ATP: Die fünf größten Grand-Slam-Comebacks 2020

Die Tennis-Traditionalisten sind sich einig: Das Best-of-Five-Format muss bleiben. Wie sonst hätten wir diese Comebacks genießen können?

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 03.12.2020, 09:56 Uhr

Fabio Fognini hat bei den Australian Open ein großes Comeback hingelegt
© Getty Images
Fabio Fognini hat bei den Australian Open ein großes Comeback hingelegt

#1: Australian Open, Runde 1, Fabio Fognini vs. Reilly Opelka 3:6, 6:7 (4), 6:4, 6:3, 7:6 (10:5)

Als Fabio Fognini die Auslosung für die Australian Open 2020 gesehen hat, ist beim Italiener wohl herzlich wenig Freude aufgekommen. Schon wieder musste er gegen Reilly Opelka ran, gegen den er erst bei den US Open verloren hatte. Und der Aufschlagkünstler legte auch in Melbourne in gewohnter Manier los, holte sich die ersten beiden Sätze. Die gute Nachricht für Fabio: Das Match musste nach dem zweiten Durchgang aufgrund eines fast biblischen Regengusses unterbrochen werden. Und konnte erst am folgenden Tag fortgesetzt werden, an dem sich Fognini deutlich besser spürte als noch zu Beginn des Matches. Er habe Glück gehabt, gab Fabio nach seinem Erfolg unumwunden zu. Am ersten Tag wäre Opelka besser als er gewesen. Gegen Leute mit so einem mächtigen Service sei es immer schwierig zu gewinnen. Aber irgendjemand müsse es ja machen. In Melbourne war er selbst so frei.

#2: US Open, Runde 1, Andy Murray vs. Yoshihito Nishioka 4:6, 4:6, 7:6 (4), 7:6 (5), 6:4

Das Gute an Andy Murray war Zeit seiner Karriere ja: Im Grunde braucht der Schotte gar kein Best-of-Five-Format, um epische Matches abzuliefern. Bei den US Open konnte er aber nicht anders: Nach einem 0:2-Satzrückstand gegen Yoshihito Nishioka packte Murray wieder seine ganze Trickkiste aus. Sehr zum Vergnügen der zahlreichen Kollegen, die aus den Logen, die die USTA den SpielerInnen zur Verfügung gestellt hatten, das Treiben im Arthur Ashe Stadium beobachteten. Vier Stunden und 39 Minuten bearbeiteten sich Murray und Nishioka in der sommerlichen Hitze von New York City. Nach seinem Sieg hatte Murray nur einen Wunsch: ein Eisbad. In der Kabine gebe es zwar eines. Dieses Eisbad sei aber für Notfälle reserviert. Er werde für sich einen solchen geltend machen, so Murray.

#3: French Open, Runde 1: Andrey Rublev vs. Sam Querrey 6:7 (5), 6:7 (4), 7:5, 6:4, 6:3

Er war sich sicher, dass das Match verloren war, sollte Andrey Rublev unmittelbar nach seinem Comeback-Sieg gegen Sam Querrey in Roland Garros zu Protokoll geben. Nachdem Rublev die ersten beiden Sätze im Tiebreak verloren hatte, lag er im dritten Akt mit 2:5 zurück. Querrey aber leistete sich ein paar Minuten der Schwäche, ließ den Russen zurück ins Match. Und Rublev, der nur zwei Tage zuvor in Hamburg im Endspiel gegen Stefanos Tsitsipas ein ähnliches Comeback hingelegt hatte, wurde mit Fortdauer der Partie immer stärker. Und das, obwohl er selten so nervös gewesen wäre wie vor diesem Erstrunden-Match in Roland Garros.

#4: US Open, Runde 3: Borna Coric vs. Stefanos Tsitsipas 6:7(2), 6:4, 4:6, 7:5, 7:6(4)

Apropos Stefanos Tsitsipas: Der Grieche hatte bei den US Open gegen Borna Coric den Einzug in das Achtelfinale schon vor Augen, führte im vierten Satz mit 5:1 und hatte insgesamt sechs Matchbälle, die er allesamt vergab. Was Coric nach der Partie auch zur Feststellung veranlasste, dass er doch sehr viel Glück gehabt habe. Tsitsipas wiederum nahm es sportlich: Dieses Match sei das gleichzeitig das traurigste und lustigste Erlebnis in seiner Tennis-Karriere gewesen.

#5: US Open, Finale: Dominic Thiem vs. Alexander Zverev 2:6, 4:6, 6:4, 6:3, 7:6 (6)

Das Finale der diesjährigen US Open mag nicht das qualitativ beste Match des Turniers gewesen sein, aus deutschsprachiger Sicht aber sicherlich jene Partie, die am meisten an den Nerven gezehrt hat. Alexander Zverev wirkte zwei Sätze lang unantastbar, spielte genau so offensiv, wie sich das wohlmeinende Beobachter der deutschen Nummer eins immer wünschen. Dominic Thiem allerdings kämpfte sich in seinem vierten Major-Finale zurück ins Match - und stand im Entscheidungssatz dennoch zwei Punkte von einer Niederlage entfernt. Nach einer Spielzeit von 4:01 Stunden und mit dem 163. Punkt an diesem Nachmittag in New York City (Zverev hatte am Ende 159 gewonnen) durfte Thiem erschöpft, erleichtert und glücklich zu Boden gehen.

von Jens Huiber

Donnerstag
03.12.2020, 15:35 Uhr
zuletzt bearbeitet: 03.12.2020, 09:56 Uhr