ATP-Challenger Hamburg: Tim Rühl - Doppel-Champion und Turnierveranstalter

Für Tim Rühl ist die Saison 2025 schon jetzt eine besondere. Mit seinem Titelgewinn beim Hamburg Ladies & Gents Cup am Samstag setzte der 27-Jährige aus Waldshut-Tiengen nun das nächste Ausrufezeichen.

von Florian Heer
zuletzt bearbeitet: 26.10.2025, 13:50 Uhr

Tim Rühl feiert in Hamburg
© Witters
Tim Rühl feiert in Hamburg

Gemeinsam mit seinem belgischen Partner Michael Geerts sicherte er sich seinen zweiten ATP-Challenger-Doppeltitel des Jahres, nachdem das Duo bereits im Sommer bei den Dutch Tennis Open in Bunschoten triumphiert hatte. 

Derzeit steht Rühl auf Position 197 der Doppel-Weltrangliste. Neben seinen beiden Challenger-Erfolgen hat er in diesem Jahr auch drei Titel auf der ITF World Tennis Tour gewonnen – insgesamt kommt er nun auf 13 ITF-Turniersiege. 

Nach dem Endspiel in Hamburg zeigte sich Rühl rundum zufrieden mit seinem Auftritt im hohen Norden: „Es war insgesamt natürlich eine positive Woche. Wir harten eine schwierige Auslosung, sind aber souverän gestartet und haben unsere Aufgaben gemeistert. Im Endspiel war es erneut sehr eng, haben am Ende aber vielleicht ein oder zwei Returns mehr ins Feld gebracht.“ 

Eingespieltes Duo mit College-Vergangenheit 

Rühl und Geerts kennen sich schon seit vielen Jahren – die Grundlage ihrer erfolgreichen Partnerschaft wurde dabei während ihrer Collegezeit in den Vereinigten Staaten gelegt. 

„Wir kennen uns bereits sehr lange und haben gemeinsam an der Arizona State University gespielt. Er ist ein guter Grundlinienspieler. Ich habe meine Stärken eher am Netz. Da ergänzen wir uns recht gut. Zudem haben wir insgesamt viel Zeit zusammen verbracht. Das macht es spezieller und man lernt sich auch außerhalb des Platzes besser kennen.“ 

Vom College auf die Profi-Tour 

Zwischen 2017 und 2021 studierte Rühl an der Arizona State University in Phoenix, wo er mit einem Bachelor in Betriebswirtschaftslehre abschloss. Anschließend absolvierte er seinen Master in Supply Chain Management an der Texas Christian University in Fort Worth. 

„Ich war kein schlechter Jugendspieler, es gab allerdings auch bessere. Mein damaliger Coach Peter Pfannkoch hat mir zu dem Weg geraten. Nach anfänglicher Skepsis habe ich mich aber gut reingelebt. Schlussendlich habe ich fünf Jahre in den USA verbracht und in der Schule richtig Gas gegeben. Ich habe ein Zweijahresprogramm innerhalb eines Jahres abgeschlossen. Am Ende war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung.“ 

Die Collegezeit sei für seine Entwicklung als Spieler und Mensch enorm wichtig gewesen. „Ich habe gelernt selbstständiger zu werden und auf lange Zeit von zu Hause weg zu sein. Das war eine neue Erfahrung. Wenn man außerdem für ein Team spielt, lernt man mit vielen Druckmomente umzugehen, was dich insgesamt wachsen lässt,“ erzählt Rühl. 

Leben auf der Tour und in der Heimat 

Der Wechsel vom Teamcollege in die Individualwelt der Profitour brachte neue Herausforderungen. „Eine große Umstellung war es sicherlich von diesem Teamgedanken wegzukommen. Ich bin jetzt wieder alleine auf der Tour unterwegs, auch wenn man im Doppel natürlich einen Partner an der Seite hat.“
Wenn er nicht auf Reisen ist, trainiert Rühl weiterhin in seiner Heimat. „Natürlich bin ich viel unterwegs. Ansonsten bin ich immer noch in Waldshut-Tiengen, im Südwesten Baden-Württembergs unmittelbar an der Schweizer Grenze. Dort trainiere ich. Mein Vater, der selber ein ordentlicher Tennisspieler war, hilft mir, aber ich mache sehr viel alleine. Einen festen Coach habe ich nicht.“ 

Neues Event für Doppelspieler: Die Schlatter Open 

Auch abseits des Courts ist Rühl engagiert. Zusammen mit Bundesliga-Kollege Patrick Zahraj arbeitet er an einem neuen Projekt.
„Ich habe das Glück, dass ich in meinem Bundesliga-Team in Pforzheim Patrick Zahraj kennengelernt habe. Wir haben über die letzten Jahre ein gute Beziehung aufgebaut. Wir spielen häufig miteinander und reisen auch viel gemeinsam. Außerdem werden wir Ende des Jahres gemeinsam ein Turnier veranstalten,“ erklärt Rühl. 

Das Turnier soll eine Lücke im nationalen Tennis schließen. „Wir veranstalten in meinem Heimatort in Waldshut-Tiengen ein großes nationales Doppelturnier – die Schlatter Open – mit 15.000 Euro Preisgeld plus Hospitality. Es soll im Grunde der Ersatz für die abgeschafften deutschen Meisterschaften sein. Wir wollen auch den Doppelspielern eine Plattform geben, da sie es sich verdient haben. Das Turnier wird vom 19. bis 21. Dezember ausgetragen Jakob Schnaitter/Mark Wallner, Constantin Frantzen/Hendrik Jebens und auch Philipp Petzschner wird aus dem Ruhestand zurückkommen und sich an der Seite seines Schützlings Max Schönhaus mit den jungen Wilden messen. Es wird spannend und wir freuen uns schon sehr darauf.“ 

Blick nach vorn 

Seine eigenen sportlichen Ziele für den Rest des Jahres hat Rühl klar vor Augen. „Anfang des Jahres wollte ich unter die Top 200 zu kommen. Das habe ich erreicht und durch meinen Titelgewinn auch gefestigt“, gibt der Doppelspezialist zu Protokoll und ergänzt: „Jetzt geht es noch mit Patrick zusammen für drei Wochen in die USA. Mal schauen, was noch geht. Insgesamt bin ich sehr zufrieden und möchte die Saison natürlich bestmöglich abschließen.“
 

von Florian Heer

Sonntag
26.10.2025, 11:01 Uhr
zuletzt bearbeitet: 26.10.2025, 13:50 Uhr