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Victoria Azarenka: Tränen und Verzweiflung pur bei ehemaliger Nummer eins

Die Weißrussin scheiterte auch bei den Australian Open früh und kämpft weiter um den Anschluss. Bei der Pressekonferenz nach dem Erstrunden-K.o. flossen bei "Vika" die Tränen.

von Ulrike Weinrich aus Melbourne
zuletzt bearbeitet: 16.01.2019, 07:43 Uhr

Victoria Azarenka findet keinen Ausweg aus der Krise
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Victoria Azarenka findet keinen Ausweg aus der Krise

Die Fragerunde im Medienzentrum im Melbourne Park war fast schon beendet, da bohrte ein Journalist noch einmal tief in der Wunde. Woher sie denn die Stärke nehme, weiter zu kämpfen, wollte er von Azarenka wissen.

Azarenka mit Tränenattacke bei PK

Die 29-Jährige blieb zunächst stumm, dachte nach - und dann ließ sie ihren Gefühlen freien Lauf. Sie schluchzte und verbarg ihr Gesicht.

Die WTA-Beauftragte war schon im Begriff, die PK abzubrechen, doch Azarenka, ansonsten eher distanziert-unnahbar, blieb sitzen und gab Einblick in ihr Seelenleben.

"Ich habe viel durchgemacht in meinem Leben und manchmal frage ich mich, warum ich mir das antue", meinte Azarenka nach dem 7:6, 4:6, 2:6 gegen Laura Siegemund. 

"Es ist nicht einfach, hier zu sitzen und positiv zu sein, aber ich habe keine andere Wahl"

Ausgerechnet an dem Ort ihrer bislang größten Erfolge erlebte die Australian-Open-Siegerin von 2012 und 2013 einen weiteren Tiefpunkt. Azarenka, derzeit die Nummer 53 der Welt, kämpft verzweifelt um den Anschluss. 

Seit ihrer Rückkehr auf die Tour im März 2018 nach einem mehrmonatigen und psychisch sehr belastenden Sorgerechtsstreit um ihren inzwischen zweijährigen Sohn Leo hat sie bislang nur ein Halbfinale (Miami) erreicht.

Azarenka: Starke Trainingsleistungen, schwache Ergebnisse 

"Im Training spiele ich wirklich gut, aber im Match kann ich es nicht umsetzen", klagte die Powerspielerin, die während der juristischen Auseinandersetzung mit Leos Vater die USA nicht verlassen durfte.

Es gibt sogar Gerüchte, dass ihr Ex-Freund das Urteil über das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn anfechten will. Auch sportlich läuft es nicht: Dem Erstrundenaus in Auckland gegen Venus Williams (USA) folgte nun der Tiefschlag gegen Siegemund. 

"Es ist nicht einfach, hier zu sitzen und positiv zu sein, aber ich habe keine andere Wahl", erklärte Azarenka.

Das Hoffen auf den Fissette-Effekt 

Die Rückholaktion ihres Ex-Trainers Wim Fissette, der 2018 Angelique Kerber betreute, hatte bislang noch nicht den erhofften Impuls. Der Belgier hatte nach der vergangenen Saison Benjamin Ebrahimzadeh abgelöst.

Dem "Team Vika" gehört als Hittingpartner auch der Stuttgarter Basti Sachs an, der in gleicher Funktion einst im deutschen Fed-Cup-Team fungierte.  

"Der Beginn der Saison war scheiße. Ich muss jetzt versuchen, so viel wie möglich zu spielen und etwas aufzubauen, denn meine Ziele sind hoch", sagte "Vika", bevor sie frustriert Melbourne verließ.

Vom "Happy Slam" jedenfalls wollte Azarenka erst einmal nichts mehr wissen.   

von Ulrike Weinrich aus Melbourne

Mittwoch
16.01.2019, 09:22 Uhr
zuletzt bearbeitet: 16.01.2019, 07:43 Uhr