US-Amerikaner nicht entschieden, einen anderen Aspekt in diese Debatte einzubringen. Im Gespräch mit dem Tennis Channel meinte der ehemalige Weltranglisten-Erste nämlich: "Ehrlich gesagt, finde ich es zu diesem Zeitpunkt ein wenig dumm. Es ist wie den Oscar zu verleihen, ohne den Film zu Ende gesehen zu haben.“ Würde man laut Roddick heute einen der "Großen Drei" zum GOAT kühren, so würden sich die anderen beiden respektlos behandelt fühlen. "Es ist einfach zu früh", so Roddick. 

Andy Roddick: "Dir gehen die Superlative aus"

Statt schier endlos zu versuchen, einen der drei Führenden in der Grand-Slam-Titelwertung über die anderen beiden zu stellen, sollte man vielmehr froh sein, diese drei Spieler zur selben Zeit auf dem Court zu sehen: "Ich bin einfach froh, dass wir Rafa, Novak und Roger noch immer im Tennis haben. Hoffentlich kommt auch Andy Murray zurück", meinte Roddick. Die Greatest-Of-All-Time-Diskussion "dumm" zu finden, heißt aber keineswegs, der Amerikaner würde die Leistungen der "Big Three" nicht anerkennen: "Dir gehen irgendwann die Superlative aus, um zu beschreiben, wie verrückt es ist, dass diese drei Spieler dieses Level für eine so lange Zeit spielen", so der 38-Jährige. Manchmal fühle es sich an, als würden die Drei X-Box spielen. 

Die Außergewöhnlichkeit der Leistungen dieser drei Spieler machte Andy Roddick am Beispiel von Pete Sampras fest: "Er würde ein Grand Slam in einem Jahr, zwei in einem sehr guten Jahr gewinnen, aber er würde trotzdem manchmal in der dritten oder vierten Runde verlieren. Aber diese drei schaffen es jedes Mal ins Halbfinale – es ist verrückt", betonte Roddick. Dabei beherrschen Federer, Nadal und Djokovic vor allem eine Tugend, welche einen sehr guten von einem außergewöhnlichen Tennisspieler unterscheide: "Eines der wichtigsten Dinge ist es, konstant in die Semifinals zu kommen – auch wenn man in der ersten Woche nicht sein bestes Tennis spielt. Konstanz macht den Unterschied."

Nichtsdestotrotz sind diese drei Herren bereits im Herbst ihrer Karrieren, Novak Djokovic ist mit 32 Jahren der jüngste Vertreter, Roger Federer hingegen schon 38 Jahre alt. Auf die Frage, wem der jungen Generation er besonders gerne zusehe, hat Andy Roddick drei Namen parat: Bianca Andreescu, Coco Gauff und Felix Auger-Aliassime. "Es ist aufregend Bianca Andreescu zuzusehen. Sie lässt es wie einen Straßenkampf aussehen", so der Amerikaner. "Felix Auger-Aliassime hat sehr viel Power, obwohl es nicht aussieht, als würde er bis zu den Schuhen ausholen", bewundert Roddick den kanadischen Shooting-Star. Und Coco Gauff? "Sie ist einfach traumhaft." 

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von Michael Rothschädl

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27.03.2020, 13:00 Uhr
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