ATP-Chef Andrea Gaudenzi: Challenger für Fans und Sponsoren zu uninteressant
ATP-Boss Andrea Gaudenzi hat sich kritisch über die ATP-Challenger-Tour geäußert. Und dafür Widerspruch von Spielern und Offiziellen geerntet.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
19.12.2021, 16:58 Uhr

Die Frage, wie viele Tennisspieler als Profis auf der ATP- bzw. der ATP-Challenger-Tour ihren Lebensunterhalt verdienen sollen, hat schon vor Andrea Gaudenzi viele Funktionäre umgetrieben. Gaudenzi aber hat kürzlich in einem Interview klar gemacht, dass er nicht glaubt, dass Spieler, die nur Challenger bestreiten, auf Dauer davon leben könnten. Vielmehr verglich der Italiener die Challenger-Tour mit derUniversität, in der man für den richtigen Job auf der ATP-Tour lernt.
„Ich glaube nicht, dass es jemals möglich sein wird, auf diesem Level (der Challenger-Tour, Anm. d. Red) eine sich selbst erhaltende Tour zu haben, einfach weil das Interesse dafür bei den Fans und das Engagement von Sponsoren und TV-Stationen fehlen, und weil es zu wenig Einnahmen aus Ticket-Verkäufen gibt.“ Tatsächlich werden die Challenger-Turniere in der Regel nur gestreamt - mit einer einzigen Kamera-Einstellung.
Tennis wie die Formel 1?
Die Einschätzung des ATP-Chefs stieß bei einigen Spielern und Funktionären allerdings nicht auf Zustimmung. Tennys Sandgren forderte, wieder einmal, die Ablöse von Gaudenzi. Im konkreten Fall, weil mit diesen Aussagen eine verheerende Außenwirkung einhergehe. Noah Rubin schlug schwer ironisch vor, es doch gleich wie die Formel 1 zu machen: eine geschlossene Gesellschaft von 20 Spielern, die alles untereinander austragen. Wenn das dem Tennissport helfe …
Paul McNamee, ehemalige australische Doppel-Größe auf der ATP-Tour und nunmehr Turnierdirektor bei den Australian Open, konnte mit Gaudenzis Analyse auch nichts anfangen. Die Kommentare seien höchsten respektlos gegenüber Spielern, die keine andere Wahl hätten. „Vielleicht ist er zu sehr damit beschäftigt, alle 1000er in zweiwöchige Events umzuwandeln, was die Anzahl der Turniere noch weiter reduzieren würde“, wütete McNamee in den sozialen Netzwerken.