Aryna Sabalenka: Kein Respekt für ihre Bezwingerin?
Aryna Sabalenka muss auf ihren ersten Triumph im Stade Roland-Garros weiter warten. Während und vor allem auch nach ihrer Niederlage gegen Coco Gauff gab die Weltranglisten-Erste kein gutes Bild ab.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
08.06.2025, 10:32 Uhr

Es ist noch keine Woche her, da hat Gardine Muguruza in einem Podcast Aryna Sabalenka die höchsten Weihen erteilt. „Ich liebe es, wie Sabalenka dominiert“, erklärte die ehemalige Nummer eins der Welt und mittlerweile Turnierdirektorin der WTA Finals. „Ich sehe ihr oft zu. Sie hat die perfekte Persönlichkeit für die Nummer eins der Welt. Sie ist lustig, sie ist nicht schüchtern, hat viele Fans, ist in den sozialen Medien aktiv, sie hat grandiose Stärke und Talent. Ich mag sie wirklich als Nummer eins.“
Spannend zu wissen wäre, was Muguruza nach der gestrigen Vorstellung von Sabalenka im Endspiel von Roland-Garros zu sagen hat. Denn abgesehen von der sportlichen Komponente gab es vor allem in der Pressekonferenz, aber schon in der Ansprache auf dem Court Philippe-Chatrier und auch während des Matches mehrere Sequenzen, die man sich von einer besten Spielerin der Welt nicht wünscht. Von einem besten Spieler der Welt auch nicht. Denn so schlecht konnten Novak Djokovic, Rafael Nadal oder Roger Federer gar nicht spielen, dass sie nach einer Niederlage nicht respektvoll mit ihren Bezwingern umgegangen wären. Ebenso unvorstellbar, dass Jannik Sinner, sollte er heute gegen Carlos Alcaraz verlieren, darauf hinweist, dass ein anderer Spieler Alcaraz sicher geschlagen hätte.
Sabalenka schimpft in Richtung Box
Nun sind mehr als 70 Fehler ohne Not in einem Endspiel eines Majors mehr als 70 Gründe zum Ärger. Und auch Novak Djokovic hat ab und zu ziemlich böse in seine Box geblickt und geschimpft. Kenner der russischen Sprache haben aber nur den Kopf geschüttelt, als Sabalenka im dritten Satz in Richtung Betreuerteam geflucht hat. Dass alle davon nutzlos seien, war nur die jugendfreie Version.
Immerhin gab es nach dem Matchball eine Umarmung für Gauff, aber schon die Ansprache auf dem Court ließ jenen Respekt vermissen, der von einer mittlerweile so erfahrenen Spielerin vorausgesetzt werden darf.
„Iga hätte das Match gewonnen“
In der Pressekonferenz gab Sabalenka dann vor, extrem selbstkritisch zu sein. Gab Coco Gauff aber auch gleich nochmal eine mit. „Schon wieder eine furchtbare Vorstellung von mir in einem Finale gegen Coco. … Ich kann nicht jedes Mal in einem Grand-Slam-Endspiel gegen sie so furchtbares Tennis spielen und diese Siege, nicht einfach, aber emotional herschenken.“ Und als Schlusspunkt: „Ich glaube, dass Iga heute rausgegangen wäre und das Match gewonnen hätte.“
Das lässt sich weder beweisen noch widerlegen. Aber als erste Repräsentantin des Frauentennis hätte Aryna Sabalenka ihren Frust auch besser verkleiden können. Müssen.
Hier das Einzel-Tableau der Frauen