Angelique Kerber - "Ein Sieg wäre das schönste Geschenk"
Angelique Kerber ist mit ihrem 100. Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier problemlos in die dritte Runde der Australian Open 2019 eingezogen. Wie schon in den vergangenen Jahren wird die Weltranglisten-Zweite ihren Geburtstag in Melbourne feiern.
von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet: 17.01.2019, 08:52 Uhr
Als Angelique Kerber im Sommer 2011 nach einer Auftaktpleite in Wimbledon nach Hause kam, hätte sie sich das alles nur schwer erträumen können. Kerber wollte sich damals, in der akuten Enttäuschung, am liebsten aus dem Profitennis verabschieden , es mache „alles keinen Sinn mehr“, klagte sie gegenüber ihrer Mutter Beata. „Ich war an einem toten Punkt angelangt“, sagt Kerber im Rückblick auf den „schwersten Moment“ ihrer recht wunderlichen Laufbahn.
Im Januar 2019 steht sie nun aber immer noch auf dem Tennisplatz. Und zwar nicht mehr als frustrierte Nebendarstellerin auf Nebenplätzen, sondern als mitbestimmende Kraft im weltweiten Wanderzirkus. Kerber hat Karriere gemacht – und wie. Sie ist dreimalige Grand-Slam-Gewinnerin, sie erklomm Platz 1 der Weltrangliste, und im letzten Jahr erfüllte sie sich auch noch den Traum aller Träume, den Sieg im einst eher verdammten Tennis-Heiligtum Wimbledon.
Historischer Sieg gegen Haddad Maia
Und mit einem neuen Meilenstein-Erfolg geht sie jetzt auch in das Australian Open-Match an ihrem 31. Geburtstag, am Freitag, den 18. Januar 2019: Denn der solide 6:2, 6:3-Auftritt in der zweiten Melbourne-Runde gegen die Brasilianerin Beatriz Hadda Maia war zugleich der 100. Grand Slam-Sieg für das tüchtige Nordlicht, für jene Kerber, die als ganz junge Berufsspielerin fast daran verzweifelte, nicht genug aus ihren Talenten und Möglichkeiten zu machen. „Wenn ich manchmal zurückschaue, denke ich: Wahnsinn, dass ich so die Kurve gekriegt habe“, sagt Kerber.
Kerber gibt sich noch „ein paar gute Jahre“ im Wanderzirkus der Tennisnomaden, sie hat auch nach dem denkbar größten Coup in Wimbledon noch nicht genug. 2019 soll ein Jahr der Bestätigung der starken Leistungen der Vorsaison werden, mit einem neuen Gesicht in ihrem Camp, mit dem ehemaligen Weltklassespieler Rainer Schüttler. Das Match am 31. Geburtstag gegen die australische Grand-Slam-Debütantin Kimberly Birrell soll nur eine Durchgangsstation sein, Kerber will in die zweite, alles entscheidende Grand-Slam-Woche.
Kerber als klare Favoritin in Runde drei
Und am liebsten noch einmal ins Endspiel in der Rod Laver-Arena, an jenem Schauplatz, der in den Berufswegen sowohl von ihr selbst als auch von ihrem Coach eine prägende Rolle spielte. Kerber gewann hier ihren ersten Major-Titel 2016, gegen eine gewisse Serena Williams, es war der endgültige Durchbruch in die feine Gesellschaft der Grand-Slam-Gewinnerinnen. Und Schüttler, er war Down Under auch mal obenauf, als einziger deutscher Herrenspieler neben Boris Becker und Michael Stich, der ein Grand-Slam-Endspiel erreichte. 2003 verlor er in Melbourne dann gegen Andre Agassi, es war gleichwohl ein höchst bemerkenswerter Turnier-Lauf des inzwischen 42-jährigen Nordhessen.
Kerber spielt bisher grundsolide in Melbourne, auch gegen Haddad Maia vermied sie unnötigen Ärger und Aufregungen. Nicht nur gegen Birrell, die gebürtige Düsseldorferin (ihr Vater arbeitete lange Jahre als Tennistrainer in der NRW-Landeshauptstadt), soll Kerber nach dem Willen von Coach Schüttler allerdings noch eine Spur aggressiver und mutiger spielen, schließlich hatten beide an dieser erwünschten Vorwärtsstrategie in der Vorbereitung intensiv gearbeitet. Doch zum Geburtstag wünscht sich Kerber vor allem einen Sieg: „Das wäre natürlich das schönste Geschenk“. Für sie. Und für Schüttler auch, den Neuen an ihrer Seite.
Kerber Angelique